Künstliche Intelligenz wird an Schulen und Universitäten nicht mehr verschwinden. Betrug ist normal geworden mit Chat-GPT. Bildungseinrichtungen stehen vor einer gewaltigen Herausforderung. Künstliche Intelligenz ist aber auch eine Chance.
Ein Gespenst geht um an Schulen und Universitäten: Es nennt sich künstliche Intelligenz (KI) – und die meisten Lehrer und Dozentinnen wissen nicht so recht, was sie damit anfangen sollen. Verbieten? Die Schüler und Studentinnen einfach machen lassen? Den Kopf in den Sand strecken, als gäbe es Chat-GPT und andere Schreib- und Recherchier-Maschinen gar nicht?
Damit würden sie beweisen, dass sie keinerlei Vorstellung haben, wie die jungen Menschen arbeiten, denen sie etwas beibringen sollen. Eine Umfrage der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften hat ergeben, dass sich zwei Drittel der Studierenden bei ihren Bachelorarbeiten von künstlicher Intelligenz helfen liessen. Der Schreib-Bot Chat-GPT liefert ganze Absätze, wenn man ihn danach fragt. Die kann man dann etwas umformulieren und als die eigenen ausgeben. Eine Studentin sagt: «Ich bin immer damit durchgekommen.»
Betrug, Effizienz und Cleverness liegen nahe beieinander. Eigenständiges Denken – ein Kernwert von Bildung – ist bedroht. Die Universitäten müssen sich etwas einfallen lassen. Im Text meines Kollegen Reto U. Schneider dieses Schwerpunkts erfahren Sie mehr.
Aber wir wollen nicht schwarzmalen. Künstliche Intelligenz ist auch eine Chance. Das sollte man ausprobieren. Wie wäre es mit einem «Rollen-Prompting» mit Gretchen, Faust oder Mephisto? Ich wusste auch nicht, was das ist. Aber meine Recherche mit dem Zürcher Lehrer Robin Fürst zeigt, dass Chat-GPT längst nicht alles kann. Kreativ sein zum Beispiel oder kritisch sein. Da sind wir Menschen viel besser als die Maschine. Das kann man üben mit Schülern – sofern sie Goethes «Faust» gelesen haben.
Apropos üben: Es ist Herbst, und das bedeutet: Viele Kinder und Jugendliche bereiten sich schon jetzt für die Gymiprüfung im Frühling vor. Dieses Semester tun dies einige Schulklassen in der Stadt Zürich auf eine neue Art. Sie arbeiten mit einer interaktiven App, die eigens für die Gymiprüfung entwickelt wurde. Dank KI verfügt das Tool auch über einen «Coach» fürs Aufsatzschreiben. Wie das genau funktioniert? Meine Kollegin Stephanie Caminada hat es sich angesehen.
Ich wünsche anregende Lektüre!