Die USA haben mehrere Ziele unter Kontrolle der Huthi bombardiert. Die islamistische Miliz hatte zuvor angekündigt, ihre Angriffe auf Handelsschiffe im Roten Meer fortzusetzen. Doch es gibt noch einen weiteren Grund für die Attacke.
Die USA haben laut Donald Trump am Samstag einen Grossangriff auf militärische Ziele der islamistischen Huthi-Miliz gestartet. Es hatte den Anschein, als machte der amerikanische Präsident nur eine kurze Pause vom Golfen, als er sich einen Überblick über die massiven Luftangriffe auf die Huthi-Bewegung in Jemen verschaffte. Er liess Bilder verbreiten, die ihn im weissen Polohemd mit «Trump»-Aufdruck und tief in die Stirn gezogenem «Make America Great Again»-Käppi zeigten.
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— The White House (@WhiteHouse) March 15, 2025
Doch die legere Kleidung sollte nicht über die Ernsthaftigkeit des ersten grossen Militärschlags in Trumps zweiter Amtszeit hinwegtäuschen. Bei den Bombardements aus Luft und See haben die USA laut eigenen Angaben auf Stützpunkte, Raketenabwehrstellungen und Anführer der Miliz gezielt. Gemäss dem von den Huthi kontrollierten Gesundheitsministerium wurden 32 Personen getötet und 101 weitere verletzt. Ziel der Operation ist es laut Trump, die Freiheit der Schifffahrt wiederherzustellen.
Die von Iran unterstützten Huthi hatten seit Beginn des Gaza-Kriegs über 100 Schiffe im Roten Meer angegriffen und Raketen auf Israel abgefeuert. Die islamistische Miliz, die einen Grossteil Jemens kontrolliert, wollte so ihre Solidarität mit der Hamas demonstrieren. Mit Beginn der Waffenruhe im Gazastreifen Mitte Januar endeten auch die Huthi-Attacken. Doch nachdem Israel die Hilfslieferungen für den Küstenstreifen blockiert hatte, kündigten die Huthi am Dienstag an, ihre Attacken auf israelische Schiffe wieder aufzunehmen.
Die militanten Islamisten beeinträchtigen den Welthandel empfindlich: Selbst als sie ihre Angriffe aussetzten, schickten die grössten Containerschiff-Reedereien ihre Frachter nicht mehr durch das Rote Meer. Sie müssen nun einen längeren und teureren Umweg um das Kap der Guten Hoffnung in Südafrika nehmen.
«Amerika wird Sie zur Rechenschaft ziehen»
Der von Trump angeordnete Angriff ist nicht der erste dieser Art. Schon mehrmals haben die USA und Israel militärische Ziele und die Infrastruktur der Huthi-Bewegung bombardiert. Dennoch waren die Islamisten, deren Wahlspruch «Tod Amerika, Tod Israel und Fluch gegen die Juden» ist, nicht abgeschreckt. Gemäss amerikanischen Medienberichten soll der Angriff vom Samstag nur der erste Schlag in einer längeren Offensive sein, die mehrere Wochen andauern könnte.
Trump machte nicht nur klar, dass ihm an der Freiheit der Meere gelegen ist, sondern auch, dass er mit der Angriffswelle noch jemand anderen im Blick hat. Auf seinem sozialen Netzwerk Truth Social schrieb Trump, an Iran gerichtet: «Die Unterstützung für die Huthi-Terroristen muss SOFORT beendet werden!» Teheran solle weder das amerikanische Volk, dessen Präsidenten noch die weltweiten Schifffahrtsrouten bedrohen. «Seien Sie gewarnt, denn Amerika wird Sie zur Rechenschaft ziehen, und wir werden nicht nett zu Ihnen sein!»
Trumps Signal an Teheran
So soll der Angriff das Regime in Teheran einerseits unter Druck setzen. Bis anhin weigern sich die Iraner, mit Trump Verhandlungen über ihr Atomprogramm aufzunehmen. Andererseits zeigt es die militärischen Fähigkeiten der USA, die auch bei einem möglichen Angriff auf die iranischen Nuklearanlagen genutzt werden könnten. In Israel wird schon lange über einen Präventivschlag diskutiert, der verhindern könnte, dass Teheran sich Atombomben zulegt.
Der Zeitpunkt wäre günstig: Bei einem israelischen Angriff im Oktober wurde die Flugabwehr Irans empfindlich getroffen. Für einen erfolgreichen Angriff braucht Israel allerdings wohl amerikanische Unterstützung. Doch die USA sträuben sich bis jetzt gegen eine Militäroperation, die sie in einen regionalen Krieg in Nahost involvieren könnte. Im Wahlkampf hatte US-Vizepräsident J. D. Vance klar gesagt, dass ein Krieg mit Iran nicht im amerikanischen Interesse sei.
Ein Sprecher des iranischen Aussenministeriums hat die Angriffe auf die Stellvertreter-Miliz in Jemen scharf verurteilt. Am Sonntag schaltete sich auch Hossein Salami ein, der Chef der iranischen Revolutionswächter. An Trump gerichtet, sagte Salami: «Iran wird keinen Krieg führen, aber wenn jemand droht, wird es angemessen, entschieden und schlüssig reagieren.»
Die Huthi selbst zeigen sich unbeeindruckt. Obwohl Jemen Schauplatz einer der grössten humanitären Krisen der Welt ist und schätzungsweise jedes zweite Kind an Mangelernährung leidet, bleibt der Fokus des islamistischen Regimes die Unterstützung der rund 2000 Kilometer entfernt kämpfenden Hamas. Ihre Entschlossenheit demonstrierten sie sogleich: Laut israelischen Medienberichten ging am Sonntag eine Huthi-Rakete in der Nähe der ägyptischen Stadt Sharm al-Sheikh auf dem Sinai zu Boden.
Das politische Büro der Huthi teilte am Sonntagnachmittag mit, die Miliz sei bereit, «Eskalation mit Eskalation zu begegnen». In einer Mitteilung wurden die US-Angriffe als «Kriegsverbrechen» bezeichnet. «Unsere jemenitischen Streitkräfte sind voll und ganz darauf vorbereitet, auf eine Eskalation mit einer Eskalation zu antworten», hiess es in einer Erklärung. Führende Mitglieder der Huthi-Miliz sollen nach den US-Luftangriffen aus der jemenitischen Hauptstadt Sanaa und in ländliche Gegenden geflohen sein. Das berichtete der von Saudiarabien finanzierte Nachrichtenkanal «Al-Arabija». Hochrangige Mitglieder hätten die Anweisung erhalten, ihre Häuser wegen der Gefahr weiterer US-Luftangriffe zu verlassen.