Seit neun Monaten tourt die 34-Jährige durch fünf Kontinente, spielt 152 Konzerte und kurbelt gleichzeitig die Wirtschaft an. Nun tritt die meistgestreamte Sängerin zum ersten Mal in der Schweiz auf. Die wichtigsten Antworten zum Mega-Event in Zürich.
Taylor Swift ist gross. So gross, dass sie die Musikwelt beherrscht wie keine andere. Sie fesselt, begeistert und bewegt – im wahrsten Sinne des Wortes. Seismologen haben während Swifts Konzerten mehrfach Mini-Erdbeben registriert. Ausgelöst durch die rhythmischen Bewegungen ihrer tanzenden Fans, der Swifties.
Gleichzeitig hinterlässt die Sängerin dort, wo sie auftritt, einen wirtschaftlichen Boom. Städte wie Philadelphia oder Länder wie Grossbritannien erzielen Umsätze in Millionen- und sogar Milliardenhöhe.
Nach den drei Konzerten von Taylor Swift verzeichnete Philadelphia die höchsten Hoteleinnahmen seit Beginn der Pandemie. Und laut Berechnungen der Barclays Bank dürften die fünfzehn Konzerte in Grossbritannien der britischen Unterhaltungsindustrie rund 997 Millionen Pfund einbringen.
«Swiftonomics» wird das Phänomen genannt.
Nun könnte auch die grösste Stadt der Schweiz vom «Swift-Effekt» profitieren. Denn am 9. und 10. Juli spielt der amerikanische Pop-Star im Letzigrundstadion in Zürich. Rund 96 000 Besucherinnen und Besucher aus der Schweiz und aus dem Ausland werden für die beiden Shows der «Eras»-Tour erwartet.
Ein Pop-Ereignis von kaum je da gewesenem Ausmass für die Stadt und ihre Bewohner, die Hotellerie, die Wirtschaft und den Verkehr.
Gibt es noch Tickets?
Nein. Der offizielle Ticketverkauf bei Ticketcorner wurde schon vor einem Jahr geschlossen. Die Tickets waren innert rund 30 Minuten ausverkauft.
Einzelne Karten im Wert von knapp 400 bis über 1300 Franken sind noch auf Zweitplattformen erhältlich. Diese Anbieter gelten aber oft als unzuverlässig. Von einem Kauf wird deshalb abgeraten.
Können Fans, die kein Ticket ergattert haben, das Konzert von aussen mitverfolgen?
Nein. Anders als bei anderen Konzerten wird es bei Taylor Swift keine Möglichkeit geben, die Open-Air-Shows von aussen mitzuerleben. Rund ums Stadion Letzigrund werden Strassensperrungen vorgenommen, in denen sich nur Personen aufhalten dürfen, die ein Ticket für den jeweiligen Show-Tag haben.
Einen kleinen Trost für jene, die kein Ticket bekommen haben, gibt es immerhin: Auf dem Turbinenplatz in der Nähe des Schiffbaus befindet sich ein Merchandising-Stand. Dort werden bereits am Montag von 10 bis 20 Uhr Fanartikel verkauft.
Und: Je nach Windverhältnissen wird bis nach Wiedikon, Höngg und Wipkingen weitergetragen, was im Stadion erschallt.
Wann werden die Türen zum Letzigrundstadion geöffnet?
Fans mit regulären Tickets dürfen ab 10 Uhr des jeweiligen Konzerttages anstehen. Davor ist es verboten, vor dem Letzigrundstadion anzustehen oder zu campen. Die Türen werden um 15 Uhr 30 geöffnet. Personen mit VIP-Tickets namens «Ready For It» und «We Never Go Out Of Style» dürfen bereits um 14 Uhr 30 ins Stadion hinein. Um 17 Uhr 45 ist Konzertbeginn, 4,5 Stunden später ist Konzertende. Der Ablauf ist an beiden Tagen gleich.
Wie bereitet sich der öffentliche Verkehr auf den Swift-Sturm vor?
Die Verkehrsbetriebe Zürich fahren mit zusätzlichen Trams und Bussen vom Hauptbahnhof und vom Bahnhof Altstetten zur Haltestelle Letzigrund. Auch die SBB planen, für beide Konzerte zusätzliche Züge einzusetzen und die regulären Züge zu verstärken. Für die Hinfahrt vor dem Konzert betrifft dies die Zugstrecke von Basel nach Zürich Altstetten. Für die Rückfahrt verkehren ab Zürich Hauptbahnhof Extrazüge nach Basel, Lausanne, Genf und St. Gallen.
Die Veranstalter empfehlen, frühzeitig und mit den öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen, um ein erhöhtes Verkehrsaufkommen zu minimieren.
Was bedeutet das Konzert für den Individualverkehr?
Um Fluchtwege frei zu halten, sperrt die Stadtpolizei die rund um das Letzigrundstadion liegenden Strassen schon ab Sonntagmorgen bis Donnerstagmorgen weiträumig ab. Davon betroffen sind die Herdernstrasse und die Baslerstrasse.
Für den Autoverkehr gelten ab Dienstagmorgen bis Donnerstagmorgen in der Früh mehrere grosse Fahrverbotszonen. Der gesamte Bereich zwischen Albisriederplatz und Flurstrasse sowie zwischen Hohlstrasse und Albisriederstrasse wird grossräumig abgesperrt. Das dürfte einige Anwohnerinnen und Anwohner verärgern.
Wie wirkt sich der Swift-Effekt auf Zürichs Wirtschaft aus?
Jan-Egbert Sturm, Direktor der Konjunkturforschungsstelle (KOF) der ETH Zürich, dämpft allzu hohe Erwartungen: «Zwar zieht der Grossanlass viele Besucher an, die eine beträchtliche wirtschaftliche Aktivität auslösen. Gleichzeitig verdrängen sie aber andere potenzielle Besucher.» Durch das sogenannte Crowding-out-Phänomen könnte der wirtschaftliche Nettoeffekt geringer ausfallen als angenommen.
Ein grosser Teil der Ausgaben entfalle zudem auf Eintrittskarten und Merchandising. Dieser Gewinn gehe an die amerikanischen Konzertveranstalter und nicht direkt an die Schweizer Wirtschaft. Die genauen wirtschaftlichen Auswirkungen lassen sich laut Jan-Egbert Sturm aber nur schwer quantifizieren.
Welche Branchen profitieren am meisten?
«Am stärksten dürfte das Gastgewerbe vom Zustrom der Konzertbesucher profitieren», prognostiziert der Ökonom Jan-Egbert Sturm. Hotels, Restaurants und Bars dürften einen deutlichen Umsatzanstieg verzeichnen. Auch der öffentliche Verkehr und der Einzelhandel könnten einen Schub erfahren.
Sara Hochuli vom Verbandsvorstand Gastro Stadt Zürich warnt aber vor überzogenen Erwartungen: «Die Menge an Veranstaltungen in den letzten Monaten hat gezeigt, dass mehr Besucher in der Stadt Zürich tendenziell weniger Gäste bedeuten und damit auch weniger Umsatz.» Stammgäste blieben den Cafés oft fern, während Tagesgäste eher knapp bei Kasse seien und deshalb weniger konsumieren würden.
Wie sieht es punkto Buchungen in der Hotellerie aus?
Michael Böhler, Präsident der Zürcher Hoteliers, berichtet von einer aussergewöhnlich hohen Nachfrage: «Unsere 148 Mitgliedshotels sind vom 8. bis 10. Juli seit gut einem Monat komplett ausgebucht.» Abgesehen von einzelnen Apartments gebe es nichts Freies mehr. Sogar Hotels in den umliegenden Regionen Uster und Winterthur profitierten von dem Ansturm.
Airbnb liess eine Anfrage der NZZ unbeantwortet. Auf der Plattform sind für die Nächte von Dienstag bis Donnerstag momentan noch knapp 100 Unterkünfte verfügbar – für mehrere hundert Franken pro Nacht.
Und wo nächtigt Swift selber?
Taylor Swift selbst wird laut «Blick» im «Mandarin Oriental Savoy» am Paradeplatz übernachten. Offenbar hat sie das gesamte Hotel für ihre Crew gebucht. Es ist daher zu erwarten, dass es auch um den Paradeplatz zu Problemen für den Tramverkehr kommen könnte, da sich zahlreiche Swifties vor dem Hotel versammeln dürften, um möglicherweise einen Blick auf den Star zu erhaschen.
Wie viel zusätzlichen Umsatz wird die Zürcher Hotellerie generieren?
Das kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht gesagt werden. Die Zahl der Hotelzimmer in Zürich ist auf 18 000 begrenzt. Die einzelnen Hotels würden gut profitieren, im Schnitt erwartet Michael Böhler vom Verband der Zürcher Hotellerie eine erhöhte Einnahme während der zwei Tage.
Wie rechtfertigt der Zürcher Hotellerieverband die horrend hohen Preise mancher Hotels?
Erst kürzlich machte ein Hotel einer Budgetkette in Rümlang auf sich aufmerksam, das ein Standardzimmer für die Nacht von Dienstag auf Mittwoch über eine Buchungsplattform für über 1500 Franken anbietet – ein Mehrfaches des regulären Preises.
Wie Michael Böhler sagt, schwanken die Preise bei etwa 30 bis 50 Prozent der Hotels. Bei einem Grossanlass sei klar, dass gewisse Preise ansteigen würden. Die einzelnen Hotels würden ihre Preise je nach Nachfrage selbst steuern.
Dennoch sagt Böhler: «Dass einzelne Hotels bis zu 1350 Franken für ein Zimmer verlangen, ist unprofessionell und schadet dem Image.» Meist seien dies Hotels, die bisher wenig Umsatz generiert hätten und nun abkassieren wollten. Der Verband setze auf Schulungen, um die Hotels für einen nachhaltigen Umgang mit solchen aussergewöhnlichen Ereignissen wie dem Swift-Konzert zu sensibilisieren.