Schlechte Ernten treiben den Kakaopreis nach oben. Der Schokoladehersteller Lindt & Sprüngli vermag die Preissteigerungen allerdings problemlos an die Kunden weiterzugeben.
Die Konsumenten müssen sich in diesem und im nächsten Jahr auf steigende Schokoladepreise einstellen. Der Hauptgrund dafür ist, dass sich Kakaobohnen – der wichtigste Rohstoff – jüngst enorm verteuert haben. Allein seit Anfang Jahr hat sich der Weltmarktpreis für Kakao um rund 40 Prozent erhöht, er befindet sich derzeit auf einem Rekordhoch von rund 5000 Dollar pro Tonne. Das ist doppelt so viel wie im langjährigen Durchschnitt.
Auslöser für die Preisexplosion sind schlechte Ernten in den westafrikanischen Ländern Côte d’Ivoire und Ghana, die rund 70 Prozent des weltweit produzierten Kakaos liefern. Extreme Wetterereignisse und Krankheiten, die die Kakaobäume befallen, haben die Erträge einbrechen lassen. Zudem leeren sich die Lager, weil bereits seit drei Jahren die weltweite Nachfrage nach Kakaobohnen das Angebot übersteigt. Die Knappheit treibt die Preise nach oben.
Konsumenten müssen tiefer in die Tasche greifen
Die angespannte Situation macht sich auch bei Lindt & Sprüngli bemerkbar, dem grössten Schweizer Schokoladehersteller. Man werde die Absatzpreise für Lindor-Kugeln und andere Produkte im Jahr 2024 um eine mittlere einstellige Prozentzahl erhöhen müssen, sagte der CEO Adalbert Lechner an der Jahrespressekonferenz des Unternehmens in Kilchberg. Wie es für 2025 aussehen werde, könne man noch nicht sagen. Aber es werde auch dann weitere Preiserhöhungen geben, wenn der Kakaopreis nicht bald wieder markant falle, so Lechner.
Der Rohstoff Kakao macht normalerweise rund 10 Prozent des Preises aus, zu dem Lindt & Sprüngli seine Schokoladeprodukte an Supermärkte und andere Abnehmer verkauft. Eine Reaktion auf die Rohstoffteuerung ist, die gestiegenen Preise an die Kunden weiterzugeben. Die Konsumenten müssen dann im Laden mehr für Schokolade bezahlen.
Lindt & Sprüngli mit grosser Preissetzungsmacht
Lindt & Sprüngli verlässt sich aber nicht allein auf Preiserhöhungen. Bereits vor einem Jahr, als sich die schlechten Ernten abzeichneten, habe man die eigenen Lager an Kakaobohnen deutlich aufgestockt, sagte Lechner. Deshalb habe man nun keine Nachschubprobleme. Zudem sichere man sich zum Teil mit Finanzderivaten gegen steigende Kakaopreise ab.
Lindt & Sprüngli kann gut mit dem Kostendruck umgehen. Bereits im Geschäftsjahr 2023 hat der Konzern seine Produkte um 10 Prozent verteuert – zum Teil auch als Reaktion auf die allgemeine Inflation. Doch die Kunden blieben den Lindt-Produkten treu. Die verkauften Volumen gingen nicht zurück.
Damit bewies Lindt & Sprüngli erneut seine Preissetzungsmacht. Das Unternehmen positioniert sich seit langem im Premiumsegment. Wenn es um Lindor-Kugeln als Mitbringsel oder den Goldhasen zu Ostern geht, scheinen die Kunden nicht auf den Preis zu schielen.
Dank den Preiserhöhungen vermochte Lindt & Sprüngli den Umsatz im Jahr 2023 auf 5,2 Milliarden Franken zu steigern. Gleichzeitig gelang das Kunststück, die Profitabilität zu erhöhen. Die Betriebsgewinnmarge verbesserte sich – stärker als von Analytikern erwartet – um 60 Basispunkte auf 15,6 Prozent. Der Reingewinn betrug 670 Millionen Franken, die Dividende für die Aktionäre soll aufgestockt werden.
Das Kilchberger Unternehmen ist zuversichtlich, höhere Preise auch im Jahr 2024 ohne Probleme durchsetzen zu können. Die Ebit-Marge soll erneut steigen.
Klagen von kleineren Schokoladeherstellern
Davon können andere Schweizer Schokoladehersteller nur träumen. Der allgemeine Preisdruck und der steigende Kakaopreis machten den Schokoladeproduzenten zu schaffen, teilte der Branchenverband Chocosuisse, dem auch viele kleinere Schweizer Hersteller angehören, am Dienstag mit.
So sei das Exportgeschäft, das rund 70 Prozent des Absatzes ausmache, im vergangenen Jahr leicht geschrumpft. Chocosuisse stört sich vor allem an den hohen Preisen für Zucker und Milch, die neben Kakao weitere wichtige Zutaten für Schokolade sind. Wegen des Grenzschutzes für die heimische Landwirtschaft sind diese Rohstoffe für Schweizer Schokoladehersteller besonders teuer. Damit habe man einen Nachteil gegenüber der ausländischen Konkurrenz. Die künstliche Verteuerung des Schweizer Zuckers müsse so rasch wie möglich aufhören, forderte Chocosuisse zuhanden der Bundespolitik.