Gerade für Anfänger lohnt es sich, in die richtige Laufausrüstung zu investieren. Doch es gibt auch Anschaffungen, auf die man getrost verzichten kann.
Neben zahlreichen gesundheitlichen Gründen sprechen auch ökonomische Überlegungen für den Laufsport. Denn gerade auf Hobbystufe braucht es kaum kostspielige Anschaffungen, um rasch loslegen zu können. Gleichwohl verlangt jede Leistungsstufe nach einer spezifischen Ausrüstung, will man den Freizeitsport gesund betreiben und ihm längere Zeit treu bleiben.
Wer Joggen dieses Jahr endlich einmal probieren möchte, braucht zu Beginn nur zwei Dinge: perfekt sitzende Laufschuhe und ebensolche Socken. Das mag banal klingen, hat aber eine enorme Bedeutung für einen gelungenen Start. Denn wer mit zufällig vorrätigen Segelstoffschuhen, ausgedienten Hallenturnschuhen oder modischen Sneakers einsteigt, riskiert Schmerzen, Blasen oder sogar langwierige Entzündungen.
Es lohnt sich deshalb, mit einem Paar abgetragener Schuhe, es müssen nicht zwingend Sportschuhe sein, ein etabliertes Laufsportgeschäft aufzusuchen. Anhand der Sohle und mittels Ganganalyse erkennt fähiges Verkaufspersonal rasch, welcher Fusstyp vorliegt, und kann entsprechende Laufschuhe und -socken für das gewünschte Laufgelände vorschlagen.
Sinnvoll für Menschen, die fleissig und mit der Zeit immer länger laufen: ein oder zwei zusätzliche Paar Schuhe. Immer für den gleichen Fusstyp, aber ein anderes Modell. Auf diese Weise lässt sich nicht nur das Risiko von Überlastungsverletzungen durch Druck- oder Fehlbelastung minimieren. Die Schuhe bleiben auch länger benutzbar, da sie zwischen den Trainings vollständig austrocknen. Wer hohe Umfänge auf unterschiedlichen Untergründen läuft, ist gut beraten, sich für die bevorzugten Gelände entsprechende Schuhtypen zuzulegen, um den diversen Anforderungen beschwerdefrei zu begegnen.
Clever die Motivation steigern
Überbewertet für gesunde Einsteiger sind sämtliche Messgeräte, Spezialernährung oder Funktionsbekleidung aus dem Hightech-Segment, wie man sie in den Social-Media-Profilen der Profis sieht. Auch wenn sie vom Marketing geschickt in Szene gesetzt werden.
Wer beim Laufen nicht auf das Mitführen des Smartphones verzichten will, investiert in einen satt sitzenden Running-Belt oder eine Armbinde, bei der das Gerät nicht hin und her rutscht. Sonst gilt: nur gerade so viele Outfits und Accessoires anschaffen, wie es für Geist und Geldbeutel nötig ist, um die Motivation beim Laufsport hoch zu halten.
Häufig tritt bei Laufsporttreibenden ein Moment auf, in dem sie sich für eine Leistungsverbesserung zu interessieren beginnen. Sei es, weil ein konkretes Wettkampfziel mit Pflichtzeiten lockt oder weil eine Stagnation an der Motivation nagt. In solchen Situationen lautet die Lösung: strukturiertes Training in unterschiedlichen Belastungszonen durchführen.
Die Do-it-yourself-Methode bestände darin, sich Trainingspläne für die individuelle Zielsetzung aus dem Internet zu ziehen und diese mit handgemessenen Pulswerten umzusetzen. Zielführender ist es, an diesem Punkt in eine seriöse Leistungsanalyse mit Laktatmessung zu investieren, wie sie Sportkliniken und grössere Sportpraxen anbieten, um hernach in fundiert ermittelten Leistungszonen zu laufen. Damit dies gelingt, lohnt sich die Anschaffung einer hochwertigen Sportuhr mit zuverlässiger Herzfrequenzmessung. Zugegeben, das ist nicht ganz billig, aber für zielgerichtetes Training äusserst empfehlenswert.
Langlebig investieren statt kurzfristig shoppen
Während es für die 12-Kilometer-Hausrunde in der Regel weder teure Funktionswäsche noch kostspielige Laufrucksäcke mit Trinkblasen oder spezifische Sportnahrung braucht, drängen sich derartige Anschaffungen immer mehr auf, je umfangreicher und ambitionierter jemand unterwegs ist und je anspruchsvoller Gelände und Rahmenbedingungen sich ausnehmen. Wer im Training mehrere Stunden läuft, benötigt selbstverständlich einen perfekt passenden Verpflegungsrucksack und Kleidung, die nirgends scheuert. Ob eine Investition nötig oder «nice to have» ist, bleibt daher eine ganz individuelle Frage.
Die Kunst besteht darin, sich jene Ausrüstung anzuschaffen, welche exakt die akuten Bedürfnisse bedient und nicht bloss kurzfristige Befriedigung beim Shopping verheisst. Denn funktionale Sportausrüstung oder -ernährung besteht selten aus nachwachsenden, biologisch produzierten Materialien. Daher: genau überlegen, was wirklich nötig ist. Die Ausrüstung passend auswählen, sachgemäss pflegen und möglichst bis an ihr Lebensende benutzen.
Laufschuhe mit Carbonplatten: Sinnvoll oder überbewertet?
Vor wenigen Jahren noch ausschliesslich im Profisport zu finden, schwemmen Laufschuhe mit Carbonplatten in der Zwischensohle mittlerweile den Markt im Hobbysport. Wer einmal in derartigen Schuhen ein flottes Tempo auf festem Untergrund zurückgelegt hat, möchte sie nicht mehr missen. Das leicht federnde Gefühl mit dem spürbaren Rückstoss und die bemerkenswerte Zeitverbesserung in der Teststrecke haben Suchtpotenzial!
Doch die Kehrseite der Medaille folgt buchstäblich auf dem Fuss. Auch wenn das Laufgefühl federnd leicht ist, erfährt der Körper, vor allem Wadenmuskeln und Achillessehne, durch die steife Platte eine enorme Belastung. Wer sich dessen nicht bewusst ist, wird sein Lauftraining bald durch Physiotherapie ersetzen müssen.
Wie also vorgehen, damit es nicht so weit kommt? Die Lösung heisst: Anschaffung und Einsatz sorgfältig überdenken, Wadenmuskulatur konsequent kräftigen, Achillessehne gut pflegen.
Viele grosse Hersteller haben die Problematik von Carbonplatten in Hobbylaufschuhen erkannt und bieten Modelle mit dezenterem Rückstoss an, die sich auch fürs Training eignen. Wissen muss man jedoch: Je langsamer man läuft, desto wirkungsärmer ist das Hightech-Material.
Man frage sich ehrlich: Braucht es einen derart kostspieligen Schuh für die Mehrzahl der Trainings? Oder schafft man ihn sich höchstens für fordernde Tempotrainings und wichtige Strassenwettkämpfe an? Entscheidet man sich für einen Kauf, sollten das seriöse Kräftigen der Wadenmuskulatur und die Pflege von Faszien und Achillessehne bereits zur festen Trainingsroutine gehören.
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