In der amerikanischen Hauptstadt ist ein Passagierflugzeug mit einem Militärhelikopter zusammengestossen und in den Potomac River gestürzt. Was bisher bekannt ist.
Was ist passiert?
Bei einem Flugzeugunglück in der amerikanischen Hauptstadt Washington ist am Mittwochabend (29. 1.) eine Passagiermaschine mit einem Black-Hawk-Militärhelikopter kollidiert und in den Potomac River gestürzt. Die Maschine der Fluggesellschaft American Airlines befand sich im Landeanflug auf den Ronald-Reagan-Flughafen. Laut der amerikanischen Luftfahrtbehörde FAA handelte es sich bei dem Flugzeug um eine Maschine des Typs Bombardier CRJ-700. Der Notruf ging um 20 Uhr 48 Ortszeit ein.
Die Kollision ereignete sich in einem der komplexesten Luftkorridore der USA. Laut der «Washington Post» verfügt die Region über 3 grosse Flughäfen, 11 Regionalflughäfen und 55 Helikopterlandeplätze, nicht inbegriffen sind die vom Militär betriebenen Flugplätze. In der Nähe befindet sich neben dem Weissen Haus auch das Pentagon.
Wie viele Passagiere waren an Bord der Maschinen?
An Bord der aus Wichita im Gliedstaat Kansas kommenden Maschine mit der Flugnummer 5342 waren laut Angaben von American Airlines 60 Passagiere und 4 Besatzungsmitglieder. Im Militärhelikopter befanden sich drei Personen.
Nach Einschätzung der Behörden sind alle 67 Passagiere ums Leben gekommen. «Zum jetzigen Zeitpunkt glauben wir nicht, dass es Überlebende gibt», sagte Feuerwehrchef John Donnelly. Bislang seien mehr als zwei Dutzend Leichen aus dem Wasser geborgen worden. Man werde weiter daran arbeiten, alle Leichen zu finden, sagte Donnelly.
Unter den Passagieren befanden sich laut übereinstimmenden Berichten mehrere Eiskunstläufer, Trainer sowie deren Angehörige. Sie seien auf der Rückreise von einem Trainingslager gewesen, das im Rahmen der nationalen Meisterschaften in Wichita stattgefunden habe, hiess es in einer Verbandsmitteilung. «Wir sind erschüttert über diese unsägliche Tragödie und schliessen die Familien der Opfer in unser Herz», hiess es in der Erklärung des amerikanischen Eiskunstlaufverbandes. Die Organisation könne bestätigen, «dass mehrere Mitglieder unserer Eiskunstlauf-Gemeinschaft leider an Bord des American-Airlines-Flugs 5342 waren».
Der Kreml bestätigte indes laut Staatsmedien in Moskau den Tod von Eiskunstläufern russischer Herkunft. «Wir sehen, dass diese traurigen Daten bestätigt werden», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow zu Berichten der russischen Staatsagentur Tass. Dort hiess es, dass an Bord der Passagiermaschine auch die Weltmeister im Paarlaufen von 1994, Evgenia Shishkowa und Wadim Naumow, gewesen sein sollen. Die beiden arbeiteten zuletzt in den USA als Trainer. Es seien noch «andere unserer Mitbürger» an Bord gewesen, ergänzte Peskow. Offiziell bestätigt sind die Todesfälle von amerikanischen Behörden nicht.
Im Militärhelikopter befanden sich offenbar drei Soldaten. Das berichtete der amerikanische Sender CNN unter Berufung auf einen Beamten des Verteidigungsministeriums. Da in Helikoptern über der amerikanischen Hauptstadt häufig Politiker und hochrangige Militärangehörige reisen, stellte der Beamte klar, dass sich kein «VIP» an Bord befunden habe. Der Pentagon-Chef Pete Hegseth bestätigte, dass sich der Militärhelikopter auf einem Übungsflug befand. Das Verteidigungsministerium und das US-Militär hätten Untersuchungen eingeleitet.
Der Helikopter war laut Angaben von Hegseth ein UH-60-Helikopter, eine spezifische Variante der H-60-Familie. Die FAA hatte zuvor allgemein von einem Sikorsky H-60 gesprochen. Der UH-60 ist eine genauere Bezeichnung innerhalb dieser militärischen Mehrzweckhelikopter-Reihe.
Wie kam es zur Kollision?
Wie der Zusammenstoss passieren konnte, war zunächst noch nicht klar. Das Wetter konnte als Ursache ausgeschlossen werden: Es gab am späten Mittwochabend gemäss dem lokalen Wetterbericht keine Stürme über Washington, die Sicht betrug etwa 16 Kilometer und Winde wehten mit 25 bis 40 Kilometern pro Stunde. Gegenüber dem Fernsehsender Fox News erklärte ein pensionierter Pilot einer Airline, dass es zu einer missverständlichen Kommunikation zwischen dem Militärhelikopter und dem Kontrollturm gekommen sein könnte. Darauf deutet auch das Audiotranskript hin, aus dem bereits in der Nacht auf Mittwoch mehrere Fernsehsender zitierten.
Der amerikanische Verkehrsminister Sean Duffy sagte laut der Nachrichtenagentur Reuters, bis kurz vor der Kollision sei alles «standardmässig» verlaufen, beide Flugzeuge seien übliche Routen geflogen, die Kommunikation habe durchgehend funktioniert. Er sei der Meinung, dass die Kollision «auf jeden Fall» verhindert hätte werden können.
Auf der Plattform X verbreitete sich kurz nach dem Unglück ein Video, auf dem ein grosser Feuerball am dunklen Himmel zu sehen war. Auch aus der Ferne sieht die Szene zwischen dem Hauptstadtflughafen und der nahe gelegenen Stadt Alexandria im Gliedstaat Virginia dramatisch aus. Im ganzen Grossraum Washingtons waren Sirenen zu hören.
Wie verlaufen die Rettungsmassnahmen?
Die Bergungsarbeiten gestalten sich schwierig. Feuerwehrboote sind im Einsatz, über dem Fluss fliegen Helikopter. Rettungskräfte durchsuchen sowohl das Wasser als auch das Ufergebiet des Potomac River. Erschwerend kommen die Temperaturen hinzu – in den vergangenen Tagen lagen sie weit unter dem Gefrierpunkt, erst am Mittwoch wurde es merklich wärmer. Das Wasser des Flusses ist derzeit knapp 2 °C und an einigen Stellen gefroren.
Die Arbeit für die Rettungskräfte gestaltet sich wegen starken Windes und im sehr kalten Flusswasser extrem schwierig, wie aus Schilderungen der Bürgermeisterin Muriel Bowser und Feuerwehrchef John Donnelly hervorgeht. Laut Donnelly waren rund 300 Rettungskräfte am Unglücksort im Einsatz. Die Rettungsarbeiten könnten sich noch Tage hinziehen.
Der Ronald-Reagan-Flughafen stellte nach dem Absturz den Betrieb ein. Er bleibt bis mindestens 11 Uhr Ortszeit am Donnerstag geschlossen. Die Einheit der Armee, zu der der abgestürzte Helikopter gehörte, legte zudem eine Flugpause ein. Das berichtete die Nachrichtenagentur Reuters. Wie lange die Pause dauert, sei nicht bekannt.
Wie reagiert die Politik?
Präsident Donald Trump will um 11 Uhr Ortszeit (17 Uhr MEZ) über die weiteren Entwicklungen informieren. Trump ist – wie Verteidigungsminister Sean Duffy – der Meinung, der Unfall hätte verhindert werden können. «Not good!!!», kommentierte er die Arbeit des Kontrollturms auf seiner Social-Media-Plattform True Social. Zudem gedachte Trump den Opfern und schrieb: «Möge Gott ihre Seelen segnen.» Weiter bedankte er sich für die Arbeit der Helferinnen und Helfer.
Auch Trumps Stellvertreter J. D. Vance hatte sich zu Wort gemeldet. «Bitte betet für alle, die heute Abend in die Kollision in der Nähe des Reagan-Flughafens verwickelt waren», schrieb der Vizepräsident bei X. «Wir beobachten die Situation, aber hoffen wir erst einmal das Beste.»
Um 1 Uhr Ortszeit gaben Politiker und Rettungskräfte eine Pressekonferenz: Der Verkehrsminister Sean Duffy, der erst am Dienstag im Amt vereidigt worden war, sagte, er habe mit Präsident Donald Trump gesprochen, der im Situation Room informiert werde. Der Senator Jerry Moran aus Kansas, der auch dem Luftfahrtausschuss des Senats angehört, sagte, er selbst habe bei American Airlines dafür lobbyiert, dass diese Direktverbindung zwischen Wichita, Kansas und Washington, DC in den Flugplan aufgenommen werde. Die Flugstrecke wurde vor etwa einem Jahr erstmals angeboten, er selbst habe sie häufig genutzt.
Der CEO von American Airlines, Robert Isom, meldete sich um Mitternacht (Ortszeit) mit einer Videobotschaft zu Wort: Viel sei noch unklar und man arbeite mit Hochdruck mit den Sicherheitskräften zusammen. Eine Notrufnummer wurde für Angehörige der Passagiere eingerichtet.
Wann kam es in den USA zuletzt zu einem Flugzeugabsturz?
Zuletzt stürzte in den USA im Jahr 2009 ein Passagierflugzeug mit einer vergleichbaren Anzahl an Menschen an Bord ab – in der Nähe von Buffalo im Gliedstaat New York. Damals kamen alle 49 Insassen sowie eine Person am Boden ums Leben.
Nach dem Unglück in Washington wurden auch Erinnerungen an 1982 wach: Ebenfalls nahe dem Ronald-Reagan-Flughafen, der damals noch Washington National Airport hiess, stürzte am 13. Januar 1982 eine Boeing 737 der Air Florida kurz nach dem Start ab. Die Maschine streifte erst eine Brücke und fiel dann in den eisbedeckten Potomac River. 78 Personen starben, fünf Personen überlebten das Unglück. Als Ursachen galten Vereisung der Tragflächen und Triebwerke.