Nur ein Viertel der beschafften Impfstoffdosen zur Eindämmung der Covid-Pandemie wurden verimpft. Diesen Schluss lassen Zahlen aus der Staatsrechnung der Eidgenössischen Finanzverwaltung zu.
Rund 1,3 Milliarden Franken für die Beschaffung von Corona-Impfstoffen in der Schweiz mussten abgeschrieben werden. Gemäss der Staatsrechnung der Eidgenössischen Finanzverwaltung, die kürzlich veröffentlicht wurde, hat der Bund in den Jahren zwischen 2020 und 2023 Impfstoffe im Wert von 2282 Millionen Franken beschafft. Tatsächlich verimpft wurden indessen lediglich Dosen im Wert von 567 Millionen Franken.
Impfstoffe im Wert von weiteren 268 Millionen Franken gingen als humanitäre Hilfe ins Ausland. Material im Wert von 1447 Millionen Franken musste laut der Staatsrechnung der Finanzverwaltung «wertberichtigt» werden. Das haben die «Sonntagszeitung» und «Le Matin Dimanche» berichtet.
Diese Berechnungen bestätigt Philipp Rohr, Leiter Kommunikation der Finanzverwaltung, gegenüber der NZZ. Bei den Zahlen handle es sich nicht um eine Bestands- oder Nutzungsstatistik. «Aber 90 Prozent der Wertberichtigungen entfallen auf Impfstoffe, die nach Ablauf des Verfallsdatums entsorgt werden mussten.» Das bedeutet: In der Schweiz landeten schätzungsweise Corona-Impfstoffe im Wert von rund 1,3 Milliarden Franken im Abfall.
«In der Covid-Pandemie war das oberste Ziel des Bundes, die Schweizer Bevölkerung ausreichend mit den wirksamsten Impfstoffen gegen Covid-19 zu versorgen», erklärt eine Sprecherin des für die Beschaffung federführenden Bundesamts für Gesundheit (BAG) auf Anfrage. Wie sich die Pandemie entwickeln würde, sei nicht abzusehen gewesen. Es sei darum gegangen, die Versorgungssicherheit der Bevölkerung unabhängig davon zu gewährleisten. In der Schweiz wurden die mRNA-Impfstoffe von Moderna und Pfizer/Biontech sowie ein Proteinimpfstoff von Novavax eingesetzt.
Doch was bedeuten die Zahlen der Finanzverwaltung für den Umgang mit den einzelnen Impfdosen? Gemäss Angaben des BAG wurden den Menschen in der Schweiz bis zum Ende der Meldepflicht am 3. Juli 2023 17 Millionen Dosen verabreicht. Weitere 20 Millionen Dosen entsorgte der Bund. Die restlichen Impfdosen seien hauptsächlich «in den verimpfenden Stellen» – in Apotheken, Spitälern, Impfzentren oder bei Ärzten – nicht verwendet worden. Eine «geringe Menge» musste auch in den Kantonen entsorgt werden. Wie viele Dosen genau an diesen Stellen übrig blieben, kann das BAG nicht beziffern.
Wenn Impfstoff, dann Impfstoff für alle und jedes Szenario, lautete damals die Devise. Das ist letztlich auch erfüllt worden. Die Schweiz hat auf die richtigen Impfstoffe gesetzt und diese in genügend hohen Mengen beschafft – wenn auch der Preis für diese umfassende Strategie hoch war, wie jetzt der Kassensturz der Eidgenössischen Finanzverwaltung gezeigt hat.