Die Greater Zurich Area ist weniger great als auch schon.
Kein Bündner, kein Schaffhauser und erst recht kein Tessiner versteht sich in seinem Innersten als Zürcher, und das ist für alle Schweizer instinktiv verständlich. Im Ausland aber interessieren solche Finessen der kantonalen Abgrenzung niemanden.
Zürich, das ist global gesehen alles im Umkreis von 50 bis 100 Kilometern rund um den gleichnamigen Flughafen. Deshalb ist es konsequent und richtig, dass sich der Grossraum international als Greater Zurich Area (GZA) vermarktet.
Die besten Jahre für das Standortmarketing sind aber vorerst vorbei. Im letzten Jahr wurden noch 89 internationale Firmen mithilfe der GZA im Wirtschaftsraum Zürich angesiedelt, das sind so wenige wie seit dem Corona-Jahr 2020 nicht mehr.
Für sich allein muss diese Zahl noch keine Sorgen bereiten. Wenn unter den 89 Neuankömmlingen das nächste Google ist, ist alles in bester Ordnung. Doch einige Entwicklungen bereiten Sorgen.
Am gefährlichsten ist die wachsende Wirtschaftsfeindlichkeit. Speziell in der wohlstandsgesättigten und links regierten Stadt Zürich werden neue Firmen nicht mehr als Bereicherung wahrgenommen und als Quell von Stellen und Steuern, sondern als Bedrohung.
Der Vorwurf: Die Multinationals verschlimmern mit ihren vielen Mitarbeitern die Wohnungsnot, sorgen für noch mehr Dichtestress und verschärfen mit ihren unanständig hohen Gehältern auch noch den Fachkräftemangel.
Das ist natürlich Unsinn. Doch als Marketingorganisation, welche internationale Unternehmen in den Wirtschaftsraum holt, wird auch die GZA von dieser Kritik erfasst. Linke Zürcher Kreise wollen der GZA schon seit Jahren die Unterstützung zusammenstreichen. Die Stadt Zürich hat bis heute noch nicht entschieden, ob sie weiterhin ihren Beitrag leisten will.
Wie bei jedem Staatsauftrag gibt es auch bei der GZA gute Gründe, das Mandat regelmässig zu überprüfen und Alternativen zu testen. Aus der Angst vor Wachstum aber das Marketing abzuschiessen, wäre ein kolossaler Fehlentscheid. Es ist noch nie einem Land je besser ergangen, wenn es sich für ausländische Firmen unattraktiver gemacht hat.
Was genau wollen die Chinesen hier?
Eine zweite Tendenz, der ein Augenmerk gelten muss, ist die Verschiebung der Herkunft der angesiedelten Unternehmen.
Der wichtigste Markt für das Standortmarketing der GZA, die USA, hat einen veritablen Einbruch erlitten. Er ist von 34 Ansiedlungen 2022 auf noch 17 halbiert worden. Im Gegenzug haben die Chinesen kräftig ausgebaut, die Zahl der Zuzüge aus dem Reich der Mitte hat sich mit einer Zunahme von 6 auf 12 verdoppelt.
Wer mag, kann dies als Beispiel einer funktionierenden Diversifizierung verstehen: Schwächelt der eine Markt, prosperiert dafür der andere, und am Ende gleicht sich alles aus. Doch so einfach ist es gerade im Fall von China nicht.
Die Volksrepublik hat ein grosses Ziel, den Ausbau der eigenen Macht, und dazu dienen auch die Brückenköpfe im Ausland. Der Bund warnt in seiner China-Strategie nicht von ungefähr schon länger vor chinesischer Wirtschafts- und Technologiespionage. Unternehmen wie Huawei, die auch in Zürich sehr präsent sind, gelten in anderen Ländern als Risiko für die nationale Sicherheit.
Die Verantwortlichen der Greater Zurich Area betonen, sie würden nur private chinesische Firmen ansprechen. Das ist naiv, weil sich jedes chinesische Unternehmen den Zielen der kommunistischen Führung unterwerfen muss, egal, wie das Aktionariat strukturiert ist.
Das heisst nicht, dass jede Firma und jeder Student aus China insgeheim finstere Ziele verfolgt. Doch bei aller Freude über Ansiedlungen sollten die Standortvermarkter und die Zielkantone gerade bei chinesischen Ambitionen eine gesunde Skepsis nicht vermissen lassen.