Besteigt man einen Gipfel, entsteigt man auch der Schwere des Alltags. Dafür muss man nicht einmal so hoch hinaus, wie ein Besuch der Appenzeller Hochalp beweist.
Bestimmt kennen Sie das Gefühl, nach einem langen Aufstieg auf dem Gipfel eines Berges zu stehen. Geschafft – ganz oben! Egal welche Sorgen das Leben bringt, in diesem Moment stellt sich einfach Freude ein. Über das Geschaffte, über die eigene Leistungsfähigkeit und natürlich über den tollen Rundumblick.
Die Hochalp, ganz grob zwischen Urnäsch und dem Säntis gelegen, ist mit ihrer bescheidenen Höhe von etwa 1500 Metern und dem flachen Haupt zwar kein kühner Gipfel, aber das macht für das schöne Gipfelgefühl keinen Unterschied. Und schliesslich ist man nur für den Aufstieg schon etwa zweieinhalb bis drei Stunden unterwegs.
Oben gibt’s dann zwei Optionen: Bei schönem und warmem Wetter setzt man sich auf den Rucksack und geniesst das Picknick und den heissen Tee. Und natürlich die Aussicht auf die ganze Säntis-Kette vom Schäfler bis zum Neuenalpspitz – und dazu noch die Churfirsten und das Tödi-Gebiet. Sollte es zu kalt um die Ohren fegen, geht man in die warme Stube des Berggasthauses Hochalp. Aber Obacht, das Gasthaus ist im Winter nur an Wochenenden mit schönem Wetter geöffnet, Auskunft gibt die Website hochalp.ch. Ebenso gut zu wissen: Es geht auch winterwandernd von Urnäsch auf die Hochalp; man ist dann allerdings auf der Zufahrtsstrasse Urnäsch–Hochalp unterwegs.
Natürlich ist es das Beste, die Freude beim Erreichen eines Berggipfels einfach einmal zu geniessen. Ich habe mir allerdings immer wieder Gedanken über diesen Zustand gemacht. Trifft sich in diesen Momenten nicht ein ganzer Mix von Gefühlen, mehr als nur das Geschaffthaben und die tolle Weitsicht? Es ist auch die Schwere des Alltags, die nun weit unten ist, der man förmlich entstiegen ist. Und die Weitsicht ist mehr als nur eine weite Sicht. Die Offenheit und der beinahe unendliche Fernblick lassen auch in mir drin eine Weite und Offenheit entstehen. Da präsentieren sich manchmal unvermittelt Lösungen für Probleme. Kein Wunder, dass der Berg in vielen spirituellen Traditionen ein Ort ist, um in sich zu kehren und Klarheit zu gewinnen.
Koordinaten
Start
Urnäsch, Sonne Thal
Route
Via Egg und Färenstetten zum Berggasthaus Hochalp, auf demselben Weg zurück. Hin und zurück
12,3 km, je 690 m Auf- und Abstieg, 5 bis 6 Std., Lawinengefahr beachten
Verpflegung
Hochalp, Urnäsch
Karte
1:25 000, Blatt 1114; 1:50 000, Blatt 227