Das Denguefieber trifft die Philippinen dieses Jahr früher als sonst. In der Hauptstadt Manila sollen die Bürger nun selbst gegen die Mücken vorgehen. Doch es gibt Bedenken.
Auf den Philippinen breitet sich das Denguefieber rasant aus. Bis zum 1. Februar zählte das Gesundheitsministerium mehr als 28 000 Infektionen und 21 Todesfälle. Das sorgt bei den lokalen Behörden für grosse Besorgnis.
So früh im Jahr sind die Zahlen ungewöhnlich hoch. Sie entsprechen laut dem Gesundheitsministerium einem Anstieg von 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Hauptsaison für Dengue-Ausbrüche beginnt auf den Philippinen normalerweise erst im Mai, wenn die Regenzeit mehr stehendes Wasser bringt. Das sind ideale Brutbedingungen für die Aedes-Mücke, die das Virus überträgt.
Hitze und Feuchtigkeit lassen Mückenpopulationen wachsen. Deshalb sind vor allem tropische und subtropische Regionen oft von Ausbrüchen betroffen, doch auch in Europa breitet sich die Krankheit zunehmend aus. Dengue verursacht starkes Fieber, Durchfall, Gliederschmerzen und in besonders schlimmen Fällen innere Blutungen.
Am meisten betroffen sind Brasilien, das weltweit die meisten Fälle meldet, und die Philippinen, wo Dengue regelmässig ausbricht. In Städten mit schlechter Abwasserentsorgung und mangelhafter Mückenbekämpfung steigt das Risiko für eine Ausbreitung von Dengue. Genau dort will der Inselstaat nun ansetzen.
Dank der Mückenjagd gibt’s Kaffee
Addition Hills, ein Vorort der Hauptstadt Manila, hat ein «Kopfgeld» auf Moskitos ausgesetzt – tot oder lebendig. In der dicht besiedelten Gegend leben mehr als 100 000 Menschen auf 162 Hektaren. Obwohl die lokalen Behörden bereits Reinigungsaktionen, Kanalräumungen und eine Hygienekampagne gestartet hatten, stieg die Zahl der Dengue-Infektionen in den vergangenen Wochen auf 44. Zwei Personen starben. Daraufhin beschloss Carlito Cernal, der Dorfvorsteher, den Kampf zu verstärken, um eine weitere Ausbreitung in der anstehenden Hauptsaison zu verhindern.
Und so sammeln die Einwohner von Addition Hills nun fleissig Mücken und Larven. Für fünf gefangene Mücken oder Larven gibt es einen philippinischen Peso, umgerechnet knapp zwei Rappen. Eine kleine Summe, doch für viele im armen Inselstaat lohnt sich die Jagd.
Um Jugendliche und Kinder davon abzuhalten, sich unnötig einem Risiko auszusetzen, dürfen nur Personen ab 18 Jahren mitmachen. Bilder zeigen Menschen, die Schlange stehen, um sich eine Prämie für eingefangene Mücken abzuholen.
Die Zeitung «Daily Tribune» zeigte auf der Plattform X ein Video der Abgabestation samt elektrischem Mückenvernichter – dort werden die lebenden Mücken mit ultraviolettem Licht getötet. Ein Mann brachte gleich 45 Larven vorbei, dafür erhielt er eine Belohnung von neun Pesos – umgerechnet knapp zwanzig Rappen. «Das hilft mir sehr. Davon kaufe ich mir Kaffee», sagte der 64-Jährige laut lokalen Medien.
«Die Bürger haben Spass daran, die Mücken und Larven einzusammeln», sagte Carmelita Gonzales, eine Mitarbeiterin der Stadtverwaltung, gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Wichtiger sei aber, das Bewusstsein für Sauberkeit zu schärfen, um die Krankheit einzudämmen. Die Kampagne «May piso sa mosquito» (Es stecken Pesos in Mücken) solle so lange durchgeführt werden, wie es Dengue-Fälle gebe.
Doch nicht alle halten das für eine gute Idee.
Massnahme könnte das Problem verschlimmern statt lösen
Lokale Medien warnen vor einem Kobra-Effekt. Damit ist das Phänomen gemeint, dass eine Massnahme ein Problem verschlimmert, anstatt es zu lösen. «Statt Mücken und ihre Larven zu jagen und ihren Lebensraum zu zerstören, könnten skrupellose Personen sie für grosse Geldsummen züchten», schrieb die Zeitung «Inquirer». Carlito Cernal, der Vorstand von Addition Hills, hält das für unwahrscheinlich. Die Kampagne ende gemäss gegenwärtigem Plan nach einem Monat. Bisher seien insgesamt 700 Mücken und Larven gefangen und abgegeben worden, sagte er der BBC.
Das Gesundheitsministerium unterstützt die Aktion, fordert aber eine Abstimmung mit den nationalen Behörden. Alberto Domingo, der Sprecher des Gesundheitsministeriums, sagte: «Ohne Kontrolle könnte das Projekt den Vektor fördern, den wir eigentlich vernichten wollen.» Bessere Alternativen seien Prämien für Aufräumaktionen oder Anreize für frühzeitige Meldungen neuer Dengue-Fälle.
Das Gesundheitsministerium rechnet mit einer weiteren Ausbreitung von Dengue. Mindestens acht weitere Kommunen haben neue Infektionen gemeldet.