Durch eine Zusammenarbeit mit Salt will die Post künftig im Mobilfunk-Bereich mitmischen. Dass das nicht zu ihrem Grundversorgungsauftrag gehört, spielt für sie keine Rolle.
Die Swisscom, der grösste Schweizer Telekomanbieter, bekommt neue Konkurrenz – und zwar gewissermassen aus den eigenen Reihen: Die Post steigt in den Telekommarkt ein. Wie das Staatsunternehmen am Donnerstag mitteilte, wird es künftig gemeinsam mit Salt Mobilfunk-Abonnements vertreiben.
«Post Mobile» heisst das neue Angebot, das Kunden fortan in allen 800 Postfilialen abschliessen können. Der Mobilfunkvertrag besteht dabei zwischen dem Kunden und Salt. Die Post will allerdings nicht nur als Vermittlerin auftreten, sondern in ihren Filialen auch Kundenservice anbieten. Erst, wenn die Postmitarbeiter nicht weiter wissen, wird der Salt-Kundendienst eingeschaltet.
Die Angebote der Konkurrenz verschwinden
Für die Konkurrenten Sunrise und Swisscom bedeutet der Schritt, dass ihre Dienste aus dem Angebot der Post verschwinden. Bislang konnten Kunden über die Post Verträge mit allen drei Mobilfunkanbietern abschliessen, damit ist nun Schluss. Wie die Post auf Anfrage schreibt, habe man mit diesen Angeboten kaum Gewinn gemacht. Bei «Post Mobile» könne man hingegen mehr als ein reiner Absatzkanal sein und das Angebot mitgestalten. Swisscom- und Sunrise-Kunden sollen ihre Prepaid-Karten aber weiterhin in den Postfilialen aufladen können.
Damit tritt neben der Swisscom, die zu 50 Prozent dem Bund gehört, ein weiterer staatlicher Player in den Mobilfunk-Markt ein. Preislich kann das neue Angebot laut dem Vergleichsportal moneyland.ch durchaus mit der Konkurrenz mithalten: Das günstigste Paket gibt es für 14,95 Franken pro Monat, das teuerste, in dem weltweites Roaming enthalten ist, kostet 49,95 Franken.
Preise wie diese sind jedoch keine Kampfansage. Laut moneyland.ch gibt es in vielen Fällen günstigere Alternativen. Für ein Erdbeben im Telekom-Markt dürfte «Post Mobile» darum nicht sorgen. Für die Post und Salt ist es dennoch ein gleichermassen attraktiver Deal: Neben den zusätzlichen Einnahmen profitiert die Post davon, dass das Service-Angebot ihre Filialen aufwertet. Salt, dem oftmals der etwas negativ behaftete Ruf eines Billig-Anbieters vorauseilt, profitiert wiederum von dem starken und vertrauenswürdigen Markennamen der Post.
Mobilfunk passt nicht zum Grundversorgungsauftrag
Zudem kann Salt für das neue Angebot auf ein exklusives Vertriebsnetz aus Postfilialen zugreifen, die sich in den Städten in der Regel in Bestlagen befinden. Aus Wettbewerbssicht ist das durchaus kritisch zu beurteilen, schliesslich sind diese Verkaufsstellen in staatlicher Hand. Das wirft dann auch die Frage auf, ob ein Engagement im Mobilfunkmarkt mit dem Grundversorgungsauftrag der Post in Einklang zu bringen ist. Schliesslich sind Mobilfunkangebote keine postalischen Dienstleistungen.
Gegenüber dem «Tages-Anzeiger» beruft sich Postfilialen-Chef Thomas Baur auf das Postorganisationsgesetz, das es der Post erlaube, «im Auftrag Dritter Dienstleistungen zu vermitteln und so ihre Infrastruktur besser auszulasten». Auf Anfrage schreibt die Post, man verzeichne im Kerngeschäft Jahr für Jahr einen Mengenrückgang, weshalb das Telekom-Geschäft einen Beitrag zu selbständigen Finanzierung leisten könne.
Bei der Konkurrenz nimmt man das neue Angebot dennoch gelassen zur Kenntnis. Die Swisscom teilt mit, man sei mit einem breiten Portfolio gut aufgestellt und gehe davon aus, den Wegfall des Post-Angebots über andere Verkaufskanäle kompensieren zu können. Auch Sunrise findet: «Konkurrenz belebt den Wettbewerb.»
Drittmarken werden häufiger
Tatsächlich ist «Post Mobile» nicht der erste Ausflug der Post in den Mobilfunkmarkt. So lancierte Salt (damals noch Orange) 2014 das Angebot «Das Abo», das beim Marktstart exklusiv in Poststellen erhältlich war. Die Sunrise-Tochter Yallo verkaufte ab 2015 exklusiv in Postfilialen das Abo «Postpaid», das den Begriff Post sogar im Namen trug. Doch das die Post selber als Anbieterin auftritt, ist neu.
Solche sogenannten Drittmarken, bei denen Mobilfunkunternehmen mit branchenfremden Anbietern zusammenspannen, werden in der Schweiz immer üblicher. So arbeiten alle drei Mobilfunk-Netzbetreiber inzwischen mit Supermarktketten zusammen, um Handy-Abos unter den Markennamen von Migros, Coop (beide Swisscom), Aldi (Sunrise) und Lidl (Salt) zu verkaufen. Auch der grösste Schweizer Online-Händler Digitec-Galaxus mietet das Sunrise-Netz und verkauft unter dem Namen Galaxus Mobile eigene Handy-Abos.
Dem will sich die Post anschliessen – und hat ambitionierte Ziele: Laut eigenen Angaben wurden bislang in den Postfilialen pro Jahr 30 000 bis 40 000 Mobilfunkabos der drei Anbieter verkauft, ob dieser wert mit dem neuen Angebot erreicht werden kann, wird sich zeigen. Wie Salt und die Post in ihrer Mitteilung schreiben, hat letztere täglich Kontakt mit rund 350 000 Kunden. Da dürften sich wohl ein paar Abonnenten finden lassen.