Für seinen Mut wurde Clive Beadon mit dem Fliegerkreuz und zahlreichen Medaillen geehrt. Diese werden nun versteigert.
Kommende Woche versteigert das Londoner Auktionshaus Noonans Mayfair ein Fliegerkreuz und Medaillen. Bis zu 5000 Pfund könnte die Ersteigerung bringen, also umgerechnet etwas über 5000 Franken. Doch der Preis ist nicht das Besondere. Denn hinter den Medaillen verbirgt sich eine atemberaubende Geschichte. Sie gehörten dem britischen Oberstleutnant Clive Beadon, dem es am 1. Januar 1945 gelungen war, in einer waghalsigen Aktion sich und seine Besatzung zu retten.
Triebwerkspannen und Bruchlandungen
Beadon wurde 1919 in Indien als Sohn eines britischen Soldaten geboren. Am Royal Air Force College wurde er zum Piloten ausgebildet. Wenige Monate vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs im September 1939 trat er in den Armeedienst ein. 1942 wurde er nach Südostasien versetzt, wo er in Liberator- und Wellington-Bombern Hunderte von Einsätzen gegen japanische Ziele flog. Sein Logbuch verzeichnet für diese Einsätze Triebwerkspannen, Schäden durch Gewehrfeuer, Bruchlandungen.
Am 1. Januar 1945 wurde der Liberator-Bomber von Clive Beadon während eines Tiefflugangriffs auf die Burma-Siam-Eisenbahn von einer japanischen Granate getroffen. Der Bordschütze kam dabei ums Leben. Im Rumpf klaffte ein 60 Zentimeter grosses Loch, das Flugzeug stand in Flammen. Was dann folgte, war eine sehr britische Reaktion auf eine Krise, wie es der britische «Guardian» ausdrückte. Die überlebenden Männer an Bord hielten die Flammen mit Tee und Wasser aus ihren Thermoskannen in Schach, während Beadon den Bomber mit einem Flug über den Golf von Bengalen in Sicherheit flog.
Ein Zeitungsbericht von damals beschreibt Beadons waghalsiges Manöver. Zuerst stieg er höher, um weiteren Angriffen zu entgehen. Das Flugzeug befand sich noch über dem von Japan besetzten Gebiet. Dann flog er zur 40 Meilen entfernten Küste. Fünf Stunden lang flog Beadon den brennenden Flieger nun 800 Kilometer über das Meer nach Indien, während die Besatzung mit ihren Trinkvorräten und Feuerlöschern die Brände bekämpfte. Abspringen war keine Option – das Feuer hatte ihre Fallschirme zerstört.
Für sein Handeln wurde Beadon im August 1945 das Distinguished Flying Cross, das Fliegerkreuz für besondere Tapferkeit während Kriegshandlungen, verliehen. Zu dieser Zeit stand Beadon noch im aktiven Dienst in Südostasien und konnte daher die Auszeichnung im Buckingham Palace nicht selbst entgegennehmen. Er traf jedoch König George Vl. bei einer späteren Gelegenheit. «Männern wie Ihnen verdanken wir unsere Freiheit», sagte der König zu ihm.
Einsatz in Uganda und Aufspürer von Rohölquellen
Auch nach dem Zweiten Weltkrieg blieb Beadons Fliegerkarriere spannend. 1950 wurde er Kommandant des RAF-Geschwaders 297. 1953 schickte ihn die britische Regierung im Rahmen der sogenannten Kabaka-Krise nach Entebbe. Das damalige Protektorat Uganda erlebte eine politische und verfassungsrechtliche Krise, da der König von Buganda, der Kabaka Mutesa II., Bugandas Abspaltung vom Protektorat Uganda forderte.
Der britische Gouverneur Andrew Cohen liess ihn daraufhin verbannen und mit einem britischen Flugzeug ausser Landes schaffen. Der Pilot der Maschine: Clive Beadon. Der Kabaka ging nicht freiwillig, er wurde schreiend und mit einem Mantel über dem Kopf an Bord geschleift. Beadon liess die Flugzeugmotoren während dieser Aktion laufen. Nach der Landung in Grossbritannien soll sich Beadon beim Kabaka entschuldigt und sich vor ihm verneigt haben. Die Mantel-und-Degen-Operation sei wie aus einem James-Bond-Film gewesen, erzählte Beadon später einem Freund.
Es folgten weitere Stationen als Luftfahrtattaché in verschiedenen Ländern sowie im britischen Verteidigungsministerium. 1966 schied Beadon aus der Royal Air Force aus. Er war ein begeisterter Wünscheroutengänger und soll zahlreiche Erdölquellen in Afrika und Südamerika aufgespürt haben. 1996 starb Beadon im Alter von 77 Jahren.