Der Mann hatte geheime Dokumente an die Plattform Wikileaks weitergeleitet.
Es gilt als die grösste Datenpanne in der Geschichte des amerikanischen Geheimdienstes CIA. Ein ehemals ranghoher Mitarbeiter bezeichnete die Auswirkungen als «digitales Pearl Harbor». Die Staatsanwaltschaft sprach von einigen «der dreistesten und abscheulichsten Spionageverbrechen in der amerikanischen Geschichte». Der Beschuldigte habe «sein Land verraten».
Die Superlative sollen den Schaden fassbar machen, den ein ehemaliger CIA-Programmierer den USA zugefügt hat. Der Mann spielte der Plattform Wikileaks zahlreiche geheime Dokumente zu. Am Donnerstag hat ihn ein amerikanisches Gericht wegen Spionage und des Besitzes von Kinderpornografie zu 40 Jahren Haft verurteilt.
Enthüllung zeigte Spionage-Werkkasten der CIA
Der Mann, Programmierer und heute 35 Jahre alt, war von 2012 bis 2016 als Software-Ingenieur bei der CIA für die Entwicklung von Spionageprogrammen tätig. Laut den Gerichtsdokumenten führten personelle Streitigkeiten zu seiner Versetzung innerhalb der Behörde. Die Staatsanwaltschaft ortete darin das Motiv des Mannes: ein Rachefeldzug.
Er habe seine Administratorenrechte missbraucht und, als dies aufflog, heimlich unzählige Dateien gestohlen. Tausende Seiten wurde 2017 auf Wikileaks veröffentlicht und unter dem Namen «Vault 7» bekannt. Die Daten machten das Repertoire an Hacking-Werkzeugen der CIA publik. Sie zeigten, dass die CIA gezielt Schwachstellen in Systemen ausnutzt und in Smartphones, Computer und andere Geräte eindringt. Konkret ging es um Schadsoftware, beispielsweise um Wege, um smarte Fernseher oder die Elektronik von Autos zu manipulieren.
Die Enthüllungen verursachten immensen Schaden für die nationale Sicherheit der USA. Sie hätten das Personal und die Programme der CIA direkt gefährdet und den Geheimdienst Hunderte von Millionen Dollar gekostet, geht aus einer Mitteilung der amerikanischen Behörden hervor.
USA kämpfte mit einer Reihe von Leaks
Der Fall befeuerte in den USA darüber hinaus die Debatte über die Sicherheit geheimer Dokumente. «Vault 7» reihte sich ein in eine lange Liste von Datenlecks. 2013 hatte Edward Snowden die NSA-Spionageaffäre losgetreten, wenige Jahre zuvor enthüllte Wikileaks geheime Militärdokumente von Chelsea Manning über die Kriege im Irak und in Afghanistan.
Im Unterschied zu Snowden und Manning habe der ehemalige CIA-Programmierer nicht im falschen Glauben gehandelt, dass er ein Whistleblower sein würde, hielt die Staatsanwaltschaft fest, berichtete die «New York Times». Er habe aus reiner Bosheit und Egoismus agiert.
2017 wurde er verhaftet und angeklagt wegen des Besitzes von kinderpornografischem Material, das bei einer Wohnungsdurchsuchung gefunden wurde. Später kamen die Spionage- und Hackervorwürfe dazu. 2022 wurde er in mehreren Anklagepunkten schuldig gesprochen, 2023 in einem weiteren Verfahren. Nun wurde das Strafmass verkündet. Er werde 40 Jahre hinter Gitter verbringen, liess die Staatsanwaltschaft verkünden, und das sei genau dort, wo er hingehöre.