Laut Medienberichten hat der Generalmajor Pläne für einen Grossangriff auf den Gazastreifen ausgearbeitet. Fest steht: Zamir wird freiere Hand haben als sein Vorgänger. Das hat auch mit Donald Trump zu tun.
In den vergangenen zwei Wochen war Eyal Zamir viel unterwegs: Im Gazastreifen, im Westjordanland und in Südlibanon, wo die israelischen Streitkräfte (IDF) nach wie vor fünf Aussenposten kontrollieren. Wie die IDF am Dienstag mitteilten, besprach der 59-jährige Generalmajor bei seinen Truppenbesuchen mit hochrangigen Offizieren «Pläne für die Fortsetzung der Kämpfe, mit einem Schwerpunkt auf Offensivplänen». Zamir will offensichtlich vorbereitet sein: Am Mittwoch wird er zunächst zum Generalleutnant befördert und danach als neuer israelischer Armeechef vereidigt.
Der neue Generalstabschef folgt auf Herzi Halevi, der Mitte Januar nach nur zwei Jahren im Amt seinen Rücktritt eingereicht und damit persönliche Verantwortung für das Versagen der Armee während des Hamas-Massakers am 7. Oktober 2023 übernommen hatte. Erst vergangene Woche zeigten interne Untersuchungen der IDF, wie wenig die Armee den Terroristen der Hamas entgegensetzen konnte.
Zamir, der zuletzt als Generalsekretär des Verteidigungsministeriums gewaltet und davor an einer amerikanischen Denkfabrik geforscht hatte, gehört hingegen nicht zu den Offizieren, die für das Scheitern verantwortlich gemacht werden. Nun übernimmt er das Kommando über die stärkste Armee des Nahen Ostens in einer Zeit, in der sowohl im Gazastreifen als auch in Libanon die Waffen schweigen – zumindest vorerst. Unmittelbar nach seiner Ernennung sagte der ehemalige Panzeroffizier Zamir, dass auch 2025 ein «Jahr des Kampfes» sein werde.
Ein «rücksichtsloser» Kampf?
Tatsächlich deutet derzeit manches darauf hin, dass zumindest im Gazastreifen bald schon wieder Krieg herrschen könnte. Die erste Phase der Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas ist am Wochenende ausgelaufen, und während die Israeli auf eine Verlängerung und die Übergabe weiterer Geiseln pochen, fordert die islamistische Terrororganisation ultimativ ein Ende des Krieges. Letztlich entscheidet zwar die Regierung über neue Kämpfe – doch es ist die Aufgabe des Armeechefs, sie zu führen.
Wie das konservative amerikanische Nachrichtenportal «Washington Free Beacon» unter Berufung auf mehrere israelische Beamte berichtet, soll Eyal Zamir im Auftrag von Ministerpräsident Netanyahu bereits Pläne für einen Grossangriff auf den Gazastreifen ausgearbeitet haben. Laut diesen würden die IDF mit bis zu 50 000 Mann in den Gazastreifen einmarschieren, die Zivilbevölkerung in sogenannte humanitäre Zonen schicken und im Rest der Küstenenklave einen «rücksichtslosen» Kampf gegen Terroristen führen.
Zwar haben weder das Verteidigungsministerium noch das Büro des Ministerpräsidenten den Bericht kommentiert. In einer Rede vor einigen Tagen sagte Netanyahu allerdings, dass Israel den Kampf jederzeit wiederaufnehmen könne: «Die Operationspläne sind bereit.» In Israels Regierung gibt es zudem einflussreiche Stimmen, die seit langem für ein härteres Vorgehen im Gazastreifen plädieren. Vorerst scheint Israel weiterhin darauf zu spekulieren, dass die Hamas doch noch einer Verlängerung der Waffenruhe zustimmt. Anzeichen dafür gibt es bislang jedoch keine.
Schwere Bomben aus den USA
Klar ist: Sollte der Krieg wieder ausbrechen, hätte Eyal Zamir sowohl militärisch als auch politisch mehr Spielraum als sein Vorgänger. Militärisch, da durch den Waffenstillstand in Libanon Truppen frei geworden sind, die zuvor während Monaten an der Nordgrenze gebunden waren. Politisch, weil der neue amerikanische Präsident Donald Trump den Israeli im Gegensatz zu seinem Vorgänger Joe Biden kaum noch Schranken setzt. Trump hat wiederholt betont, dass er nichts gegen erneute Kämpfe im Gazastreifen hätte.
Ausserdem hat Trump unmittelbar nach seinem Amtsantritt jene Lieferung von schweren Bomben an Israel freigegeben, die Biden während Monaten blockiert hatte. Und nicht nur das: Wie Aussenminister Marco Rubio jüngst verkündete, hat die Regierung Trump bereits Waffenverkäufe in Höhe von 12 Milliarden Dollar an Israel bewilligt. An Munition und Material dürfte es dem neuen israelischen Armeechef also nicht mangeln.