Der FC St. Gallen verliert in der Conference League gegen die AC Fiorentina 2:4. Der Match ist von Rauch und Spielunterbrüchen geprägt, weil die italienischen Fans Grenzen überschreiten.
Die AC Fiorentina ist keine Nullnummer. Der Tabellenfünfte der Serie A verlor vor ein paar Monaten den Final der Conference League 2024 gegen Olympiakos Piräus 0:1. Er ist am Donnerstagabend für den FC St. Gallen zu gross, zu schnell und zu ausdauernd und gewinnt 4:2, obschon er nicht die A-Mannschaft auf den Rasen beordert.
Die italienischen Klubs versuchen in der Schweiz im Schongang über die Runden zu kommen. Inter Mailand in der Champions League in Bern gegen YB (1:0) und einen Tag später die Fiorentina in St. Gallen. Beide stolpern nicht.
Die Schweizer Vertreter verlieren im Europacup und finden sich im hintersten Tabellenbereich wieder. Als mildernder Umstand sei angefügt, dass YB und St. Gallen bis jetzt fast nur starke Widersacher vor der Brust hatten. Aston Villa, Barcelona, Inter Mailand, Cercle Brügge, AC Fiorentina. 0 Punkte, 4:19 Tore. Zum Schweizer Glück hält der FC Lugano in der Conference League die Fahne hoch: 3:0-Startsieg gegen HJK Helsinki und am Donnerstag der 1:0-Erfolg in Tschechien bei Mlada Boleslav.
Es detonieren ohrenbetäubende Knallkörper
In St. Gallen sieht das Publikum sechs Tore, aber auch viel Rauch. Der Match wird auch zum Pyro-Match, weil die Kurve der Italiener ihrem zweifelhaften Ruf gerecht wird. Der erste längere Spielunterbruch folgt nach 10 Minuten. Fackeln und Feuer in der Kurve, zwei schmerzhaft laute Knallkörper – und Rauch, immer wieder Rauch.
Es folgt ein zweiter (Rauch-)Unterbruch, weshalb die erste Halbzeit 6 Minuten länger dauert. Aber das ist des italienischen Zeuselns noch nicht genug. In der 53. Minute fliegende Fackeln, die Feuerwehr muss löschen. Rauch. In der 57. Minute Feuerwerk, diesmal nicht auf dem Spielfeld, sondern am Himmel. Nach der 70. Minute wieder zwei Detonationen, Rauch – und wieder unterbricht der Schiedsrichter das Spiel. Die immergleichen Lautsprecherdurchsagen, wonach Feuermachen zu unterlassen sei. Diskussionen. Aufregung an der Seitenlinie bei den Funktionären.
Der Fiorentina-Captain Cristiano Biraghi begibt sich zur Kurve, versucht zu beschwichtigen und kommt nach wenigen Sekunden zurück. Laut Lukas Görtler, dem Captain des FC St. Gallen, hat der Referee angekündigt, dass die zwei Mannschaften beim nächsten Vorfall die Kabinen aufsuchen würden. In dieser aufgeheizten Stimmung skandiert die St. Galler Fankurve mehrfach: «Fiorentina, vaffanculo.» Vielleicht brennt ja irgendwann das Stadion.
Nach der Intervention Biraghis kehrt etwas Ruhe ein. Die Vorkommnisse münden in eine Nachspielzeit von nicht weniger als 9 Minuten. Das Spiel ist zu Ende. Auf der Haupttribüne filmen einige Fiorentina-Anhänger die rauchende Kurve. Faszination? Ein italienischer Zuschauer schüttelt den Kopf. Die Frage an ihn: «Ist das die Normalität?» Seine Antwort: «Nein, denn normalerweise ist es schlimmer.»
St. Gallen erhielt 45 000 Euro Busse
Ein nicht normaler Europacup-Abend in St. Gallen. Polizei hier, Polizei da. Polizei in der Stadt. Vor dem Match, nach dem Match. Erinnerung an das St. Galler Europacup-Spiel Anfang Oktober in Brügge. Dort zündeten die Ostschweizer Fans im Stadion so viel Pyrotechnik und Feuerwerk, dass der europäische Fussballverband Uefa den Klub mit einer Busse in der Höhe von 45 000 Euro belegte. Sachbeschädigungen inklusive.
Zudem erhielt der FC St. Gallen zwei Jahre auf Bewährung. Wird wieder Feuer gezündet, wird der Gastsektor geschlossen. Also kein Besuch eines Europacup-Spiels in einem fremden Land. Oder nur auf Umwegen.
Die AC Fiorentina ist eine Wiederholungstäterin. Nach dem Conference-League-Final 2024 in Athen wurde das Verhalten ihrer Fans (Randale, Sachbeschädigungen, 28 kaputte Sitze, Pyrotechnik) von der Uefa mit 35 000 Euro bestraft. Zudem durfte sie für das nächstfolgende europäische Auswärtsspiel keine Tickets verkaufen. Und: Die Florentiner spielen seit dem Conference-League-Final zwei Jahre auf Bewährung.
Der süsse 4:2-Erfolg im Rauch von St. Gallen wird ein disziplinarisches Nachspiel haben.