Der Deutsche verlässt Barcelona nach nur einer Saison – dort ist der 33-jährige Spielmacher zuletzt auf dem Abstellgleis gelandet.
In seiner Trainerlaufbahn ist Josep Guardiola bisher nicht dadurch aufgefallen, Spieler zu verpflichten, mit denen er zuvor bereits zusammengearbeitet hat. Der Katalane steht nach seinen Stationen im FC Barcelona und im FC Bayern seit 2016 in Diensten von Manchester City. Guardiola trainierte in seiner Karriere lediglich die Spanier Thiago Alcantara und Nolito bei zwei verschiedenen Vereinen – wobei er beide nur einmal einstellen liess.
Zu Guardiolas unverrückbar wirkenden Transfergesetzen gehört es, keinen Spieler seiner ehemaligen Klubs abzuwerben. Doch für Ilkay Gündogan, einen seiner Lieblingsfussballer, macht Guardiola eine Ausnahme.
Am Freitagmittag bestätigte Manchester City die Rückholaktion des Mittelfeldspielers, die sich in dieser Woche abgezeichnet hatte. Gündogan kehrt nach nur einer Saison ablösefrei vom FC Barcelona zurück, nachdem er City im Sommer 2023 nach Vertragsende dorthin verlassen hatte.
Die Verlockung Barça ist zu gross
Vor einem Jahr suchte Gündogan im Herbst seiner Karriere eine neue Herausforderung. Er hatte soeben die Champions League gewonnen und die Citizens als Captain zu einem Titel-Triple geführt. Trotz Guardiolas Bemühungen um seinen Verbleib entschied sich der 33-Jährige zu einem Wechsel. Die Anziehungskraft Barcelonas, das einst unter Guardiola von 2008 bis 2012 diesen wunderschönen Kurzpassfussball aufführte, für den Gündogan seitdem schwärmt, war einfach zu gross.
Allerdings servierte ihn der früher als edel im Ruf stehende FC Barcelona in der Vorbereitung auf diese Saison ungebührlich ab. Der Klub engagierte den wesentlich jüngeren Spielmacher Dani Olmo für 55 Millionen Euro von RB Leipzig – Gündogan fiel aus der Gunst. Das hing auch damit zusammen, dass Barças Fussballdirektoren Mateu Alemany und Jordi Cruyff sowie der Trainer Xavi, die den Transfer mit Gündogan eingefädelt hatten, mittlerweile alle nicht mehr im Klub sind.
Es hiess, Barça müsse den Routinier Gündogan aufgrund der finanziellen Schieflage dringend loswerden, um den teuren Zuzug Olmo bei der Liga registrieren zu können. In der Abschiedserklärung, in der Gündogan unterstrich, wie viel ihm die kurze Zeit dennoch bedeute, merkte er elegant an, sein Weggang stimme ihn etwas weniger traurig, wenn er dadurch dem Klub finanziell helfen könne.
Gündogan kontaktiert Guardiola
Als Ausweg kontaktierte Gündogan Guardiola, der war von einer erneuten Anstellung angetan. Zu den Gründen zählte die Verbundenheit nach sieben gemeinsamen Jahren in Manchester; Gündogan war der erste Transfer, den Guardiola als City-Trainer getätigt hatte. Ausserdem war es kein Nachteil, dass der Spieler Barcelona verfiel, dem Herzensklub Guardiolas. Und zum anderen spricht die sportliche Qualität für den Mittelfeldstrategen. Durch den Weggang von Julián Álvarez brach City eine offensive Alternative weg, die der Klub nun erschwinglich kompensieren kann.
Gündogan erhält einen Einjahresvertrag mit Option bis 2026. Im Gegensatz zu vielen neuen City-Profis, die sich zuerst an den Spielstil gewöhnen müssen, ist Gündogan eine sofortige Verstärkung. Der einzige Unterschied zu vor einem Jahr besteht darin, dass der Deutsche nicht mehr der Captain der Mannschaft ist und seine damalige Rückennummer 8 bereits vergeben ist. Doch in Rangordnungen hat Gündogan ohnehin nie gedacht. Ihm dürfte die geringere Verantwortung vielleicht sogar gelegen kommen. Er hat mehr Zeit für seine Familie. Auch deshalb trat er in dieser für ihn turbulenten Woche aus der deutschen Nationalmannschaft zurück.
Guardiolas Respekt ist ihm garantiert. Dieser äusserte sich einst im FC Bayern auf Nachfrage zu seinen Transferzielen wie folgt: «Thiago oder nix!» Das könnte jetzt genauso gut für Gündogan gelten.