Die Privatbank EFG hofft auf eine Konsolidierung des Schweizer Bankensektors und kauft in der Westschweiz zu.
EFG stellt ihre grösseren Schweizer Konkurrenten derzeit in den Schatten. Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat das in Zürich beheimatete aber der griechischen Reeder-Familie Latsis gehörende Institut einen Rekordgewinn von 322 Millionen Franken gemacht. Die verwalteten Vermögen stiegen um 16 Prozent auf 166 Milliarden Franken.
Damit hat EFG die Markterwartungen übertroffen und ihre Gewinnziele früher als geplant erreicht. Auch die Dividende hat die Bank auf 60 Rappen angehoben. Damit ist sie besser unterwegs als grössere Konkurrenten wie Julius Bär, die sich noch mit den Nachwehen des Benko-Skandals abmüht oder Vontobel, die nur zögerlich wächst.
Zudem kündigte EFG den Zukauf der Westschweizer Privatbank Cité Gestion an. Das ist nur eine kleine Transaktion, bringt aber weitere 7,5 Milliarden Franken an Vermögen ein. Die Privatbank mit 150 Mitarbeitern kümmert sich um Vermögende in Genf, Lausanne, Lugano und Zürich. Den Kaufpreis für Cité Gestion nennt EFG nicht. Auch die Finanzmarktaufsicht muss die Akquisition noch bewilligen.
Zusätzlicher Wachstumsschub durch Zukauf
«Zukäufe gehören zu unserer Wachstumsstrategie. Wir haben genug Kapital und wissen, wie erfolgreich integrieren», sagt Bankenchef Giorgio Pradelli. Mit dem Zukauf von Cité Gestion sorgt EFG für einen zusätzlichen, anorganischen Wachstumsschub. Die Bank möchte mit mehr Grösse von Skaleneffekten und tieferen Kosten profitieren.
Denn grössenmässig spielt EFG weiterhin in der zweiten Liga der Schweizer Vermögensverwalter, weit hinter der UBS, aber auch Pictet oder Julius Bär. Auch mit dem neuesten Zukauf kommt EFG erst auf 175 Milliarden Franken verwaltete Vermögen, obwohl sie in den vergangenen sechs Jahren stets Kundengelder anziehen konnte.
Die Bank hat seit 2019 nicht mehr zugekauft, aber schon 2023 kursierten Medienberichte, wonach EFG mit Julius Bär Fusionsgespräche führe. Daraus wurde nichts. Die Kauflust ist der Bank deshalb nicht vergangen. «Wir erwarten, dass in der Schweiz eine neue Konsolidierungswelle kommt», sagt Pradelli und weist daraufhin, dass es in den vergangenen Jahren nur zu wenigen Transaktionen gekommen ist.
Das könnte sich ändern. Denn vor allem kleine Privatbanken haben wegen hoher Kosten für Compliance und IT oft Mühe, ihr Geschäft profitabel zu betreiben. Das drückt ihre Bewertungen nach unten und macht sie zu Übernahme-Kandidaten für grössere Institute. So hat im vergangenen September die Bank Vontobel das Kundenbuch der IHAG übernommen, ebenfalls eine sehr kleine Privatbank.
Die Übernahme von Cité Gestion ist für EFG finanziell problemlos zu stemmen. Gemäss Pradelli werde der Kauf die Finanzkraft kaum negativ beeinflussen. Und ab kommendem Jahr wird erwartet, dass Cité Gestion einen positiven Gewinnbeitrag leistet. EFG will die zugekaufte Einheit in den nächsten paar Jahren aber unabhängig weiter betreiben.
Neue Ziele erst im Herbst
Die junge EFG steht im Schatten der traditionsreichen Privatbanken, denn sie wurde erst 1995 in Zürich gegründet, entstand aber als Teil der EFG-Gruppe, einer von der Familie Latsis kontrollierten internationalen Finanzholding. 2016 kaufte EFG die Tessiner Privatbank BSI, mit deren Integration und Altlasten die Bank jahrelang beschäftigt war. Dieser Zukauf ist nun endgültig verdaut.
Seit sich EFG auf sich selbst konzentrieren kann, läuft das Geschäft ausgesprochen gut. Zuletzt war das Wachstum vor allem in den Regionen Asien-Pazifik und Lateinamerika stark. Und mit Cité Gestion verstärkt die Bank ihre Stellung in der Schweiz, dem grössten Markt für EFG. Zudem ist die Bank daran, weitere Kundenberater zu rekrutieren, was einiges kostet, aber künftig für Vermögenswachstum sorgen soll.
Pradelli hat die aktuell gültigen strategischen Ziele beim Wachstum, Kundengelder und Profitabilität vorzeitig erreicht. Auch die für Anleger wichtige Rendite auf das eingesetzte Kapital bewegt sich mit 18,6 Prozent über dem Zielbereich. Neue Finanzziele will Pradelli aber erst im Herbst ausgeben.
An der Börse kommt das gut an. Die EFG-Aktien haben sich in den vergangenen zwölf Monaten bereits um ein Viertel verteuert und dürften wegen ihrer moderaten Bewertung weiteres Potenzial haben.