Die Mitglieder der «Zizians» in den USA galten als talentierte Programmierer. In Online-Beiträgen schrieben sie über Veganismus und Geschlechtsidentitäten. Dann wurden sie radikal und gewalttätig.
Felix B. war hochintelligent. Er wuchs in Freiburg im Breisgau auf und besuchte das dortige Goethe-Gymnasium. 2014 und 2015 gewann er für das deutsche Team Gold und Bronze bei der Internationalen Informatik-Olympiade. Später studierte er in Nordamerika und schloss ein Mathematikstudium an der University of Waterloo in Kanada ab.
Felix B. wurde als Mann geboren, identifizierte sich aber als Frau und nannte sich Ophelia. In New York arbeitete sie in einer hochdotierten Position und hatte laut amerikanischen Medien einen Freundeskreis, der vorwiegend aus hochgebildeten Transgender-Frauen bestand. «Sie führte ein sehr gutes Leben», zitiert NBC eine ehemalige Freundin von B.
Doch Ende 2023 brach B. alle Kontakte zu Familie und Freunden ab und verschwand. Erst Ende Januar 2025 tauchte ihr Name wieder in den Medien auf – sie wurde bei einer Grenzkontrolle im Gliedstaat Vermont erschossen. In Deutschland fragte man sich: Wie konnte das Leben des Mathe-Genies aus Freiburg an der kanadischen Grenze enden?
Transhumanismus, Tierrechte und ein vorgetäuschter Tod
Laut Medienberichten schloss sich B. im Laufe des Jahres 2023 den «Zizians» an. Eine kultartige und sektenähnliche Bewegung, die von Jack LaSota, einem Computeringenieur aus Alaska, angeführt wird. Er identifiziert sich ebenfalls als Frau und war in der Rationalistenbewegung aktiv.
Unter dem Pseudonym «Ziz» begann LaSota 2016 einen Blog. Darin schrieb sie über eine Theorie, wonach die linke und die rechte Gehirnhälfte unterschiedliche Geschlechter hätten und sich oft gegenseitig umbringen wollten. Diese Idee wurde von anderen Rationalisten angeblich abgelehnt, was LaSota dazu veranlasste, aus der Bewegung auszutreten und ihre eigene Gruppierung, die Zizians, zu gründen.
Im August 2022 meldeten Medien, dass LaSota bei einem Sturz vom Boot in der San Francisco Bay ums Leben gekommen sei. Später stellte sich heraus, dass sie ihren Tod nur vorgetäuscht hatte: Im Januar 2023 wurde sie in Philadelphia wegen Behinderung der Justiz verhaftet und später auf Kaution freigelassen.
Nach ihrer Freilassung setzte LaSota ihre Aktivitäten als Anführerin der Zizians fort. Die Gruppe rekrutierte vor allem junge Informatiker, die sich online kennengelernt und radikalisiert hatten. Einige Mitglieder arbeiteten laut amerikanischen Medienberichten bei Google und der Nasa.
Über die Ziele der Gruppe ist wenig bekannt. Die Mitglieder teilen aber anarchistische Überzeugungen – insbesondere ideologische Ansichten über Transhumanismus und Tierrechte. In Online-Beiträgen befassten sie sich mit Themen wie radikalem Veganismus, Geschlechtsidentität und künstlicher Intelligenz. Die Aktivitäten der Gruppe blieben aber nicht auf das Internet beschränkt.
Die Zizians stehen in Verbindung mit sechs Mordfällen
Die Zizians wurden in den vergangenen Jahren extremer und gewalttätiger. Mittlerweile werden sie mit einer Reihe von Verbrechen in den Gliedstaaten Vermont, Pennsylvania und Kalifornien in Verbindung gebracht. Ermittler werfen ihnen sechs Morde vor.
Are you confused by who’s involved in the «antifascist» trans terror cult linked to multiple brutal homicides? The @nypost published a graphic with my new report showing the key players, including the so-called cult leader, Jack «Andrea» «Ziz» LaSota. Read:… pic.twitter.com/QUFxlaYqYR
— Andy Ngo (@MrAndyNgo) January 31, 2025
Dazu gehört der Mord an Richard und Rita Zajko, den Eltern von Michelle Zajko, einem Gruppenmitglied der Zizians. Das Ehepaar war im Dezember 2022 von Unbekannten erschossen worden. Das Motiv bleibt unklar, doch Medien berichten über familiäre Spannungen, da die Eltern Michelle aus dem Testament streichen wollten. Eine Anklage wurde bisher nicht erhoben.
Ein weiterer Mord, der den Zizians zugeschrieben wird, betrifft Curtis Lind aus Kalifornien. Während der Corona-Pandemie liess er die Gruppe mietfrei in Wohnwagen auf seinem Grundstück leben. Nach der Pandemie forderte er Miete. Doch die Zizians verweigerten die Zahlung. Laut Medienberichten griffen drei Mitglieder Lind an, stachen ihm ein Auge aus und rammten ihm ein Schwert in den Rücken. Lind überlebte und erschoss in Notwehr einen der Angreifer. Die anderen beiden Mitglieder wurden verhaftet.
Im April sollte Lind als Hauptzeuge vor Gericht aussagen. Doch Mitte Januar wurde er ermordet. Als Hauptverdächtiger gilt Maximilian Snyder, ein weiteres Mitglied der Gruppe. Die Staatsanwaltschaft vermutet, er habe Lind getötet, um dessen Aussage zu verhindern. Snyder wurde von der Staatsanwaltschaft wegen Mordes angeklagt.
Das vorerst letzte Opfer der Zizians ist David Maland. Der Grenzschutzbeamte stoppte am 20. Januar das Fahrzeug, in dem Felix B. und Teresa Youngblood, ein weiteres Mitglied der Gruppe, sassen. Es kam zu einer Schiesserei, bei der Maland und B. getötet wurden.
Der Vorfall brachte die Ermittler auf die Spur der Gruppierung. Sie stellten fest, dass die Waffe, die Youngblood verwendete, von Michelle Zajko gekauft wurde.
«Ich sollte nicht hier sein»
Am Wochenende nahm die Polizei Zajko, Jack LaSota und ein weiteres Mitglied der Gruppe fest. Sie waren in mehreren Gliedstaaten zur Fahndung ausgeschrieben. Laut Polizeiunterlagen wollten sie in Frostburg in Maryland für einen Monat auf einem Privatgrundstück campieren. Der Besitzer wurde misstrauisch und rief die Behörden.
Bei der Verhaftung trugen LaSota und ihre Begleiter schwarze Kleidung und Waffengürtel mit Munition. In ihren Fahrzeugen entdeckten die Beamten mehrere Waffen.
Den drei Festgenommenen wird Hausfriedensbruch, Behinderung der Justiz und illegaler Waffenbesitz vorgeworfen. Ein Gericht in Maryland lehnte eine Kaution wegen Fluchtgefahr und aus Sorge um die öffentliche Sicherheit ab.
Bei der ersten Anhörung am Dienstag verweigerte LaSota jegliche Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft. «Ich sollte nicht hier sein, ich habe nichts falsch gemacht», sagte sie vor Gericht. Das FBI untersucht, ob die Gruppe in Verbindung mit weiteren Verbrechen steht. Die Ermittlungen dauern an.