Die Wahl von Donald Trump macht sich in der jüngsten Fund Manager Survey von Bank of America bemerkbar. Die Anlageprofis erwarten höheren Inflationsdruck und sind überaus zuversichtlich für US-Aktien und den Dollar.
Der klare Wahlsieg Donald Trumps sorgt für Partylaune an Wallstreet. Am Montag schloss der US-Leitindex S&P 500 wiederum auf einem Rekordhoch – zum 51. Mal in diesem Jahr. Eine neue Welle von Deregulierung, Steuersenkungen und Importzöllen soll den USA einen neuen Wachstumsschub bescheren.
Hinzu kommen die Leitzinssenkungen durch die US-Notenbank, die nach ihrem Schritt um 50 Basispunkte im September in der vergangenen Woche die Federal Funds Rate um weitere 25 Bp auf ein Zielband von 4,5 bis 4,75% gesenkt hat. All dies befeuert die Stimmung unter den Börsianern.
«America first»
Auch unter professionellen Marktakteuren grassiert der Optimismus, wie die jüngste Fondsmanagerumfrage (Fund Manager Survey, FMS) von Bank of America (BofA) zeigt. Das Team um den Chefstrategen Michael Hartnett befragte gut 210 professionelle Investoren weltweit zu ihren Anlagepräferenzen und zu ihrer Sicht auf die Weltwirtschaft und die Finanzmärkte. Die Befragten verwalten zusammen rund 565 Mrd. $ an Anlagevermögen. Die Umfrage wurde in der Woche vom 1. bis zum 7. November durchgeführt.
Da die US-Präsidentschaftswahl mitten in der Umfrageperiode stattfand, hat rund ein Fünftel der Fondsmanager (22%) ihre Antworten nach dem definitiven Wahlausgang abgegeben. Sie haben den klaren Sieg Donald Trumps zum Anlass genommen, ihr (Netto-) Übergewicht von US-Aktien von 10 auf eindrückliche 29% aufzustocken. Das entspricht dem höchsten Stand seit August 2013.
Wenig überraschend trauen die Profis US-Aktien im kommenden Jahr die beste Performance zu. Vor den Wahlen gaben 27% an, US-Valoren dürften am besten abschneiden, ebenfalls 27% gaben Aktien global an und 14% erwähnten Staatsanleihen.
Mit der Wahl Trumps kletterte der Wert für US-Aktien auf eindrückliche 43%, Aktien global sanken auf 20%, während Gold vorrückte (15%). Cash und Staatsanleihen (Government bonds) wurden im Gegenzug zurückgestuft.
Rückenwind für Small Caps
Vor allem den kleinkapitalisierten Valoren (gemessen am Russell 2000) trauen die Fund Manager nach der Wahl ein starkes 2025 zu. Da sie stärker auf den Binnenmarkt fokussiert und mit höheren Steuersätzen konfrontiert sind als die grosskapitalisierte Konkurrenz, dürfen sie überdurchschnittlich von den protektionistischen Massnahmen und den angekündigten Steuersenkungen profitieren.
Der Anteil der Profis, die den Small Caps eine bessere Performance zutraut als den Large Caps, notiert nur knapp unter dem Rekordhoch der vergangenen rund zwanzig Jahre.
Die Aktienmärkte ausserhalb der USA schätzen die Profis neu dafür zum Teil markant weniger optimistisch ein als noch vor dem 6. November. Frappant ist der Pessimismus, der europäischen Valoren entgegenschlägt.
Auch bei den Währungen heisst es neu «America first»: Neu rechnen satte 45% der Befragten damit, dass der Dollar 2025 die stärkste Währung sein werde, gefolgt von Gold (28%) und dem japanischen Yen (20%). Für den chinesischen Renminbi hiess es «zero points» und auch dem Euro wird mit Misstrauen begegnet.
Leicht höhere Cashquote
Nicht ganz zur Euphorie passt, dass die Fondsmanager die Cashquote im Vergleich zum Oktober aufgestockt haben. Der Bargeldbestand der befragten Investoren nahm von 3,9 auf 4,3% zu. Betrachtet man allerdings nur die Antworten nach der Wahl, erhöhte sich der Bargeldbestand bloss marginal auf 4%.
Natürlich herrscht nicht nur eitel Sonnenschein. Denn die von Trump angekündigten Massnahmen dürften zwar der Konjunktur Rückenwind verleihen – das allerdings erhöht die Gefahr eines neuerlichen Inflationsschubs.
So gehen derzeit netto 23% davon aus, dass sich das Wachstum der Weltwirtschaft in den kommenden zwölf Monaten beschleunigen werde…
… was aber den Preisdruck neu entfachen dürfte. So erwarten in der jüngsten Umfrage netto 10% der Fund Manager im nächsten Jahr eine steigende Inflation. Das entspricht dem höchsten Wert seit Juli 2021. Interessanterweise rechnet die grosse Mehrheit unverändert mit fallenden kurzfristigen Renditen.
Für die befragten Fondsmanager bleibt die Rezessionsgefahr gering. Wie schon im September und im Oktober erwarten bloss 8% in den kommenden zwölf Monaten eine harte Landung der Weltwirtschaft.
Zwar rechnet die Mehrheit (55%) nach wie vor mit einer sanften Landung, allerdings geben sie dem Szenario «keine Landung» (sprich: es kommt zu einer abermaligen Beschleunigung der Konjunktur) eine deutlich höhere Wahrscheinlichkeit von 33%. Im Oktober waren es lediglich 14%.
Wie sind die Fondsmanager positioniert?
Wie schlägt sich das Ganze in den Portfolios der Fondsmanager nieder? Im November stockten die Profis nochmals Aktien auf. Insbesondere Bankaktien sowie Valoren aus Schwellenländern (EM) und den USA waren gesucht.
Im Gegenzug reduzierten die Profis ihre Positionen in den Aktiensektoren Energie, zyklischer Konsum (Discretionary) und Kommunikation (Telecoms). Aus Ländersicht wurden japanische Aktien kräftig reduziert.
Absolut betrachtet, also nicht bloss im Vergleich zum letzten Monat, melden die Fondsmanager ein signifikantes Übergewicht in Aktien insgesamt. Bei den Sektoren gehören wie im Vormonat Gesundheit (Healthcare) und Banken zu den Favoriten. Aus Länderoptik erfreuen sich Schwellenländer (EM) sowie die USA grosser Beliebtheit. Technologiewerte haben indes etwas an Popularität eingebüsst.
Das grösste Untergewicht halten die Fund Manager neu im Energiesektor, der jetzt sogar hinter Grundstoffe (Materials) zurückgefallen ist. Aktien aus dem Basiskonsumsektor (Staples) sowie aus Japan und dem Vereinigten Königreich (UK) werden ebenfalls verschmäht.
Spanien rückt auf den ersten Platz vor
Interessant sind jeweils auch die Antworten auf die Frage nach den Länderpräferenzen der Manager europäischer Aktienfonds. Im Monatsvergleich kam es zu einigen Veränderungen: So schoben sich spanische Aktien auf Kosten von Valoren aus dem Vereinigten Königreich an die Spitze. Frankreich löste Deutschland als unbeliebtestes Land auf dem Alten Kontinent ab und die Schweiz und Italien tauschten ebenfalls die Plätze.
Fazit: Gefährliche Sorglosigkeit
Der Wahlsieg Donald Trumps hat die Zuversicht unter den Fondsmanagern weiter befeuert, wobei der Optimismus primär amerikanischen Vermögenswerten gilt: US-Aktien, insbesondere von kleinkapitalisierten Unternehmen, sowie dem Dollar trauen die Finanzprofis in den kommenden Monaten eine solide Performance zu.
Die Euphorie nach den US-Wahlen ist allerdings beträchtlich (das zeigt auch das Risk Barometer von The Market) – und damit auch die Gefahr von Enttäuschungen. Die Börsen feiern zwar die wachstumsfreundlichen Pläne Trumps, übersehen aber die potenziellen Nebenwirkungen wie z.B. den erhöhten Inflationsdruck oder mögliche Rückschläge beim Welthandel.
Wer nicht in den Chor der Optimisten einstimmen möchte setzt auf Aktien ausserhalb der USA, Anleihen und auf defensive Aktiensektoren – und verkauft US-Vermögenswerte.