Die Grossbank richtet ihre Vermögensverwaltung in den Vereinigten Staaten neu aus. Das Potenzial ist hoch, doch die UBS kämpft seit Jahren auf dem Markt mit einer tiefen Profitabilität.
Die UBS will in den USA kräftiger wachsen. Dazu wirft sie ihre Netze in der Vermögensverwaltung weiter aus. Künftig stehen auch Kunden im Fokus der Grossbank, die nicht zu den Superreichen zählen. Dazu richtet die UBS die Sparte in den USA neu aus, wie das «Wall Street Journal» unter Berufung auf ein internes Memo der Bank berichtet hat.
Für die Bank sind die Vereinigten Staaten ein Schlüsselmarkt. Sie verwaltet dort mit grossem Abstand das meiste Geld. Ende September lagen die investierten Vermögen bei knapp 2100 Milliarden Dollar. Im nächstgrösseren Markt, der Schweiz, waren es 796 Milliarden Dollar. Allerdings arbeitet die UBS hier deutlich rentabler. In den USA sind die Kosten im Verhältnis zu den Erträgen zu hoch. Das Kosten-Ertrags-Verhältnis, das angibt, wie effizient eine Bank arbeitet, lag hier am Ende des dritten Quartals bei 88 Prozent. In der Schweiz waren es 65 Prozent.
Die UBS hat in den USA starke Konkurrenz
Die Grossbank hat in den vergangenen Jahren bereits mehrere Anläufe unternommen, um das Steuer in den USA herumzureissen. Bis jetzt ohne Erfolg. Das Geschäft ist schwierig. Die UBS muss sich gegen die mächtigen amerikanischen Banken auf deren Heimmarkt behaupten, welche höhere Gewinnmargen erwirtschaften. Morgan Stanley etwa liegt in der Vermögensverwaltung im mittleren zweistelligen Bereich. Bei der UBS ist es in den USA ein tiefer zweistelliger Wert.
In der Vergangenheit hat sie sich in den Vereinigten Staaten vor allem auf superreiche Kunden mit einem Vermögen von mehr als 50 Millionen Dollar konzentriert. Jetzt will sie auch bei anderen Kundengruppen stärker wachsen.
Um die nicht ganz so Reichen anzusprechen, will die Grossbank in Technologie und zusätzliche Finanzberater investieren, wie das «Wall Street Journal» schreibt. «Wir können unser Geschäft nicht profitabel schrumpfen», sagt Rob Karofsky, Amerika-Chef und Co-Leiter der Vermögensverwaltung der Bank.
Gleichzeitig wird die Vermögensverwaltung in den USA neu in sechs Divisionen aufgestellt. Vier davon sind regionale Zentren, die beiden anderen sollen sich um internationale Kunden und die Beratung kümmern. Zudem hat die UBS in den Vereinigten Staaten eine Umwandlung ihrer bestehenden Zulassung in eine als «nationale Bank» beantragt. Mit dieser könnte sie ihren Kunden weitere Dienstleistungen wie zusätzliche Kreditprodukte oder Sichteinlagen anbieten. Die Bank rechnet damit, dass sie diese in den nächsten Jahren erhalten wird.
Bereits vor einem Monat hat die Grossbank zudem die Entlöhnung in dem Geschäftsbereich angepasst. Finanzberater, die der Bank nicht Erträge von mindestens 750 000 Dollar pro Jahr einbringen, sollen ab dem kommenden Jahr weniger verdienen.
Solche Anpassungen bei der Entlöhnung sind für die UBS jedoch eine schwierige Gratwanderung. Die Bank ist auf ihre Finanzberater angewiesen. Denn anders als in Europa üblich besitzt im amerikanischen Modell nicht die Bank die Kundenbeziehung, sondern der Finanzberater. Wechselt dieser die Bank, nimmt er seine Kunden oft mit.
Zukauf in den USA ist möglich
Für den Amerika-Chef Karofsky hängt viel davon ab, dass er auf dem amerikanischen Markt einen Erfolg vorweisen kann. Im Sommer hat er den Bereich übernommen. Gleichzeitig leitet er gemeinsam mit Iqbal Khan die Vermögensverwaltung der Grossbank. Karofsky wie Khan gelten als aussichtsreiche Nachfolger des UBS-Chefs Ermotti.
Ob der Vorstoss in neue Kundensegmente der UBS den ersehnten Erfolg bringt, ist fraglich. Ein solcher Versuch ist ihr 2022 mit Wealthfront bereits einmal missglückt. Mit dem Kauf dieses Fintech-Unternehmens wollte der damalige Bankchef Ralph Hamers aufstrebende junge Reiche als Kunden für die UBS gewinnen. Kurz nachdem Colm Kelleher Präsident der UBS geworden war, wurde die Übernahme jedoch abgebrochen.
Dieser steht einer Übernahme in den USA aber grundsätzlich positiv gegenüber. Er könne sich den Kauf eines Vermögensverwalters vorstellen, sagte er Ende Oktober bei einer Veranstaltung. Allerdings erst für die Zeit nach 2026, wenn die Integration der Credit Suisse abgeschlossen sein soll.