Der Anteil an Airbnb-Wohnungen in der Stadt Zürich ist marginal. Es gibt Zweifel am Nutzen eines Verbots für den Wohnungsmarkt.
Für den Chef der grössten Partei in der Stadt Zürich ist die Sache klar: Der Wohnungsmarkt ist ausser Rand und Band. Es fehle an günstigen Wohnungen, sagt Oliver Heimgartner.
Er stört sich an «profitgierigen Eigentümern», die die Mieten in die Höhe trieben – und sieht eine Mitschuld bei Airbnb und den Vermietern von sogenannten Business-Apartments, also Kleinwohnungen für Geschäftsleute. Diese «vernichteten» Wohnraum, sagte Heimgartner in einem Interview mit der NZZ.
Die SP will deshalb eine Volksinitiative lancieren, um Airbnb und andere Anbieter stark einzuschränken. Künftig sollen Wohnungen für kurzzeitige Besucher insgesamt nur noch maximal 90 Tage pro Jahr vermietet werden dürfen.
Als Vorbild dient die Stadt Luzern, wo die Stimmbevölkerung eine entsprechende Initiative im Mai 2023 annahm. Dort gilt das Verbot auch für Business-Apartments, falls sich die Gäste weniger lang als drei Monate in der Stadt aufhalten.
Es stellt sich allerdings die Frage, wie gross der Anteil an Airbnbs in der Stadt Zürich tatsächlich ist – und wie wirkungsvoll der Effekt einer Einschränkung wäre.
Tourismus-Chef sieht Airbnb als gute Ergänzung
Gemäss den Tamedia-Zeitungen wurden letztes Jahr in der Stadt Zürich 2250 Wohnungen auf Airbnb ausgeschrieben. Das entspricht knapp einem Prozent aller Wohnungen.
Der Direktor von Zürich Tourismus Thomas Wüthrich sieht Airbnb deshalb kaum als Wohnraum-Vernichter. Und er sagt: «Wir haben einen guten Austausch mit der Bevölkerung. Zu uns sind bisher noch keine Reklamationen durchgedrungen.»
Wüthrich sieht Airbnb als Erweiterung des touristischen Angebots, das man sehr schätze: «Es ist eine gute Möglichkeit für Gäste, die sonst nicht nach Zürich kämen.» Airbnb sei vor allem für Familien attraktiv. Diese schätzten die Infrastruktur in Wohnungen, und manchen seien Hotels schlicht zu teuer.
Auch für die Hotellerie sei Airbnb keine Konkurrenz. Er habe Verständnis, wenn man sich etwa in Luzern über die zahlreichen kommerziellen Anbieter von Wohnungen ärgere, sagt Wüthrich. «Aber dieser Anteil ist in Zürich sehr klein.»
Tatsächlich stehen die Zürcherinnen und Zürcher Reisenden positiv gegenüber, wie eine repräsentative Umfrage von Zürich Tourismus ergeben hat. 88 Prozent der Befragten sehen den Tourismus als bedeutend für Zürich an, und fast ebenso viele empfinden den Kontakt mit Feriengästen als vorwiegend angenehm.
Mit ein Grund für dieses positive Echo dürfte der Umstand sein, dass die Stadt bisher von Overtourism verschont geblieben ist. Im Jahr 2024 verzeichnete die Tourismusregion Zürich 4,9 Prozent mehr Logiernächte. Das freut den Touristiker Wüthrich zwar.
Doch er betont, dass der Fokus nicht allein bei Wachstum liege. Tourismus müsse einen Mehrwert für die lokale Bevölkerung haben. Es sind übrigens die Schweizer, die besonders gerne Ferien in und um Zürich machen. Über ein Drittel aller Logiernächte entfallen auf sie.
Grosse Anbieter sind nicht vom Verbot betroffen
Eine schnelle Erleichterung auf dem Wohnungsmarkt würde die Airbnb-Einschränkung kaum bringen. In Luzern hat die Stadt eine Übergangsfrist von fünf Jahren gewährt für kurz vermietete Wohnungen, die bereits im Jahr 2023 angeboten wurden.
Der Zürcher Tourismusdirektor glaubt ohnehin nicht, dass sich eine Einschränkung tatsächlich umsetzen liesse. «Die Vermietungen würden wohl einfach in einem halb legalen Rahmen erfolgen», sagt Wüthrich. Ein komplettes Verbot würde andere Lösungen generieren. «Ob diese dann verträglicher für die Bevölkerung sind, daran habe ich meine Zweifel.»
In Luzern jedenfalls scheint das Verbot höchstens eine begrenzte Wirkung zu entfalten. Die grossen kommerziellen Anbieter – diejenigen also, die auch die Zürcher SP im Visier hat – kümmere es kaum, berichtete jüngst die «Luzerner Zeitung».
So erklärte ein Sprecher des Anbieters Elron Club, der auch in Zürich Apartments vermietet, das Unternehmen sei nicht vom Reglement betroffen, da man nach geltendem Mietrecht vermiete. In Luzern liege die durchschnittliche Mietdauer deutlich über einem Jahr. Ein anderer Anbieter sagt gar, man wolle in Luzern noch wachsen.
Dieser Effekt wäre das Gegenteil von dem, was die SP erreichen will. Deren Chef sagte in der NZZ, wichtig sei, dass die Stadt Zürich die Regelung konsequent durchsetze. «Dazu braucht es wohl zwei, drei zusätzliche Stellen in der Verwaltung – mehr nicht.»