US-Präsident Donald Trump hat die Tabellen des Momentum-Screens kräftig durcheinandergewirbelt. «The Market» zeigt, welche Aktien trotz dem Börsensturm noch Kursschwung haben.
Nach der Ankündigung umfassender Einfuhrzölle durch US-Präsident Donald Trump hat der Ausverkauf an den Aktienmärkten deutliche Spuren im Momentum-Screen hinterlassen. Selbst Titel von Unternehmen, denen die Zölle nicht viel anhaben können, sind unter Druck geraten.
Ob aus der Korrektur ein ausgewachsener Crash wird, bleibt abzuwarten. Es droht trotz dem Zollmoratorium von 90 Tagen für die Handelspartner (ausser China) jedoch das befürchtete Schreckensszenario: Gegenzölle könnten eine Spirale in Gang setzen, die für eine weltweite Rezession sorgt. Im schlimmsten Fall kommt es zu einer Stagflation, also einer sich abkühlenden Wirtschaft bei gleichzeitig steigenden Preisen – ausgelöst durch die höheren Zollabgaben.
Entsprechend notieren von den vierzig von «The Market» beobachteten Indizes 39 unter ihrem 200-Tage-Durchschnitt. Das ist ein schlechtes Zeichen im Sinne der Trendfolge. Abschwören muss man der Methode jetzt aber nicht. Gewinner bleiben häufig Gewinner. Auf sie zu setzen, kann sich lohnen, da sie ihren Trend oft fortsetzen. Das ist die Idee hinter dem Momentum-Screen. Eine globale Rezession wäre allerdings für alle Titel eine Zäsur.
Die Idee des Momentum-Screens
In den Tabellen des Momentum-Screens sind Aktien bekannter Indizes nach relativer Stärke sortiert. Je stärker das Kursmomentum, sprich: je nachhaltiger der Aufwärtstrend, desto weiter oben sind sie zu finden. Ein solcher Trend setzt sich häufig fort («The trend is your friend»). Messen lässt er sich anhand der relativen Stärke nach Levy (RSL). Die Kennzahl setzt den aktuellen Aktienkurs ins Verhältnis zum Durchschnittskurs der vergangenen 26 Wochen (multipliziert mit 100). Aktien, deren Kurs deutlich über dem Mittelwert liegt, haben Momentum.
Gute RSL-Werte beginnen bei über 105 bis 110 (5 oder 10 Prozent über dem Durchschnittskurs) oder liegen über dem Mittelwert für den Gesamtmarkt. Um das Risiko der Methode abzufedern, sollten die Aktien zudem fundamental attraktiv bewertet sein, weshalb sich auch entsprechende Kennzahlen wie zum Beispiel das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) in den Tabellen wiederfinden. Der Momentum-Screen kombiniert so Trendfolge mit Value Investing. Er ist eines der regelmässig aktualisierten Instrumente für Anleger von «The Market», die wir Ihnen in dieser Übersicht mit Leseproben vorstellen.
Absturz der US-Aktienindizes
Völlig an Schwung verloren haben die US-Aktienbarometer – das ist wenig überraschend und ein Trend, der nicht erst vergangene Woche seinen Anfang nahm. Am Ende der Tabelle befinden sich insbesondere der Dow Jones Transportation (Transportunternehmen), der Russell 2000 (Nebenwerte) und der Nasdaq Composite (Tech-Titel), aber auch die japanischen Indizes Nikkei 225 und Topix. Vergleichsweise gut halten sich hingegen die defensiven Versorger aus den USA (Dow Jones Utility), die an neunter Stelle rangieren.
Ein positives Kursmomentum hat nur noch der polnische Leitindex WIG mit den Schwergewichten PKO Bank Polski, Orlen und Powszechny Zaklad Ubezpieczen. Einigermassen standhaft ist zudem der brasilianische Bovespa-Index (Vale, Itaú Unibanco, Petrobras). Die Überflieger der letzten Wochen, deutsche Aktien aus DAX, MDAX und SDAX, haben dagegen deutlich an Stärke eingebüsst. Nur zehn DAX-Titel haben aktuell noch eine relative Stärke nach Levy (RSL) von über hundert. Mit anderen Worten: Nur zehn der vierzig Titel notieren über ihrem 26-Wochen-Durchschnittskurs.
DAX und MDAX: Comeback der Immobilienwerte?
Es wirkt fast wie ein Pendel. Stiegen zuletzt Aktien der Kreditinstitute wie Deutsche Bank und Commerzbank, fielen die der Immobilienkonzerne wie Vonovia, LEG Immobilien, TAG Immobilien und Aroundtown – und umgekehrt.
Grund waren zunächst die durch das geplante milliardenschwere Fiskalpaket gestiegenen Renditen für zehnjährige Bundesanleihen. Mit der Erwartung, Trumps Zölle könnten womöglich die Weltkonjunktur abwürgen, sanken die Zinsen am langen Ende der Strukturkurve wieder. Auch sind als sicher geltende Alternativen, wie die Bundesanleihen, stärker gefragt, was die Renditen ebenfalls fallen lässt. Was Immobilienkonzernen bei der Refinanzierung hilft, dürfte Banken Zinsmarge und letztlich Kreditvolumen kosten. Also haben jetzt wieder die Immobilienwerte gegen den allgemeinen Trend etwas Fahrt aufnehmen können und die Banken mit am stärksten verloren.
Wie sollten sich Anleger nun verhalten? Hin und her macht ja bekanntlich die Taschen leer – und ist mit Sicherheit nicht die beste Idee. Aus Momentumsicht ist der Fall recht klar, Vonovia 📈 etwa hat zwar in den vergangenen zehn Handelstagen ein Kursplus von 7,1 Prozent verzeichnet, während der Markt 14,4 Prozent verlor, notiert aber mit 25.92 Euro nicht einmal über dem 200-Tage-Durchschnitt von 29.40 Euro. Hier hat sich also noch kein nachhaltiger Aufwärtstrend etabliert, dem es zu folgen gilt. Die RSL liegt bei nur 89,2. «The Market» hatte bei den Valoren Mitte März zum Verkauf geraten.
Die Kursstärke von Vonovia ist also bis jetzt vermeintlicher Natur. Das Beispiel verdeutlicht recht gut den Unterschied zwischen einem Kurszuwachs (im Vergleich zum Index), der bisweilen auch als Kriterium fürs Momentum herangezogen wird, und dem Durchschnittskurs, der der Kennzahl RSL zugrunde liegt.
Deutsche Börse: ein Krisengewinner der Börsenturbulenzen
Anders als bei Vonovia sieht das bei der Deutschen Börse 📈 aus. Der Börsenbetreiber gehört zu den lachenden Dritten, wenn Trump mit dem Rest der Welt einen Zollstreit anzettelt. Denn die Börse verdient immer dann besonders gut, wenn sich die Kurse stark bewegen. Nur ein Seitwärtsmarkt wäre misslich.
Im ersten Quartal dieses Jahres hat die Börse stark vom Mega-Trade («Make Europe Great Again») profitiert, wie die Umsatzdaten vom Kassamarkt (auch Spotmarkt genannt) nahelegen. So betrug das Handelsvolumen in den ersten drei Monaten insgesamt gut 480 Milliarden Euro, nach rund 335 Milliarden Euro im ersten Quartal des Vorjahres. Besonders umsatzstarke Titel im Xetra-Handel waren unter anderem SAP und Rheinmetall. Auch am Ausverkauf und an starken Schwankungen im laufenden Quartal sollte die Börse kräftig mitverdienen.
Zahlen zum ersten Quartal gibt es am 29. April. Die Analysten des Bankhauses Metzler sind sich sicher, dass diese stark ausfallen werden. Zur gesamten Wahrheit gehört jedoch auch, so die Analysten, dass die Ergebnisse der Börse in einigen Geschäftsbereichen zumindest indirekt von makroökonomischen Faktoren abhängen. Als Beispiel nennen sie den Zinsüberschuss des Abwicklungs- und Verwahrdienstleisters Clearstream, der von den kurzfristigen Zinsen beeinflusst wird.
Die Aktien des Börsenbetreibers sind mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) auf Basis des für die nächsten zwölf Monate geschätzten Gewinns von 22 bewertet (zum Vergleich: Euronext 20; LSE 26). Sie sind zudem auf Rang fünf im DAX vorgerückt und folgen auf die altbekannten Valoren von Rheinmetall, Commerzbank, E.On und Heidelberg Materials. Die RSL liegt bei 106.
Im insgesamt schwächeren Euro-Stoxx 50 führen die Aktien der Deutschen Börse die Tabelle sogar an. Ihnen folgen zwei weitere erwähnenswerte Titel.
Gewinneraktien mit Kursmomentum aus dem Euro-Stoxx 50 und dem Schweizer Leitindex SLI stellen wir Ihnen hier bei «The Market» vor.