Ein auffälliger Befund in der Mammografie bedeutet nicht, dass es Krebs ist. Oft bringt nur eine Biopsie Gewissheit. Das Warten auf das Ergebnis kann für die Frauen zur Tortur werden.
Eine Woche kann endlos erscheinen, wenn man um sein Leben fürchtet. Nach einem auffälligen Mammografie-Ergebnis musste eine Freundin Gewebe aus der Brust entnehmen und auf Krebs untersuchen lassen. Sie war extrem gestresst. Die Brust schmerzte vom Eingriff, was sie täglich an die mögliche Bedrohung erinnerte. Als endlich die Entwarnung kam, feierten wir das Leben.
Dann stellte sich aber heraus, dass der Arzt bei der Biopsie danebengestochen und die verdächtige Stelle verfehlt hatte. Es gab also gar keinen echten Befund. Meine Freundin wollte die schmerzhafte und nervenaufreibende Prozedur aber nicht wiederholen. Das hielten die Ärzte für vertretbar, denn sie schätzten die Wahrscheinlichkeit als gross ein, dass die auffällige Stelle gutartig war. Um sicherzugehen, sollte meine Freundin dafür aber alle sechs Monate eine Mammografie machen lassen.
Von 1000 Frauen, die ab einem Alter von 50 Jahren alle zwei Jahre an einem Mammografie-Screening teilnehmen, erhalten etwa 250 Frauen einen auffälligen Befund. In drei Viertel der Fälle handelt es sich dabei um gutartige Veränderungen der Brust. Dennoch müssen viele Frauen weitere Untersuchungen über sich ergehen lassen und eine Weile mit der Angst leben, dass sie womöglich Krebs haben. In bestimmten Fällen empfiehlt man eine Biopsie, um Klarheit zu bekommen. Bei meiner Freundin war es ein Grenzfall. Sie wollte anfangs Sicherheit, aber nicht um den Preis einer zweiten Biopsie.
Durch die regelmässigen Mammografie-Untersuchungen kann Krebs häufiger im Frühstadium erkannt werden. Dennoch ist das Brustkrebs-Screening umstritten: Zum einen aufgrund der vielen falsch positiven Ergebnisse, die unnötigerweise Angst auslösen. Aber auch wegen einer kleinen Zahl falsch negativer Befunde, bei denen ein Krebs nicht erkannt wird und sich die Betroffenen in Sicherheit wiegen. In vielen Kantonen der Schweiz wird das Screening deshalb nicht standardmässig empfohlen, sondern nur Frauen mit einer familiären Vorbelastung – wie meiner Freundin.
Das lange Warten auf das Biopsieergebnis müsste nicht sein
Nach einem Jahr war die verdächtige Stelle gewachsen. Deshalb empfahl die Frauenärztin erneut eine Biopsie. In der durchführenden Klinik sollte es wieder eine Woche dauern, bis das Ergebnis kommuniziert würde. Für meine Freundin war das kaum auszuhalten und für mich unverständlich. Aus eigener Erfahrung weiss ich, dass es schneller gehen kann. Mein Frauenarzt hatte damals gesagt, dass eine Frau spätestens nach drei Tagen Gewissheit haben sollte.
Nach einer Biopsie liegt das Laborergebnis normalerweise nach 24 bis 48 Stunden vor. Manchmal muss noch eine zusätzliche Untersuchung gemacht werden. Dennoch versuchen viele Spitäler, die Frauen nach zwei bis spätestens drei Tagen zu informieren.
Die Ärzte in der Klinik meiner Freundin wollen aber erst das weitere Vorgehen mit konkreten Therapieschritten besprechen und informieren die Patientin standardmässig erst nach vier bis fünf Arbeitstagen, auch wenn eigentlich schon Entwarnung gegeben werden könnte. In der Praxis wird daraus schnell einmal eine Woche Wartezeit.
Nach drei Tagen hielt es meine Freundin nicht mehr aus. Sie rief im Spital an und forderte vehement, man solle ihr das Ergebnis unverzüglich mitteilen. Sie hatte Erfolg und konnte endlich aufatmen: Das veränderte Gewebe war gutartig.
Bereits erschienene Texte unserer Kolumne «Hauptsache, gesund» finden Sie hier.