Wir gratulieren
Wann genau die Fischstäbchen erfunden wurden, ist nicht ganz sicher. Im grossen Stil produziert wurden sie wohl ab Ende 1953 in den USA. Seither gibt es kaum eine Fischspeise, die so beliebt ist wie diese.
Man kann sie ja dekadent finden oder einfallslos, die Fischstäbchen. Verkaufstechnisch aber sind sie eine Erfolgsgeschichte, die ihresgleichen sucht. Sie sind nach dem Lachs das meistverkaufte Fischprodukt in der Schweiz. Es gibt für Eltern wohl keine Form, in der sie Fisch mit geringerem Widerstand ins Kind kriegen.
Der Öko-Gesundheitsfraktion hingegen sind die bis zur Unkenntlichkeit filetierten und panierten Seelachse ein Dorn im Auge. Trotz Nachhaltigkeitslabels und hinzugefügten Omega-Fettsäuren werden die Fischstäbchen das schlechte Image, das Convenience-Food stets anhaftet, nie ganz los. Für die Fische sind sie sowieso ein Fluch, werden dafür nur Filets verwendet.
Nimmt man noch die geopolitische Komponente hinzu, wird es erst recht kompliziert mit den Fischstäbchen. Weil der Alaska-Seelachs (der genaugenommen gar kein Lachs ist, sondern der Familie der Dorsche angehört) nicht wie sein Name suggeriert nur in Alaska, sondern zu einem grossen Teil in russischen Gewässern gefischt und in China filetiert wird, drohte angesichts des Ukraine-Krieges neben einer Energie- auch eine Fischstäbchenkrise; ein kalter Krieg der frittierten Fische.
Der alte weisse Mann als Werbebotschafter
Wann genau sie erfunden wurden, ist nicht ganz sicher. Im grossen Stil produziert wurden sie wohl ab Ende 1953 in den USA. Und seither gibt es kaum eine Fischspeise, die so beliebt ist wie diese. Zum grossen Erfolg wurden die Fischstäbchen aber vor allem auch dank der Werbung mit dem bärtigen Kapitän. Sah er damals noch nach hartgesottenem Fischer aus, erinnert er heute eher an das «Traumschiff».
In Grossbritannien versuchte man etwas zu radikal mit dem Zeitgeist zu gehen und den Käpt’n durch eine junge Frau zu ersetzen – doch in einer Empörungswelle monierten die Briten die Auslöschung des weissen alten Mannes in der ersetzten Werbefigur.
In der Schweiz hingegen machte höchstens der Ex-CS-Verwaltungsratspräsident Urs Rohner Käpt’n Findus Konkurrenz, der in kindlicher Unschuld einmal für Fischstäbchen geworben hat (kein Witz, obwohl er die Beweisbilder wie ein Geheimnis hütet). Vielleicht hätten wir da schon skeptisch werden sollen?