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Startseite » «Dieser symbolische Stuss» – der amerikanische Professor Musa al-Gharbi rechnet mit der woken Elite ab
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«Dieser symbolische Stuss» – der amerikanische Professor Musa al-Gharbi rechnet mit der woken Elite ab

MitarbeiterVon MitarbeiterMai 21, 2025
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«Woke» ist zum Kampfbegriff geworden. Der Akademiker und Autor Musa al-Gharbi sagt: Echte Wokeness, die Arbeitern und Minderheiten nützt, hat es bis jetzt gar nicht gegeben.

Immer wieder lacht Musa al-Gharbi im Zoom-Gespräch laut los, sein Büro an der New Yorker Stony Brook University wirkt dagegen nüchtern-intellektuell. Auf dem Regal steht sein neues Buch «We Have Never Been Woke». Darin analysiert der Professor für Kommunikation und Journalismus eine linke, mehrheitlich weisse, gut ausgebildete und wohlhabende Elite, die besonders woke sein will.

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Er kritisiert eine «symbolische Klasse» von Kapitalisten, die aus ihren Bekenntnissen für Antirassismus, Minderheitenförderung und soziale Gerechtigkeit vor allem Macht und Einfluss anstrebt. Diese Klasse verbessere vor allem ihre eigene Lebensqualität. Aber nicht jene der sozial Benachteiligten. Al-Gharbi, 42, zählt sich selber zur symbolischen Klasse. Sein Aufstieg in diese Schicht führte allerdings über Umwege.

Sein Vater war beim Militär, in Arizona arbeitete al-Gharbi unter anderem als Schuhverkäufer und trug sich mit dem Gedanken, katholischer Priester zu werden. Nach dem Tod seines Zwillingsbruders im Dienst in Afghanistan (2010) und seiner Konversion zum Islam nahm al-Gharbi Studien in Philosophie an der University of Arizona auf, um schliesslich ins Fach Soziologie zu wechseln, wo er 2023 an der Columbia University einen Doktortitel erwarb.

Herr Al-Gharbi, Sie vertreten in Ihrem Buch die These, wir seien gar nie woke gewesen – was heisst das?

Der Buchtitel spielt auf Bruno Latours «Wir sind nie modern gewesen» von 1991 an. Latour argumentiert, dass unser philosophischer Zugang zur Moderne es uns verunmöglicht, die moderne Welt und ihre Probleme korrekt zu erfassen. Ganz ähnlich hindern uns symbolische Kapitalisten selber daran, den Ursprung von sozialen Problemen zu erkennen und das, was man dagegen tun könnte.

Die woken Kapitalisten sind also gar nicht woke?

Unsere Bekenntnisse zu sozialer Gerechtigkeit mögen ehrlich sein, aber wir sind ebenso ernsthaft unserem Dasein als Vertreter der Elite verpflichtet. Wir geben unseren Sichtweisen und Bedürfnissen mehr Gewicht als denen des Kassierers im Supermarkt. Wir erwarten einen höheren Lebensstandard als der Pizzakurier, und wir wollen, dass unsere Kinder denselben oder einen höheren gesellschaftlichen Status haben als wir. Aber Egalitäre können nicht gleichzeitig soziale und berufliche Karrieristen sein. Stehen diese beiden Triebe in Konkurrenz zueinander, bestimmt der Elitetrieb die Sicht auf soziale Gerechtigkeit. Deshalb streben wir Gerechtigkeit nur mit minimalen Kosten, Risiken oder Opfern an, ohne Abstriche an unseren Ansprüchen oder unserem Lifestyle. So werden wir die Verteilung von Wohlstand und Macht kaum ändern.

Warum ist der woke Kampf um Elitestatus ein Wettbewerb darum, wer am meisten für soziale Gerechtigkeit weibelt?

Seit es einen symbolischen Kapitalismus gibt, glauben wir, dass wir besondere Privilegien und einen Status als Eliten geniessen sollten, gerade weil wir geloben, diese Vorteile zum Wohl der Randständigen, Benachteiligten und Ärmsten der Gesellschaft einzusetzen.

Was ist daran problematisch?

Nehmen wir den Umgang mit Behinderungen. Hat ein Mechaniker einen Reizdarm, kann aber seinen Job erledigen, identifiziert er sich nie als behindert, er redet nicht ständig darüber oder verlangt Zugeständnisse. Nicht so der symbolische Kapitalist: Er giert danach, sich wegen eines Reizdarms als behindert oder eingeschränkt zu identifizieren und vom Staat Hilfe und Sonderkonditionen zu verlangen. Unsere Arbeitgeber fördern das sogar – weil der Staat Subventionen anbietet. Sie dürfen sich ebenfalls abfeiern, weil sie als gütige Institution Behinderten, Neurodivergenten und sonst wie Benachteiligten eine Chance geben. Diese moralische Kultur rechtfertigt unseren Anspruch auf mehr Macht, Status und Ressourcen.

Und das schadet den wirklich Bedürftigen?

Ich sah das nach der ersten Wahl von Donald Trump an der Columbia University, einer Ivy-League- und Eliteuniversität, die existiert, um Eliten auf Elitekarrieren zu trimmen – und damit soziale Ungleichheit reproduziert und legitimiert. Die Studenten sahen sich als sozial gerechte Linke und protestierten gegen die Machtübernahme der Reichen und Mächtigen unter Trump. Sie waren komplett unfähig, sich selbst als Angehörige einer reichen und mächtigen Elite zu sehen, die von der Wahl Trump profitieren würde. Stattdessen gerierten sie sich als verwundbare Opfer von Trumps Ausbeutung der Unterklasse. Sie schluchzten in der Cafeteria und forderten Hilfe. Im Gegensatz zu ihnen gingen Cafeteria-Angestellte, Sicherheitsleute, Abwarte und Putzpersonal einfach ihrer Arbeit nach. Die meisten dieser Leute sind wirklich Vertreter von Minoritäten.

Ist dieses Verhalten zynisch oder dumm?

Ich glaube nicht, dass es um zynische Manipulation geht. Kognitions- und Verhaltenswissenschaften legen eher nahe, dass wir an unsere Überzeugungen mit ehrlicher Leidenschaft glauben. Symbolische Kapitalisten sind zwar top ausgebildet und gescheit. Aber gerade deshalb sind wir anfällig für blinde Flecken. Je mehr wir uns formell woke geben und je mehr wir egalitäre und sozial gerechte Überzeugungen signalisieren, desto selbstgerechter werden wir. Studien zeigen, dass Weisse, die fest von ihrem Antirassismus überzeugt sind, bei Einstellungsverfahren andere Weisse bevorzugen. Dies gerade, weil sie sich, ihre Kollegen und ihre Institutionen für gesichert antirassistisch halten. Dass sie de facto nicht sozial gerecht oder antirassistisch handeln, geht unter. Schuld daran sind andere.

Durch sogenannte «Awokenings» wollen Aktivisten die Leute aus ihrem Schlummer wecken, etwa während der Proteste von «Black Lives Matter». Woher kommt der Begriff «woke»?

Jugendliche Gegner der Sklaverei in den Nordstaaten bezeichneten sich bereits 1860 als «Wide Awakes». Entsprechend war gemäss der Begriffsuchmaschine Google N-Grams das Wort «woke» in den 1870er Jahren gebräuchlich. «Stay woke» wurde von schwarzen Arbeitern 1940 als Losung ausgegeben. So richtig zum Schlagwort des Mainstreams wurde «woke» ab den 1970er Jahren, ausgehend vom Theaterstück «Garvey Lives!», das dem schwarzen Bürgerrechtler Marcus Garvey gewidmet war. Es erhielt erneut Popularität durch Erykah Badus Refrain «I stay woke» im Jahr 2008. Ähnlich ist «Political Correctness» ein älterer Begriff, zuerst in den 1930er Jahren unter Kommunisten gebräuchlich, dann als «politically incorrect» in der Black-Power- und New-Left-Bewegung der 1970er Jahre, schliesslich von Feministen in den 1980er Jahren bis hin zur ironischen oder kritischen Bedeutung des Worts in jüngerer Zeit.

Angesichts von Donald Trumps aggressiven Anti-DEI- und Anti-woke-Direktiven behaupten manche Leute, die Ära der Wokeness sei vorbei. Sehen Sie das auch so?

Ich komme in meinem Buch zum Schluss, dass sich nach 2010 etwas ändert, aber dass diese Welle seit 2021 wieder abklingt.

Was hat diese woke Welle verändert?

«Awokenings» ändern normalerweise nicht viel für tatsächlich marginalisierte oder benachteiligte Gesellschaftsschichten. Man sieht keine grösseren Umverteilungen von Ressourcen, Chancen oder Gesetzesänderungen. Klar, in Verwaltungsräten von Unternehmen sitzen jetzt mehr Minderheiten. Aber um aufs Board von McKinsey zu kommen, brauchen Sie einen Abschluss einer Eliteuniversität, eine lange, erfolgreiche Karriere in Eliteunternehmen, und wahrscheinlich sind Sie bereits ein Multimillionär. Zwar sind mehr Minoritäten in Verwaltungsräten vertreten, aber das sind exzellent ausgebildete und schwerreiche Elitevertreter.

Und das ist schlecht?

Nein, aber die «Awokenings» helfen wirklich armen, verwundbaren und benachteiligten Menschen nur wenig. Vielmehr führen sie zu Distanzierung und Entfremdung der herrschenden Elite von normalen Leuten – und anderen Eliten. Diese schaffen alternative Wissensinfrastrukturen. Fox News etwa ist eine News-Alternative zu den Mainstream-Medien, dazu gibt es neue rechte Think-Tanks und Alternativen in den sozialen Netzwerken. Donald Trump und Elon Musk besitzen Plattformen wie Truth Social und X, Peter Thiel ist an Rumble beteiligt. Schliesslich sehen Sie politische Gewinne für die Rechten. Das ist für gewöhnlich die Folge eines «Awokenings».

Woke stärkt die Rechten?

Normale Menschen wollen nicht jeden Tag Kulturkrieg führen. Sie sind frustriert darüber, dass «Awokenings» sich weniger um Brotverdienst und tägliches Leben kümmern. Unlängst setzte die Regierung Trump durch, dass der Golf von Mexiko in Golf von Amerika umbenannt wird. Unter Joe Biden führte man Diskussionen um Namensänderungen von Schulen und Militärbasen, die nach Südstaatengenerälen benannt sind. Dieser symbolische Stuss fördert die Entfremdung von normalen Wählern, auf beiden Seiten.

Wann kommt die nächste woke Welle?

Es braucht dazu zwei Bedingungen. Einerseits eine virulente Überproduktion von Eliten, die dazu führt, dass Elite-Aspiranten trotz Absolvierung der «richtigen» Schulen und -Unis wegen eines Überangebots nicht wie erwartet ein sechsstelliges Gehalt plus Eigenheim und Familie erhalten. Andererseits ein gewisses Mass an Verelendung oder Verarmung der Bevölkerung. Dann ist ein gegen die herrschende gesellschaftliche Ordnung und die existierenden Eliten gerichtetes «Awokening» wahrscheinlich. Sobald sich die sozioökonomischen Bedingungen verbessern, klingt es wieder ab. «Awokenings» gibt es etwa alle fünfundzwanzig Jahre. Womöglich bereitet die antiwoke Elite bereits den Boden für das nächste «Awokening».

Also können wir nie nachhaltig woke sein?

So erstrebenswert einige Ziele sozialer Gerechtigkeit auch sind: Die Mischung aus rhetorischem Egalitarismus und brutalem Elitismus war von Anfang an Teil des symbolischen Kapitalismus. Darum sind wir nie woke gewesen und werden nie woke sein.

Musa al-Gharbi: We Have Never Been Woke – The Cultural Contradictions of a New Elite. Princeton University Press, 2024. 432 S., Fr. 31.90.

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