17 Millionen Franken will Zürich in das schützenswerte Gebäude am Letten investieren.
Die Zürcher Besetzerszene entdeckte im Herbst 2022 ein ungewöhnliches Objekt der Begierde: Mehrere Dutzend Linksautonome drangen in das ehemalige Kesselhaus des Elektrizitätswerks der Stadt Zürich an der Limmat ein und machten es sich dort rund zehn Tage lang gemütlich.
Die Besetzer kritisierten, die Stadt habe es versäumt, das seit Jahren als Lager dienende Gebäude sinnvoll zu nutzen, und forderten ein Zentrum für «unkommerzielle Kultur und politische Selbstorganisation».
Die Polizei hatte die Liegenschaft noch nicht geräumt, da trugen Grüne und AL die Forderung der Linksautonomen mit einem Vorstoss ins Parlament. Der Stadtrat erhielt den Auftrag, zu prüfen, wie im Kesselhaus eine «selbstorganisierte Nutzung für kulturelle und politische Veranstaltungen» ermöglicht werden könne.
Zu wenig Schwimmbecken
Nun wird die Stadt die Liegenschaft tatsächlich umnutzen – aber anders, als es sich AL und Grüne vorgestellt haben: Im Kesselhaus wird eine Schulschwimmanlage eingebaut. Die Stadt begründet dies damit, dass die bestehenden Becken im Schulkreis Waidberg für den obligatorischen Schwimmunterricht der Primarschule nicht ausreichten. Einige Klassen müssten schon heute in die Hallenbäder Oerlikon und Bläsi in Höngg ausweichen. Im Schulkreis Limmattal könnte der Platz ab dem Jahr 2030 knapp werden.
Für die Umnutzung des Kesselhauses hat die Stadt einen Architekturwettbewerb ausgeschrieben. Gewonnen hat diesen das Team von Pool Architekten zusammen mit Baumanagement Wild und Égü Landschaftsarchitekten, wie die Stadt am Donnerstag mitteilt.
Mit dem Siegerprojekt behalte das alte Kesselhaus seinen «rauen, industriellen Charakter», lobt die Stadt. Das Schwimmbecken wird im Hauptgebäude mit freiem Blick auf das Dachtragwerk eingebaut. Im westlichen Gebäudeteil sind Garderoben, Duschen und Toiletten untergebracht. Für die Konstruktion werden wiederverwendete Stahlträger eingesetzt, auf dem Dach ist eine Fotovoltaikanlage geplant.
Auch die Umgebung soll aufgewertet werden, mit unversiegelten Flächen und zusätzlichen Bäumen zur Hitzeminderung.
Grüne und AL hatten den Einbau des Hallenbads abgelehnt. Sie forderten stattdessen eine gemischte kulturelle Nutzung. Die gibt es nun seit rund einem Jahr im Gebäude nebenan, im Burrischopf: Ein gleichnamiger gemeinnütziger Verein hat darin eine Pétanque-Anlage, eine Boulderwand, Tischtennistische und eine Skate-Rampe eingerichtet. Zudem werden Yogakurse angeboten und Kunstausstellungen organisiert.
Drei Jahre lang kann der Burrischopf zwischengenutzt werden, voraussichtlich ab 2027 wird ihn die Stadt zu einer Energiezentrale umbauen.
Gebäude in schlechtem Zustand
Die Schwimmanlage im Kesselhaus soll mindestens fünfzehn Jahre lang betrieben werden und wird rund 17 Millionen Franken kosten. Der Einbau der Anlage ist aufwendig, denn das Gebäude ist in schlechtem Zustand. Dies ist mit ein Grund, weshalb es die Stadt nicht als Zwischennutzung zur Verfügung stellen wird.
Als Nächstes wird das Bauprojekt detailliert ausgearbeitet. Genehmigen Stadtrat und Parlament den Kredit, können die Bauarbeiten voraussichtlich im Jahr 2028 beginnen. Beim Umbau hat auch die Denkmalpflege ein Wörtchen mitzureden, denn das Kesselhaus befindet sich im Inventar der kunst- und kulturhistorischen Schutzobjekte von kommunaler Bedeutung.
Die Bevölkerung soll von der Anlage profitieren können: Ausserhalb der Unterrichtszeiten wird das Hallenbad Vereinen oder dem freiwilligen Schulsport zur Verfügung stehen.