The Market wird immer wieder gefragt, wie Anleger ein Vermögen aufbauen oder ihr Geld investieren sollen. Deshalb beleuchten wir die entscheidenden Massnahmen für eine zielführende Investmentstrategie.
Die Frage, wie Anleger erfolgreich ein Vermögen aufbauen können, ist ein Dauerbrenner. Grund genug, den wichtigsten Weichenstellungen für erfolgreiches Anlegen nachzugehen.
Behandelt werden die folgenden Themen:
- Die richtige Aktienquote
- Rebalancing – ein einfaches Erfolgsrezept
- Aktive oder passive Anlagen
- Warum nicht beides: der Core-Satellite-Ansatz
- Fremdwährungen absichern oder nicht
- Ausschüttend oder thesaurierend
- Ein konkreter Vorschlag: die Asset Allocation von The Market
1. Die richtige Aktienquote
Es ist der Klassiker im Beratungsgespräch, und viele Anleger mögen die Frage nach den Renditeerwartungen sowie der Risikofähigkeit und -bereitschaft vielleicht nicht mehr hören. Sie dient der Definition der Anlagestrategie, mit der das Gewicht der Anlageklassen – Aktien, Anleihen, Gold, alternative Anlagen wie Private Equity, Immobilien oder Rohstoffe – festgelegt wird.
Aktien sind ein unverzichtbarer Bestandteil jedes Portfolios, weil nur sie eine Teilnahme am Wachstum der Wirtschaft ermöglichen. Historisch schneiden sie denn auch deutlich besser ab als Anleihen oder Gold.
Die bessere Rendite wird jedoch mit höheren Kursschwankungen «erkauft». Und genau da liegt derzeit ein Problem: Viele Anleger dürften in den Jahren der Hausse verlernt haben, mit einer richtigen Baisse umzugehen. Eine solche stellt nicht nur die Geduld der Anleger auf die Probe, sondern führt oft zu regelrechter Panik, weil die Kurse in der schlimmsten Phase scheinbar ins Bodenlose fallen.
Nach dem Motto «Rette sich, wer kann» werfen Anleger ihre Positionen dann zum dümmsten Zeitpunkt auf den Markt und realisieren so happige Verluste. Ähnliches gilt mit umgekehrten Vorzeichen nach einer langen Hausse. Das schlechte Timing ist der Grund, weshalb Privatanleger in der Regel deutlich schlechter abschneiden als die Vergleichsindizes.
Es gilt also, ehrlich mit sich selbst zu sein. Wer weiss, dass seine Nerven nach grösseren Verlusten zu flattern beginnen, sollte das bei der Bestimmung der Aktienquote berücksichtigen. Wer das Platzen der Technologieblase oder die Finanzkrise mitgemacht hat, kann seine Risikobereitschaft am Verhalten während einer Baisse bemessen.
Gerade diese beiden Episoden zeigen aber auch, dass es sich lohnt, an der einmal definierten Anlagestrategie festzuhalten. So haben Aktien die Verluste über die Zeit stets wettgemacht. Am US-Aktienmarkt resultierten seit 1800 in drei Viertel aller möglichen Einstiegszeitpunkte spätestens nach rund acht Jahren ein Gewinn. Beim schlimmstmöglichen Kaufzeitpunkt vor Ausbruch der Grossen Depression von 1929 dauerte es zwanzig Jahre, bis die Verluste aufgeholt wurden:
Weil diese Kursschwankungen nicht prognostizierbar sind, darf Geld, das für eine grössere Anschaffung gebraucht wird, nicht im Aktienmarkt angelegt werden.
Grundsätzlich gilt: je länger der Anlagehorizont und je stärker die Nerven, desto höher darf die Aktienquote sein.
2. Rebalancing – ein einfaches Erfolgsrezept
«Der beste Kaufzeitpunkt für Aktien ist, wenn die Zeitungen voll sind mit schlechten Nachrichten», pflegt der deutsche Fondsmanager Peter E. Huber zu sagen. Das ist allerdings einfacher gesagt als getan, braucht es doch enorme Überwindung, gegen den Strom zu schwimmen. Abhilfe schaffen kann ein regelmässiges Rebalancing – ein einfaches Rezept, das Wunder wirkt.
Wie eine Auswertung des Vermögensverwalters Taunus Trust zeigt, hat ein Portfolio, das je zur Hälfte in deutsche Anleihen und Aktien investiert war und bei dem regelmässig – in diesem Fall jährlich – das ursprüngliche 50-50-Gewicht wiederhergestellt wurde, sowohl den Leitindex Dax als auch Bundesanleihen geschlagen (vgl. Grafik, REX steht für einen Index auf Bunds). Dieser Prozess wird im Jargon als Rebalancing bezeichnet.
Der Grund ist einleuchtend: Mit dem Rebalancing wird automatisch antizyklisch investiert. Die gut laufende Anlage wird also in die Stärke abgebaut und in die hinterherhinkende Anlage umgeschichtet. Damit wird Warren Buffetts Bonmot «sei gierig, wenn andere ängstlich sind, und ängstlich, wenn andere gierig sind» beispielhaft umgesetzt.
Konkret: Korrigieren Aktien um 20%, während Anleihen 10% gewinnen, verbleiben in einem Depot von 100’000 Fr. am Ende der Periode – das kann je nach Depotgrösse und Marktverwerfung monatlich, quartalsweise, halbjährlich oder jährlich sein – 40’000 Fr. in Aktien und 55’000 Fr. in Anleihen. Um das 50-50-Gewicht wieder herzustellen, müssen für 7500 Fr. Anleihen verkauft und in Aktien umgeschichtet werden.
Ein ähnliches Prinzip spricht für den Fondssparplan, den viele Banken anbieten und bei dem regelmässig – meist monatlich – ein bestimmter, (auch kleiner) Betrag einbezahlt und in die zuvor festgelegte Auswahl an Fonds investiert wird. Auch hier kauft der Anleger mit dem fixen Betrag mehr Fondsanteile, wenn der Kurs sinkt, und weniger, wenn er steigt.
3. Aktive oder passive Anlagen
Passive Produkte wie kotierte Fonds (ETF) bilden einen Vergleichsindex ab und sind deutlich günstiger als aktiv bewirtschaftete Produkte, bei denen der Fondsmanager versucht, durch Titel-, Sektor- und Länderschwerpunkte seinen Vergleichsindex zu schlagen. Doch genau das gelingt oft nicht.
Aus diesem Grund haben passive Anlagen einen gewaltigen Boom erfahren, der ein neues Problem geschaffen hat, weil die Bewertung und das Gewicht der in den Indizes stark vertretenen Aktien noch höher getrieben wurde. So machten die unter der Bezeichnung Glorreiche Sieben («Magnificient Seven») bekannten Titel (Alphabet, Amazon, Apple, Meta Platforms, Microsoft, Nvidia und Tesla) im Jahr 2024 fast ein Drittel des US-Leitindex S&P 500 aus.
Eine solch hohe Konzentration kommt selten vor. Das hat Chancen eröffnet für aktive Manager, die deutlich vom Vergleichsindex abweichen, wie das beispielsweise viele Value-Manager tun. Auch bei illiquideren Segmenten wie Mid und Small Caps steigt die Chance, dass aktive Manager ihren Vergleichsindex schlagen, weil diese Titel nur von wenigen Analysten oder gar nicht verfolgt werden und ein gut vernetzter Fondsmanager einen Informationsvorsprung haben kann.
4. Warum nicht beides: der Core-Satellite-Ansatz
Deshalb kann es sich für Anleger lohnen, die Quote für den Heimmarkt mit einem ETF auf den Schweizer SMI oder den europäischen Stoxx 600 als Kernanlage abzudecken und mit einem aktiv geführten Fonds für Small und Mid Caps zu ergänzen. Dieser Ansatz nennt sich Core Satellite, wie hier beschrieben. Er ermöglicht es zum Beispiel, das hohe Gewicht von Nestlé, Roche und Novartis im SMI zu brechen.
Das Vorgehen ist auch bei einer Investition in den weltweiten Aktienmarkt sinnvoll. Wer heute einen ETF auf den Weltindex MSCI World kauft, fährt automatisch ein hohes Gewicht in den zuvor erwähnten US-Technologiewerten. Es kann sich deshalb lohnen, den ETF auf den Weltaktienmarkt mit einem Produkt auf Schwellenländer oder Japan oder mit einem aktiv gemanagten Value-Fonds zu ergänzen.
Eine weitere Spielart des Core-Satellite-Ansatzes ist das Mischen von passiven Anlagen und Einzeltiteln. Ist ihr Anteil nicht zu hoch, können das durchaus spekulative Positionen sein, mit denen auf den raschen Kursgewinn gesetzt oder gehofft wird. Der Anteil darf aber nur so hoch sein, dass ein happiger Verlust problemlos weggesteckt werden kann.
Die Finger lassen sollten Anleger von den vielen aktiven Fonds, die benchmarknah investieren. Solche Fonds bilden wegen der geringen Abweichungen letztlich nur einen Index wie den Dax oder SMI ab, sind jedoch erheblich teurer als ein ETF. Diese Fonds haben wegen der höheren Gebühren kaum eine Chance, den Vergleichsindex zu schlagen.
Worauf bei der Auswahl von ETF zu achten ist, hat The Market hier beschrieben.
5. Währung absichern oder nicht
Im Euroraum beheimatete Anleger sollten zur Risikostreuung durchaus einen Teil ihres Kapitals in Dollar anlegen. Es ist jedoch eine Krux gerade für Schweizer Anlegerinnen und Anleger, dass sie beim Gang über die Grenze in der Regel mit einer schwächer werdenden Währung konfrontiert werden. So notierte der Dollar zur Jahrtausendwende noch bei 1.83 Fr. – Ende 2024 waren es 88 Rappen. Und der Euro handelte bei seiner Einführung im Januar 1999 bei 1.60 Fr., Ende 2024 rund 93 Rappen.
Dennoch ist umstritten, ob sich das Absichern lohnt. Gerade internationale Unternehmen sorgen meist für ein natürliches Hedging, indem Erlös und Kosten möglichst in der gleichen Währung anfallen. Zudem ist der Schweizer Beitrag bei den Multis meist verschwindend klein – man denke etwa an Nestlé oder Roche. Dazu machen Währungsschwankungen bei Aktien einen geringeren Anteil am Gesamtrisiko aus als bei Anleihen, die naturgemäss weniger volatil sind.
Die These, dass sich absichern nicht lohnt, wird vom Vergleich zwischen einem in Dollar denominierten ETF auf den S&P 500 und der in Franken abgesicherten Tranche im Zeitraum von 2013 bis 2021 gestützt.
Entscheidend dafür ist nicht nur die Auf- oder Abwertung, sondern vor allem die Zinsdifferenz. Denn die Absicherungskosten entsprechen ebendieser: Je grösser der Unterschied, desto teurer wird das Absichern der höher verzinsten Währung. Dazu kommen höhere Verwaltungskosten des ETF.
Bei einer stattlichen Zinsdifferenz muss sich die Währung deutlich abwerten, damit sich die Absicherung lohnt. Ist die Zinsdifferenz vernachlässigbar und die Sicht auf die ausländische Valuta eindeutig negativ, kann sich die abgesicherte Tranche lohnen, sofern denn eine erhältlich ist.
6. Ausschüttend oder thesaurierend
Von vielen Fonds existieren Tranchen, die die anfallenden Dividenden ausschütten oder gleich wieder reinvestieren. Letzteres wird im Jargon thesaurieren genannt. Wer für seinen Lebensunterhalt nicht auf einen stetigen Cashflow aus dem Vermögen angewiesen ist, sollte thesaurierende Fonds vorziehen. Gerade über längere Zeit zeigen sich ihre Vorteile deutlich. So trat zum Beispiel ein ETF auf den Euro Stoxx 50 über die vergangenen zehn Jahre an Ort, während er sich mit Wiederanlage der Dividenden verdoppelte.
Für Anleger, die ein Vermögen aufbauen wollen, sind thesaurierende Fonds also Pflicht. Wer hingegen auf regelmässige Erträge angewiesen ist, weil zum Beispiel das Kapital aus der Pensionskasse bezogen wurde, wählt die ausschüttende Tranche oder mischt dividendenstarke Einzeltitel bei, wie sie im The Market Dividend Portfolio vertreten sind.
7. Ein konkreter Vorschlag: die Asset Allocation von The Market
The Market führt seit September 2019 ein aktives Asset-Allocation-Portfolio. Es richtet sich am in der Schweiz besonders beliebten gemischten Mandat aus. Bei dieser auch als «balanced» bezeichneten Variante besteht die Anlagestrategie je zur Hälfte aus Aktien und Anleihen.
Kollege Sandro Rosa weicht bewusst von dieser Grundstrategie ab. So hielt er wegen des bis 2022 vorherrschenden Niedrigstzinsumfeldes lange keine Anleihen, sondern Cash und Gold. Die Bargeldquote gibt ihm trockenes Pulver, um bei einem grösseren Kurssturz die Aktienquote aufstocken zu können. Gold dient derweil als Absicherung gegen mögliche Krisen und die Folgen einer noch extremeren Geldpolitik. Diese Abweichungen werden als taktische Allokation bezeichnet und sollen helfen, besser abzuschneiden als das typische gemischte Mandat.
Das Portfolio wird mit ETF umgesetzt. Privatanleger können es deshalb einfach replizieren.