(sda) In einem verrückten Rückspiel verliert St. Gallen auswärts bei Slask Wroclaw 2:3. Nach dem 2:0 im Hinspiel reicht den Ostschweizern dieses Ergebnis fürs Weiterkommen.
25 Minuten (!) Nachspielzeit standen am Ende auf der Matchuhr. Geschuldet waren sie einerseits rassistischen Beleidigungen von den Rängen gegen St. Gallen Goali Lawrence Ati Zigi, die eine längere Unterbrechung nach sich zogen. Sie waren aber auch der mehrfachen Intervention des Videoschiedsrichters geschuldet. Gleich drei Mal griff dieser in der zweiten Halbzeit ein. Ein erstes Mal eine Viertelstunde vor dem Ablauf der regulären Spielzeit, als Schiedsrichter Duje Strukan nach einer ungeschickten Intervention des St. Gallers Mihailo Stevanovic im eigenen Sechzehner auf Penalty entschieden hatte. Nach Konsultation der Videobilder nahm der kroatische Referee nicht nur den Penaltyentscheid zurück, sondern zeigte Alex Petkov wegen einer Schwalbe die Gelb-Rote Karte – ein harter Entscheid.
3:1 hiess es zu diesem Zeitpunkt, denn die St. Galler hatten einen sicher geglaubten Vorsprung innerhalb von sieben Minuten vor der Pause aus der Hand gegeben. Erst bugsierte Petr Schwarz den Ball nach einer Flanke über die Torlinie. Dann schlenzte Piotr Samiec-Talar den Ball aus 20 Metern wunderschön in die Maschen. Schliesslich war es der 1,92 m grosse Petkov, der nach einem Freistoss aus dem Halbfeld völlig frei einnicken konnte und so den Spielverlauf auf den Kopf stellte.
Denn vor dem Ausgleich hatte das Team von Trainer Enrico Maassen alles im Griff und hätte nach dem frühen Treffer von Bastien Toma das Duell bereits früh entscheiden können. Zweimal Chadrac Akolo und Christian Witzig vergaben jedoch gute Möglichkeiten, um das Skore für die St. Galler zu erhöhen.
Doch zurück zum VAR: Bereits tief in der Nachspielzeit der zweiten Hälfte griff dieser erneut ein, nachdem Isaac Schmidt den Ball einem polnischen Verteidiger an den Arm gespielt hatte. Rafal Leszczynski hielt den Versuch von Christian Witzig – jedoch stand der Goalie bei der Schussabgabe des St. Gallers vor der Linie, weshalb der VAR erneut eingriff und der Penalty wiederholt werden musste. Willem Geubbels verwandelte schliesslich mit etwas Glück und setzte den Schlusspunkt in einer verrückten Partie, in welcher die Polen nach drei Platzverweisen am Ende nur noch zu acht auf dem Feld standen.
Im Playoff zu Gruppenphase der Conference League trifft St. Gallen auf den türkischen Vertreten Trabzonspor, der eine Stufe höher gegen Rapid Wien unterlag.
Genfer verlieren vor heimischen Publikum
Servette verpasst es, zum zweiten Mal in Folge in die Europa League einzuziehen. Die Genfer verlieren das Rückspiel gegen Braga vor heimischem Publikum 1:2 und treffen nun auf Chelsea. Mit dem 0:0 im Hinspiel hatten sich die Servettien eine gute Ausgangsposition geschaffen, um gegen den portugiesischen Vertreter für eine Überraschung zu sorgen. Der Gegner, bei dem erst wenige Tage zuvor der Trainer freigestellt worden war, wirkte anfangs verunsichert. Zudem musste der 146-fache Nationalspieler João Moutinho bereits nach einer Viertelstunde ausgewechselt werden. Die im Angriff oft fahrig wirkenden Hausherren konnten daraus jedoch keinen Vorteil ziehen.
Stattdessen wurden die Genfer kurz vor dem Pausenpfiff mit einer schnellen Passfolge ausgespielt und mussten mit einem Rückstand in die Kabine gehen. Enzo Crivelli hatte in der 52. Minute die goldene Chance zum Ausgleich, doch er konnte das schöne Zuspiel von Timothé Cognat nicht verwerten. Eine Viertelstunde später spielte sich Braga erneut mit einer schnellen Kombination durch die Genfer Abwehr und erzielte relativ problemlos den zweiten Treffer. Der Anschlusstreffer durch den eingewechselten Dereck Kutesa in der 91. Minute kam zu spät.
Für Servette geht es nun in den Play-offs der Conference League weiter, wo mit Chelsea ein happiger Gegner wartet. Die Genfer spielen nächste Woche zuerst auswärts in London und am 29. August daheim.
Lugano via Verlängerung ins Glück
Lugano darf sich auf einen europäischen Herbst freuen. Die Tessiner beanspruchen im Rückspiel gegen Partizan Belgrad jedoch das nötige Glück und kommen in der Verlängerung in Unterzahl zum 2:2.
In der 111. Minute flankte Renato Steffen punktgenau auf den am zweiten Pfosten lauernden Hadj Mahmoud. Dieser spitzelte den Ball über die Linie und feierte danach ausgiebig mit den Fans, die zum «Heimspiel» wieder ins Thuner Exil gereist waren. Lugano, das nach einer Gelb-Roten Karte gegen Albian Hajdari ab der 88. Minute in Unterzahl spielte, rettete das Unentschieden über die Zeit.
Zweimal waren die Tessiner, die einen 1:0-Vorsprung aus dem Hinspiel mitgenommen hatten, in Rückstand geraten. Unmittelbar nach der Pause gelang Steffen der Ausgleich, doch in der 67. Minute gingen die Serben nach einem Eckball erneut in Führung. Mahmoud kam bei einer Doppelchance in der 82. Minute dem Ausgleich bereits nahe, doch dieser sollte erst in der Verlängerung fallen.
Ein Umstand, der Lugano nicht stören dürfte. Die Tessiner werden im Herbst wie in der vergangenen Saison europäisch spielen. Die Frage ist nur, ob wieder in der Conference League oder gar in der Europa League. Dafür brauchen die Tessiner, die in der Qualifikation zur Champions League an Fenerbahce gescheitert waren, einen Exploit in den Playoffs gegen Besiktas.