Die israelische Armee spricht von einer «lokalen Initiative», Katapulte seien nicht standardmässig im Einsatz.
Israel kehrt ins Mittelalter zurück – zumindest was seine Kriegsführung gegen den Hizbullah angeht. Am Donnerstag kursierte in den sozialen Netzwerken ein Video, das israelische Soldaten an der Grenzmauer zu Libanon zeigt, wie sie ein Katapult bedienen, das einen Feuerball auf den Süden Libanons schleudert.
We’re finally back to the Middle Age: Israeli soldiers use trebuchet to launch incendiaries on Lebanon to start fires. pic.twitter.com/kIzBroZAxk
— Clash Report (@clashreport) June 13, 2024
Die israelischen Streitkräfte (IDF) bestätigten gegenüber dem israelischen Fernsehsender Kan den Einsatz des Katapults. Dieser gehe auf eine «lokale Initiative» zurück. Katapulte seien keine Waffen, die weit verbreitet eingesetzt würden. Laut dem Militärkorrespondenten des Senders, Itay Blumental, ist das Gebiet hinter der Grenzmauer dicht bewachsen. Die Brände dienten wohl dem Zweck, Hizbullah-Kämpfern den natürlichen Schutz zu nehmen, so dass israelische Soldaten sie besser identifizieren könnten, schrieb Blumental auf X.
Offenbar setze Israel nicht nur ein Katapult, sondern auch Pfeil und Bogen ein, um Feuer in Südlibanon zu legen. Dies zeigt ein ebenfalls von Kan veröffentlichtes Video, auf dem ein israelischer Soldat einen Brandpfeil über die Grenzmauer schiesst. Eine Anfrage der NZZ zu den Videos liessen die IDF unbeantwortet.
לא רק בליסטרה: חייל צה»ל יורה בחץ וקשת בגבול לבנון | תיעוד @ItayBlumental pic.twitter.com/CoLgKBvMGU
— כאן חדשות (@kann_news) June 13, 2024
Einsatz nach intensivem Beschuss und Waldbränden
Der Beschuss mit Katapult und Pfeilen erfolgte nach dem heftigsten Raketenangriff des Hizbullah seit Kriegsbeginn. Israel hatte am Dienstag einen ranghohen Kommandanten der libanesischen Schiitenmiliz getötet. Daraufhin feuerte der Hizbullah am Mittwoch rund 250 Raketen auf Israel ab, am Donnerstag folgten 40 Raketen, die zwei Israeli verwundeten.
Ausserdem lösten die Raketen der Schiitenmiliz am Donnerstag über ein Dutzend Flächenbrände aus. Bereits in der vergangenen Woche brannte es in grossen Teilen Nordisraels wegen der Angriffe des Hizbullah.
Ebenso wüteten in den vergangenen Tagen grossflächige Brände im Süden Libanons – hervorgerufen durch israelische Luftangriffe. Auch die von Israel mit dem Katapult über die Grenze geschleuderten Brandsätze dürften weitere Feuer in Libanon auslösen.
Brände sind keine neue Taktik
Der Grenzkrieg zwischen dem Hizbullah und Israel begann am 8. Oktober, als die Schiitenmiliz aus Solidarität mit der Hamas begann, das israelische Grenzgebiet zu beschiessen. Israel evakuierte daraufhin rund 60 000 seiner Bürger aus der Gefahrenzone.
Bereits früh hat Israel offenbar die Taktik verfolgt, Brände in Südlibanon auszulösen. So haben die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch und die «Washington Post» der israelischen Armee vorgeworfen, Phosphorbomben in Libanon eingesetzt zu haben. Weisser Phosphor entzündet sich, sobald es mit der Luft in Kontakt gerät und verbrennt bei einer Temperatur von über 1500 Grad. Phosphorbrände sind nur sehr schwer zu löschen. Laut libanesischen Medienberichten hat Israel diese Munition auch am Donnerstag eingesetzt.
Die israelische Zeitung «Israel Hayom» berichtete zudem, israelische Soldaten hätten in der Vergangenheit Molotowcocktails auf die libanesische Seite gefeuert. Damit hätten sie die Vegetation abbrennen wollen, damit sich Hizbullah-Kämpfer nicht mehr verbergen könnten.
Die Brände auf beiden Seiten der Grenze zeugen von der zunehmenden Intensität des Konflikts zwischen dem Hizbullah und Israel. Israel und der Hizbullah haben in den vergangenen Wochen tiefer als jemals zuvor im Nachbarland angegriffen. Obwohl ein Krieg gegen den Hizbullah zu immenser Zerstörung und hohen Verlusten führen würde, betonen israelische Regierungsvertreter öffentlich, dass sie eine militärische Lösung des Konflikts nicht scheuen. Vor wenigen Tagen verkündete Ministerpräsident Benjamin Netanyahu, Israel sei auf eine «sehr intensive Operation» in Libanon vorbereitet.