Seit Januar 2022 haben europäische Bankaktien besser abgeschnitten als die Top-Auswahl aus dem US-Tech-Sektor. Die Aussichten bleiben gut.
Magnificent 7. Ein Name wie ein Versprechen.
Wer in die grossartigen 7 investiert, erwartet nichts anderes als eine grossartige Rendite. Und zugegeben: Über die vergangenen Jahre betrachtet haben die sieben amerikanischen Tech-Überflieger Alphabet, Amazon, Apple, Meta Platforms, Microsoft, Nvidia und Tesla nicht enttäuscht. Zusammen haben sie den Investoren seit Anfang 2022 eine Gesamtrendite (inklusive Dividenden) von knapp 92% eingebracht.
Doch was, wenn es noch etwas grossartiger geht?
Tatsächlich haben die Aktien europäischer Banken im selben Zeitraum die Nase knapp vorn. Der Stoxx Europe 600 Banken hat in Dollar gerechnet noch etwas mehr abgeworfen als die grossartigen 7 aus den USA.
Bankaktien schlagen den europäischen Gesamtmarkt
Der Subindex des Stoxx Europe 600 Banken umfasst 47 europäische Banken wie HSBC, UBS und Deutsche Bank mit einer Kapitalisierung von insgesamt 1475 Mrd. €. Seit 2021 haben die Bankaktien den europäischen Gesamtmarkt jedes Jahr geschlagen.
Davor hatten Investoren in diesem Sektor wenig zu lachen. Die Trendwende hat bei den europäischen Banken nach der Pandemie eingesetzt, als nach Jahren der Enttäuschungen und andauernder Gewinnrevisionen nach unten der Optimismus zurückgekehrt ist. Seither geht es in die andere Richtung, und die Analysten schrauben ihre Gewinnerwartungen immer weiter nach oben. Ein wichtiger Grund dafür: der Zinsanstieg.
Zinsanstieg lässt Gewinn sprudeln
Der Zinserfolg ist für die meisten Banken der wichtigste Gewinntreiber. Der Beginn der Outperformance gegenüber dem US-Tech-Sektor ab dem Jahr 2022 ist deshalb kein Zufall. Er fällt mit dem weltweiten Anstieg der Zinsen zusammen: Zwischen März 2022 und Sommer 2023 hat die US-Notenbank die Spanne für den Leitzins von 0 bis 0,25 auf 5,25 bis 5,5% angehoben, wenig später folgte ihr die Europäische Zentralbank mit einem Zinsanstieg um 4,5 Prozentpunkte auf 4%. Seit Ende 2021 ist der Zinserfolg der Banken massiv gestiegen und erreichte Ende 2022 Zuwachsraten von mehr als 30% gegenüber dem Vorjahresquartal.
Darin liegt auch die Krux des Vergleichs mit den grossen US-Tech-Werten. Die europäischen Bankaktien haben nur genau seit dem 1. Januar 2022 die Nase vorn. Verändert man die Vergleichsperiode, schneiden die Grossartigen 7 eben doch besser ab. Und: Die Zinsen sind derzeit gerade in Europa wieder im Sinken begriffen, was Analysten und Investoren trotz allem zurückhaltend stimmt. 2025 könnte der Zinserfolg abnehmen, erste Anzeichen dafür gab es schon in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres.
Die Aussichten für europäische Bankaktien sind indes nicht schlecht, wie The Market in einer Analyse Anfang Jahr beleuchtet hat: Die auch weiterhin hohen Zinsen haben die Gewinnkraft der Banken über längere Zeit auf ein höheres Niveau gehievt. Gleichzeitig steigt bei sinkenden Zinsen wiederum die Kreditnachfrage. Und dank sprudelnder Einnahmen ist die Bewertung weiterhin moderat.