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Stilikone
Den Oscar hat Sandra Hüller zwar nicht gewonnen. Dennoch ist klar, dass die deutsche Schauspielerin etwas mit sich bringt, das sie nachhaltig in unsere Köpfe einbrennt. Dazu gehört auch die Ungezwungenheit bei ihren modischen Auftritten.
Wer etwas von Mode versteht, erkannte sofort, dass es ein spezieller Moment war, als die deutsche Schauspielerin Sandra Hüller bei den Oscars auftrat. Grund dafür war das Kleid, in dem sie sich zeigte. Ausgerechnet ein Entwurf von Schiaparelli, einem der derzeit interessantesten Modehäuser, das in jüngster Zeit schon andere Stars wählten – jene, die in der Lage sind, einen der exzentrischen Looks vom jetzigen Chefdesigner Daniel Roseberry mit ihrer Persönlichkeit auszufüllen.
Keine Frage, dass dies Sandra Hüller gelang. Mit einer Haltung, die ausdrückt: Muss das wirklich alles so eine grosse Sache sein? Zum Moderator einer deutschen TV-Glamour-Sendung meinte die 45-Jährige vor ihrem Oscar-Auftritt: «Das hier ist jetzt ein Moment, und der verändert sich wieder.»
Genau das ist es, was ihre Person ausmacht. Sie wirkt standhaft, nicht zart und elfenhaft. Und wie eine, die weiss, dass es Wichtigeres gibt im Leben als diesen Rummel. Diese Aufrichtigkeit, die man ihr anzusehen meint, wird auch die Designerin Phoebe Philo früh genug in ihr gesehen haben: Sie wählte die Schauspielerin als Gesicht für die zweite Kollektion ihres Labels.
Philo, die das Modehaus Celine 2017 verliess, ist eine Pionierin, die schon immer verstand, wonach erwachsene Frauen sich sehnen. Nicht nur in der Mode, sondern eben auch nach neuen Role-Models wie Sandra Hüller, die nicht auftreten wie Instagram-Klone, sondern ihre eigene Sache, in diesem Fall die Kunst und die Schauspielerei, konsequent verfolgen.
Diese Woche sagte Philo in einem Interview mit der «New York Times», dass ihre Mode eine Reaktion auf das sei, was sie um sich herum sehe und beobachte, auch wie andere Frauen sich kleideten. Hüller ist das einzig erkennbare Gesicht ihrer neuen Kampagne; daneben zeigt die Designerin Nahaufnahmen eines nackten Bauches mit Schwangerschaftsstreifen.
Dabei geht es auch hier wieder um Echtheit, darum, Dinge jenseits des Mainstreams zu zeigen. Sandra Hüller schafft das bei ihren Auftritten. Weil sie nicht gefällig wirkt, sich selbst nicht allzu ernst zu nehmen scheint und sich stilistisch auch ausprobiert, wie man auf den folgenden Bildern sieht.
Sandra Hüllers Looks im Laufe der Zeit
An den Bafta Film Awards im Februar, wo sie als erste deutsche Schauspielerin nominiert war, trägt Sandra Hüller ein fliessendes Metallic-Kleid von Louis Vuitton mit Raffungen. Hier zeigt sich, dass sie auch den Mut hat, mit ihren Haaren zu experimentieren; die wellige Tolle erinnert an klassische Hollywood-Filmdiven.
Bei den Golden Globes konnte man ihr nur die Daumen drücken. Leider blieb es auch hier bei der Nominierung für «Anatomie eines Falls». Dafür fiel sie mit ihrem grün-grellen Kleid von Louis Vuitton und dem schlichten Schmuck dazu auf.
Diese Ballon-Hosen (schon wieder von Louis Vuitton) machen Freude – das sieht man auch Sandra Hüller an. Sie beweist 2023 am Filmfestival in Cannes, dass es gar nicht viel braucht, um modisches Format zu zeigen: ein Statement-Piece, dazu die schlicht-weisse Bluse, Wedges. Mehr nicht, ausser noch ein cooles Lachen.
Nein, ein Red-Carpet-Neuling ist sie überhaupt nicht, wie dieses Foto von der Berlinale aus dem Jahr 2018 beweist: Hüller erschien in einem tief ausgeschnittenen orangefarbenen Kleid, das sie selbstbewusst trägt.
An den Bafta Film Awards 2017 erinnert Sandra Hüller in ihrem eisblauen Kleid und mit graziöser Anmutung fast ein wenig an ihre Schauspielkollegin Cate Blanchett. Für einmal trägt sie auch üppigeren Schmuck.
Mit einem etwas verschmitzteren Gesichtsausdruck und in einem sehr mädchenhaften Kleid mit Puffärmeln präsentiert die Schauspielerin ihre «Lola» am deutschen Filmpreis 2017. Sie erhielt den Preis für ihre Rolle in «Toni Erdmann» als beste Schauspielerin.
Noch so jung, aber kein bisschen unsicher: Sandra Hüller tritt 2006 im burschikosen Hosenanzug an der Berlinale auf. Damals für den Film «Requiem».