Viele Menschen verzichten im Januar auf Alkohol. Drei empfehlenswerte alkoholfreie Rotweine und ein Rosé eines Schweizer Startup-Unternehmens.
Schon seit längerem zeichnet sich ab, dass alkoholfreie Getränke im Trend liegen. Dieser dürfte sich in diesem Monat verstärken. Wer will schon im Dry January abseitsstehen und ein schlechtes Gewissen haben? Marketing-Fachleute machen daraus ein lukratives Geschäft und propagieren lautstark, für einmal auf Alkohol zu verzichten und gesünder zu leben.
Das haben auch etablierte Weinhändler gemerkt und entsprechende Getränke in ihr Sortiment aufgenommen. Die Qualität nimmt dabei kontinuierlich zu. Weine ohne Alkohol können auf unterschiedlichste Art und Weise hergestellt werden. Vielfach erfolgt die Entalkoholisierung durch Vakuumdestillation. Der Vorteil: Der Alkohol entweicht bereits bei einer Temperatur von 30 Grad Celsius.
Im Anschluss folgt die Aromarückgewinnung, um die natürlichen Weinaromen aufzufangen. So blieben der sortentypische Charakter und die Stilistik der Weine erhalten, erklärt die deutsche Firma Kolonne Null. Der Produzent hat nach eigenen Angaben bereits rund tausend Weine aus der ganzen Welt entalkoholisiert.
Alkohol als Geschmacksträger ersetzen
Einen anderen Weg hat das Schweizer Startup-Unternehmen Amesco gefunden. Seine Methode basiert auf den Grundlagen der Membranfiltration. Statt verdampft wird der Alkohol schonend herausfiltriert. «Wir haben die Technik nach über einem Jahr Entwicklungsarbeit perfektioniert», erklärt die Firmengründerin und CEO Sabine Reber.
Dadurch bleibe die Ursprungsaromatik des Weins und damit der Vinifikationsstil des Weinguts erhalten. Amesco arbeitet mit dem Thurgauer Weingut Lenz zusammen und verwendet für die Weine Piwi-Trauben, also pilzwiderstandsfähige Sorten.
Zu beachten ist in jedem Fall, dass bei diesen Getränken der Alkohol als Geschmacksträger fehlt. An seiner Stelle erfüllt oft Zucker diese Funktion. Da gilt es aufzupassen, dass es nicht zu süss im Glas schmeckt. Die erwähnte Firma Kolonne Null führt lediglich eine kleine Zugabe von Zucker zu. Damit würden der Körper und die Süsse ausgeglichen, die durch den Alkoholentzug verlorengehen, und das Gleichgewicht wieder hergestellt.
Am schwierigsten herzustellen sind wohl Rotweine ohne Alkohol. Hier hat die Qualität in vielen Fällen noch nicht das Niveau der Schaumweine erreicht. Wir haben drei passende Beispiele ausgewählt. Dazu einen Rosé von Amesco aus Rotweinsorten, der eine erstaunliche Entdeckung ist.
Rot Cuvée Nr. 2, Kolonne Null, Deutschland
Spanien liefert die Tempranillo-Trauben für diesen Wein. In der Nase sind dunkle Fruchtnoten und würzige Anklänge (Pfeffer) wahrzunehmen. Der alkoholfreie Wein ist mittelschwer, frisch, ausgewogen und durch präsente, leicht trocknende Gerbstoffe charakterisiert. Passt etwa zu Grilladen und Risotto.
Noughty Rouge, Thomson & Scott, England
Syrah bildet die Basis für diesen Rotwein ohne Alkohol. Man muss Säure mögen, denn sie ist durchaus prominent vertreten. Ein mittelschwerer Körper und etwas Tannin sorgen für den Kontrapunkt. In der Nase fällt das schwarzbeerig-würzige Bouquet auf. Man kann den Wein beispielsweise mit Käse kombinieren.
Cabernet/Merlot Zero 2023, Chavin, Frankreich
Die biologisch produzierten Trauben für diesen im Holzfass ausgebauten Rotwein kommen aus Südfrankreich. Dieser Cabernet/Merlot ist durchaus gelungen. Man merkt ihm indessen den relativ hohen Restzuckergehalt von 30 Gramm pro Liter an. Der dunkelfruchtige Wein wirkt süsslich, besitzt aber als Gegenpol eine gute Säure sowie feine Gerbstoffe. Mittellang im Abgang.
Cuvée Rosé 2023, Amesco / Weingut Lenz, Schweiz
Der alkoholfreie Wein wird aus den roten Piwi-Sorten Cabernet Jura sowie Muscat Bleu gekeltert. Seine Eigenschaften: intensives Rosa, in der Nase schöner Duft von roten Beeren und Grapefruits, im Gaumen fruchtbetont, frisch, leicht, geschmackvoll, gute Länge, auch in der 3,75-dl-Flasche erhältlich.