Juan Orlando Hernández habe das zentralamerikanische Land in einen «Drogenstaat» verwandelt, urteilt ein Gericht in New York City. Sein jüngerer Bruder wurde bereits 2021 zu lebenslanger Haft verurteilt.
Juan Orlando Hernández regierte das zehn Millionen Einwohner zählende Land Honduras von 2014 bis 2022. Damals sah die amerikanische Regierung den selbsterklärten Law-and-Order-Politiker als wichtigen Verbündeten im Kampf gegen Lateinamerikas Drogenkartelle. Doch am Freitag befanden die Geschworenen am Southern District Court in New York City den 55-jährigen Anwalt der Verschwörung zum Drogenschmuggel und der Waffendelikte für schuldig. Das Urteil fiel einstimmig. Damit droht Hernández eine lebenslange Haftstrafe.
Sein jüngerer Bruder Juan Antonio «Tony» Hernández war bereits im Frühjahr 2021 in New York wegen Kokainschmuggels und anderer Verbrechen zu lebenslanger Haft plus 30 Jahren verurteilt worden. Er soll mindestens 185 Tonnen Kokain in die USA verschifft haben. Schon im damaligen Prozess wurde Juan Orlando Hernández, damals noch Staatspräsident, als Kopf der Bande bezeichnet. Ehemalige Drogenhändler sagten aus, dass er Millionensummen von den Kartellen erhalten habe, darunter eine Wahlkampfspende in der Höhe von einer Million Dollar von dem ehemaligen Chef des Sinaloa-Kartells, «El Chapo» Guzmán.
Vorwürfe bis heute abgestritten
Der als bibelfest geltende Anwalt stritt die Vorwürfe stets ab. Er sei das Opfer eines Rachefeldzugs der Drogenhändler, die er einst an die USA ausgeliefert habe und die sich nun Strafminderung von der amerikanischen Justiz erhofften. Tatsächlich hatte Juan Orlando Hernández überhaupt erst die gesetzliche Grundlage für die Auslieferung honduranischer Staatsbürger geschaffen. Unter seiner Präsidentschaft wurden 36 Honduraner wegen Geldwäsche und Drogenhandel an die USA ausgeliefert.
Vor dem Gerichtsgebäude in New York feierten am Freitag Hunderte von Honduranern die Verurteilung des früheren Präsidenten. In Honduras waren er und sein konservativer Partido Nacional in zahlreiche Korruptionsskandale und Verstösse gegen die Menschenrechte verwickelt. So stand seine Clique 2009 hinter dem Putsch gegen den damaligen Präsidenten Manuel Zelaya. Bei der Wahl 2017 sicherte sich Hernández die Wiederwahl durch Manipulationen. Unter seiner Regierung rutschte Honduras in eine Spirale aus Gewalt und Verarmung, die Hunderttausende Migranten aus dem Land trieb.
Hernández‘ Stern sank, nachdem er Ende 2021 nicht wieder zur Wahl antreten durfte und seine Partei mit dem Ersatzkandidaten Nasry Asfura die Präsidentschaftswahl verlor. Es siegte Xiomara Castro, die Ehefrau des 2009 gestürzten Präsidenten Zelaya. Nur wenige Tage nach der Amtsübergabe Ende Januar 2022 von Hernández an Castro übermittelte die amerikanische Justiz einen Auslieferungsantrag. Mitte Februar 2022 wurde Hernández in der honduranischen Hauptstadt Tegucigalpa festgenommen und zwei Monate später an die USA ausgeliefert.
Auch vor dem New Yorker Gericht erklärte er sich für unschuldig. Es sei sein Bruder Tony gewesen, der Kontakte zu den Kartellen gehabt habe. Mit honduranischen Politikern, die in den Drogenhandel verwickelt waren, habe er lediglich in seiner Funktion als Präsident Kontakt gehabt. Allerdings wurde er schwer belastet durch Fabio Lobo, den Sohn seines Amtsvorgängers Porfirio Lobo.
Bestens vernetzter Clan
Fabio Lobo sitzt eine 24-jährige Haftstrafe wegen Drogenhandels in den USA ab. Er sagte aus, von Drogenhändlern erfahren zu haben, dass Hernández die Kokaingeschäfte seines Bruders unterstütze. Zudem gab Lobo an, er habe Hernández Bestechungsgelder zukommen lassen. Dieser habe im Gegenzug die Aktivitäten der Drogenbanden gedeckt. Die Familie Hernández gilt als einer der einflussreichsten Clans in Honduras mit besten Verbindungen zu Polizei, Militär und Justiz.
So wirft die Verurteilung von Juan Orlando Hernández kein gutes Licht auf die amerikanische Regierung. Sie hatte lange über seine desaströse Politik hinweggesehen, weil man sich Mithilfe bei der Eindämmung der Migrantenströme aus Zentralamerika erhoffte. Präsident Hernández hatte mit der Trump-Regierung ein Abkommen zur Rücknahme illegaler Migranten geschlossen. Washington überwies ihm Millionen Dollar an Militärhilfe. Die Regierung Biden wandte sich dann aber 2021 der Opposition unter Xiomara Castro zu.








