Die Doppeldachzelte gehören nach wie vor zu jedem Jugendlager dazu. Nun hat eine Zürcher Firma die Traditionsmarke aufgekauft und verspricht, die Produktion von Asien zurück in die Schweiz zu verlegen.
Alle, die in der Pfadi waren, haben mindestens einmal in einem Spatz-Zelt übernachtet – zu acht oder zu zehnt, bei jeder Witterung, bei jeder Temperatur. Nun ist die Traditionsmarke Spatz, die seit 1935 Zelte produziert, aufgekauft worden.
Zelthangar übernimmt die Marke und das gesamte Warenlager, wie es in einer Mitteilung heisst. Zelthangar, die ihre Produktion in Effretikon hat, will künftig die Traditionsmarke weiterentwickeln. Vor allem aber will sie die Marke wieder «Swiss made» machen. So lautet zumindest die Vision von Diego Walder. Er ist Geschäftsführer und Gründer von Zelthangar und hat das Handwerk einst selbst bei Spatz erlernt.
80 Jahre lang schien das Geschäftsmodell von Spatz aufzugehen. Doch 2016 musste die Firma Konkurs anmelden. Ein Teil der Firma wurde weitergeführt und über die Jahre mehrmals verkauft. Bis Spatz in verkleinerter Form schliesslich 2020 von der Firma Scott aufgekauft wurde.
Diego Walder arbeitete bis 2018 bei Spatz. Damals verlagerte die Firma einen Teil ihrer Produktion zuerst nach Tschechien und im Anschluss nach Asien. Walder machte sich selbständig, mittlerweile leitet er ein fünfköpfiges Team. Die Übernahme von Spatz ist für ihn eine Herzensangelegenheit. Aber ist sie auch eine mit Verstand?
«Swiss made» dauert seine Zeit
Walder war selbst nie in einer Jugendgruppe wie der Pfadi. Dennoch fühle er sich ihnen und ihrer Arbeit verbunden, sagt er. Die Jugendgruppen leisteten mit ihrer Arbeit einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag. Spatz passe zudem perfekt zu Zelthangar, sagt Walder. Die Marke verkörpere Werte wie Qualität, Beständigkeit und Swissness.
Doch «Swiss made» ist im Moment erst eine Vision. Denn das übernommene Warenlager ist gefüllt mit bereits produzierten Spatz-Zelten – alle «made in Asia». Walder will ihnen nun wenigstens einen «Swiss Finish» verleihen. Jedes einzelne Zelt soll auf Qualitätsmängel untersucht, und falls nötig, verbessert werden.
Danach sollen keine neuen Zelte mehr in Asien produziert werden. Doch ob die Produktion dann schon in die Schweiz verlegt werden kann, ist noch ungewiss. Einerseits ist Zelthangar noch nicht gross genug, andererseits sind auch die Kosten der hiesigen Produktion hoch.
Je nachdem, wie teuer die Spatz-Zelte schliesslich seien, sei eine Verlagerung der Produktion zuerst nach Europa und in einem weiteren Schritt in die Schweiz geplant, sagt Walder. Wie lange das daure, kann er nicht sagen.
Was klar ist: Eine Produktion in der Schweiz bedeutet höhere Preise. Er ist aber optimistisch , dass die Kunden die Preisdifferenz in Kauf nehmen, wenn dadurch Schweizer Qualität und Schweizer Arbeitsstandards gewährleistet werden. Zumal sein grösster Klient Schweizer Jugendgruppen sind, mit denen Walder bereits eng zusammenarbeitet. Seiner Meinung nach legen sie viel Wert auf lokale Produktion.
Jugendgruppen vertrauen auf Spatz-Zelte
80 Prozent seiner Kunden sind heute Jugendgruppen, und das solle auch so bleiben, sagt Walder. Die restlichen 20 Prozent sind überwiegend Firmen, wie der Zoo Zürich, Organisationen oder Private.
Einen Exklusivvertrag mit den Jugendgruppen hat Walder nicht. Aber er ist überzeugt, dass die Jugendgruppen weiterhin auf robuste Baumwollzelte setzen werden, nicht zuletzt wegen deren Langlebigkeit. Laut Walder halten Spatz-Zelte 20 bis 30 Jahre, bei Privatgebrauch sogar noch länger. Und das ist seiner Meinung nach auch ein gutes Verkaufsargument.