Auch 2025 wird der Eurovision Song Contest seinem Ruf als Plattform für Diversität gerecht. Dieses Jahr stand ein für den Wettbewerb neues Thema im Vordergrund: die körperliche Vielfalt, was Kleidergrössen angeht.
Der ESC hat sich vom Gesangswettbewerb zum Leuchtfeuer der Diversität gewandelt. Das gilt auch für dieses Jahr – wenn auch auf andere Weise, als das Thema meist diskutiert wird: Statt einer Vielfalt von Geschlechtsidentitäten wurde diesmal vor allem eine körperliche Vielfalt gezeigt, insbesondere bei den weiblich gelesenen Teilnehmerinnen.
Unter den Sängerinnen waren fast alle Kleidergrössen vertreten, von sehr schlanken Frauen wie Justyna Steczkowska für Polen über die sogenannten normalgewichtigen Performerinnen von Remember Monday aus Grossbritannien bis zu den schon fast als mehrgewichtig (der neue, wertfreie Begriff für übergewichtig) geltenden Kandidatinnen Sissal für Dänemark und Miriana Conte für Malta.
Nur der lustige Sidekick?
Das ist deshalb bemerkenswert, weil mehrgewichtige und sogar auch normalgewichtige Körper nach wie vor wenig vorkommen bei solchen Anlässen, in Filmen, in Serien, auf Laufstegen, der Body-Positivity-Bewegung der vergangenen Jahre zum Trotz. Und wenn, dann ist ihr Gewicht, ihr Aussehen ein Thema. Das beste Beispiel: In der fiktiven Regency-Welt der Netflix-Serie «Bridgerton», in der jede und jeder willkommen scheint, gilt Penelope, gespielt von Nicola Coughlan, wegen ihres Gewichts als unattraktiv.
Und wenn sonst jemand Mehrgewichtiges vorkommt in Serien oder Filmen, ist er oder sie oft der Sidekick, und wenn die Hauptperson, dann ist er oder sie auf jeden Fall aber lustig; man denke an die Rollen von Melissa McCarthy oder Kevin James.
Trend zu überschlanken Körpern
Natürlich führen auch Artikel wie dieser dazu, dass Frauenkörper weiterhin eingeteilt, schubladisiert und bewertet werden. Das Thema ist aber deshalb wichtig, weil der Trend gerade zu einer überschlanken Norm geht. Die Models auf den Laufstegen sind wieder sehr, sehr dünn. Und Prominente zeigen sich schlanker als auch schon. Diese Entwicklung ist sicher auch dem Erfolg von Ozempic zu verdanken, der Abnehmspritze, die jede und jeden auf Size Zero bringt.
Der ESC, egal, was man sonst von ihm hält, hat hier nun tatsächlich eine Vorbildfunktion übernommen und sich sehr gewandelt. Waren einst auf seinen Bühnen nur sehr schlanke Frauen zu sehen, oft als Blickfang neben männlichen Sängern, zeigt er nun ganz selbstverständlich, dass Talent und Schönheit nichts mit einer Kleidergrösse zu tun haben.