Die Schweizer Banken sind bereit, transparenter zu werden und Rechenschaft abzulegen. Doch geht es um die tatsächliche Nennung von Namen, haben viele Angst.
Bei den Schweizer Banken läuft das Geschäft gut. Seit dem Niedergang der CS im Frühjahr 2023 gab es auch keine grösseren Skandale mehr. Dennoch werden sich nicht nur die UBS, sondern auch alle anderen Schweizer Banken künftig auf strengere Regeln einstellen müssen. Das weiss man nicht nur auf den Chefetagen der systemrelevanten UBS, von Raiffeisen oder ZKB, sondern auch bei den Privatbanken und den zahlreichen Banken in Kantonen und Regionen.
Noch ist nichts entschieden, die Banker im Land gehen aber bereits von einer intensiveren Aufsichtstätigkeit durch die Finanzmarktaufsicht (Finma) aus. Es ist völlig offen, mit welchen konkreten Massnahmen die Banken rechnen müssen. Aber mit der Publikation des Berichts der Parlamentarischen Untersuchungskommission (PUK) Ende Dezember dürfte die politische Aufarbeitung des CS-Debakels Fahrt aufnehmen.
Angst vor «Naming and Shaming»
Im Fokus steht zwar die UBS, doch der Handlungsdruck steigt auch bei den kleineren, nichtsystemrelevanten Banken. Ihre Chefs stellen sich jedenfalls auf eine aggressivere Gangart der Finma ein und greifen den kommenden Verschärfungen vor – tun dies aber nur halbherzig. Diesen Schluss legt eine jährlich durchgeführte Umfrage unter hundert Schweizer Banken nahe, die die Beratungsgesellschaft EY durchgeführt hat.
Eine Einsicht der Bankspitzen: Um die Aufsicht zu verbessern und damit die Banken sicherer zu machen, sollen die verantwortlichen Personen innerhalb der Banken strenger zur Rechenschaft gezogen werden können. Darüber, wie das konkret umgesetzt werden soll, ist man sich jedoch uneins. Fest steht: Nur eine Minderheit steht hinter dem Benennen und Veröffentlichen betroffener Parteien und Personen als Disziplinierungsmassnahme.
Diese Massnahme wird «Naming und Shaming» genannt. Sie steht bereits heute der Finma zur Verfügung und gilt als eine ihrer schärfsten Waffen. Unter den Banken ist sie äusserst unbeliebt: Sollte die Publikation von Verfügungen der Finma inklusive Namen der involvierten Personen und Vorgänge zur Norm werden, kann das schnell einen Reputationsschaden für die Bank und das Karriereende der betroffenen Manager bedeuten.
Wie gross die Angst vor einem «Naming and Shaming» ist, zeigte jüngst die Privatbank Mirabaud. Sie versuchte im Herbst erfolglos, sich gerichtlich gegen die Publikation einer Medienmitteilung zu wehren, die als «Naming and Shaming» verstanden werden könnte. Die Finma hatte gegen Mirabaud ein Verfahren eingeleitet, weil die Privatbank die Transaktionen eines amerikanischen Milliardärs ungenügend geprüft haben soll.
Skepsis gegenüber «Senior Manager Regime»
Aber auch gegenüber dem in der Banken-Regulierungs-Debatte oft genannten «Senior Manager Regime» herrscht Skepsis. Weniger als ein Viertel der befragten Bankchefs erachten dieses als eine Massnahme, die eine wirksamere Aufsicht der Banken zur Folge hätte. In diesem Überwachungsregime, das etwa in Grossbritannien seit 2016 eingesetzt wird, werden Verantwortlichkeiten und Entscheidungen innerhalb der Bank formalisiert, was Arbeitsalltag und -abläufe innerhalb eines Finanzinstituts zusätzlich bürokratisiert.
Das könnte vor allem kleinere Institute überproportional belasten und Kosten verursachen, ohne dass damit eine Bank sicherer gemacht würde. Die Bankiervereinigung hat sich deshalb bereits für eine «angemessene» Einführung eines solchen Regimes starkgemacht und sich somit gegen das britische Vorbild ausgesprochen. Die Finma ihrerseits hatte sich schon kurz nach dem Ende der CS für die Einführung eines Senior-Manager-Regimes, für die offensivere Kommunikation von Verfahren und für die Kompetenz, Bussen auszusprechen, eingesetzt.
Von der Wirksamkeit von Bussen halten die Bankenchefs gemäss Umfrage jedoch wenig. Das leuchtet ein, zumal im Ausland zu beobachten ist, dass es meist die Institute sind, welche die Bussen berappen, und nicht die fehlbaren Manager. Eine Abfuhr erteilen die Bankchefs aber auch einem Vorschlag des Bundesrates, der in seinem eigenen Bericht zur CS-Krise anregt, dass die Finma künftig mehr Bankprüfungen selbst durchführt, anstatt sie wie heute mehrheitlich an externe Prüfgesellschaften wie etwa EY zu delegieren.