Wir gratulieren
Die aufblasbaren Schwimmhilfen gehören zur Badi wie Pommes frites und Sonnencrème. Ihre Erfindung verdanken wir aber einem Goldfischteich.
Ich weiss noch genau, wie es sich anfühlte, meine Arme in diese knallorange leuchtenden Schwimmflügel zu stecken. Lange bevor ich das Wort dafür kannte, fühlte es sich entwürdigend an, solche leuchtenden Warnhinweise an meinen Armen zu tragen; schlimmer, als mit Stützrädli Velo oder ohne Stöcke Ski fahren zu müssen. Ich verstehe das laute Protestgeschrei in der Badi deshalb sehr gut, wenn Eltern mit hochrotem Kopf vom Aufblasen ihren Kindern unsanft die Schwimmflügeli überstülpen. Ich wollte sie als Kind auch so schnell wie möglich loswerden. Das empfand ich rückblickend wohl als so etwas wie einen der ersten Meilensteine in Richtung das eigene Überleben sichern können – wenn auch noch in ziemlich unbeholfenem Hundeschwumm.
Ein Schock und ein Lottogewinn
Erfunden wurden die Schwimmflügel von dem Hamburger Bernhard Markwitz. Eigentlich war er Kaufmann, handelte mit Schnaps und Kosmetik. Doch nachdem er fast seine dreijährige Tochter verloren hatte, weil sie in den Goldfischteich gefallen war, tüftelte er – auch ausgebildeter Rettungsschwimmer – an einer Schwimmhilfe für kleine Kinder, die sie nicht wie die damals üblichen Korkschwimmhilfen vornüberkippen liess. Er realisierte, dass Schwimmringe an den Armen stabiler waren als solche um den Bauch. Es brauchte allerdings ein paar Versuche mit Fahrradschläuchen und Ventilen sowie einen Lottogewinn, um seine Idee zum Fliegen zu bringen. Oder besser zum Schwimmen.
Seine Konstruktionen testete er zur Belustigung der anderen Badegäste im nahe gelegenen Hallenbad. 1964 meldete er seine Schwimmflügel schliesslich zum Patent an. Und heute gehören sie zur Basisausstattung eines jeden Haushalts mit kleinen Kindern. Bis in den 1990er Jahren sollen sich die Flügeli bereits über 150 Millionen Mal verkauft haben; neuere Zahlen gibt es nicht.
Markwitz versuchte sein Glück übrigens noch mit anderen Erfindungen: Doch weder ein medizinisches Stützkissen noch ein Transportbehälter für Mikroskopteile noch eine verspiegelte Halskrause zum schnelleren Bräunen an der Sonne schlugen so ein wie die Schwimmflügeli.