Eines steht fest: Cool sein will König Charles III. mit seiner Liedersammlung eindeutig nicht. Ihn trieb etwas anderes dazu an, Musikstücke zusammenzutragen, die ihm Freude bereiten.
«Danke fürs Zuhören. Ich wünsche Ihnen allen jeden möglichen Segen», so verabschiedete sich König Charles majestätisch, nachdem er in einer von «Apple» angefragten Sendung seine Playlist mehr oder weniger populärer Musik vorgestellt hatte. Siebzehn Songs umfasst seine Liste unter dem Titel «The King’s Music Room».
«Upside Down» von Diana Ross schaffte es auf die königliche Liste ebenso wie «The Loco-Motion» in der Version von Kylie Minogue, «La Vie En Rose», von Grace Jones gesungen, und «Could You be Loved» von Bob Marley.
Stolpersteine auf dem politischen Parkett
Vorauseilend hatte der Palast erklärt, dass es sich bei der kleinen Sammlung nicht um seine ultimative Bestenliste handle. Denn vermutlich war manchen noch präsent, wie die Nennung persönlicher Favoriten auf dem politischen Parkett schon häufiger für Unannehmlichkeiten gesorgt hatte.
Zum Beispiel als der ehemalige englische Premier David Cameron 2006 (und damals noch nicht Premierminister) in der berühmten Radiosendung «Desert Island Discs» erklärte, er wolle die Musik der Smiths mit auf eine einsame Insel nehmen. Damals verbat deren Gitarrist Johnny Marr sich das in einem Tweet: «David Cameron, stop saying you like the Smiths, no you don’t. I forbid you to like it.»
Als Camerons Vorgänger Gordon Brown einmal zum Erstaunen der Allgemeinheit verriet, er finde Gefallen an der Indie-Band Arctic Monkeys, wurde dies gleich als Schwindel entlarvt. Brown konnte kein einziges ihrer Stücke nennen und wusste nur, dass die Arctic Monkeys «sehr laut» seien.
Charles’ musikalische Weltreise ist nun gerade kein fehlgeleiteter Versuch, cool zu erscheinen. Im Gegenteil. Es ist bekannt, dass er gerne in die Oper geht, über einen vielseitigen Musikgeschmack verfügt und in seiner Jugend Cello und Trompete spielen lernte. Die Playlist liess Charles zum Commonwealth Day zusammenstellen – einem Anlass, der eine sorgfältig kuratierte Aufstellung erforderte.
Musikalische Reise durch das Commonwealth
Angemessen gravitätisch erzählte Charles den Zuhörern, er sei «ziemlich überrascht – aber erfreut» über die Anfrage von Apple gewesen. «Das schien mir ein interessanter und innovativer Weg zu sein, den diesjährigen Commonwealth-Tag zu feiern.» Insofern hört sich die Zusammenstellung weniger wie ein Manifest des königlichen Privatgeschmacks an. Sondern wie ein diplomatisch fein abgewogenes Musiksortiment.
Bob Marley hat Charles persönlich kennengelernt, und er nahm das von ihm ausgewählte Stück zum Anlass, daran zu erinnern, «wie viel wir der Windrush-Generation verdanken, deren Gaben unser Land so sehr bereichert haben». Damit meinte Charles die Generation der Einwanderer aus der Karibik von den frühen vierziger bis zu den frühen siebziger Jahren.
Kylie Minogue wird sicher nicht nur aufgeführt, weil, wie der König sagt, «die ansteckende Energie» von «The Loco-Motion», «es mir unglaublich schwer macht, still zu sitzen». Die aus dem Commonwealth-Land Australien stammende Sängerin ist auch Botschafterin seines «King’s Trust», einer gemeinnützigen Organisation, die jungen Menschen in schwierigen Verhältnissen hilft. Ausserdem ist sie schon lange eine Favoritin des Palasts, so trat sie 2012 im Vorfeld der Feier des diamantenen Kronjubiläums der Königin auf.
Wie fast alles, was ein A-List Royal tut, wurde auch die Liste der Musiknummern, die dem König «Freude» bereiteten, eingehend analysiert im Königreich. Dabei tat sich die «Daily Mail» mit ihrem Hang zu Verschwörungstheorien besonders hervor. So legte sie die Wahl eines Songs von Michael Bublé («Haven’t Met You Yet») als Ölzweig aus, den Charles dem abtrünnigen Sohn Harry reichen wolle. Denn Meghan und Harry seien Freunde des Kanadiers und hätten ihn kürzlich zum Dinner getroffen.