Trotz rückläufiger Baukonjunktur gelingt es dem Sanitärtechnikkonzern, den Umsatz 2024 zu steigern und die gute Rentabilität zu verteidigen. Die Anlagequalität der Aktien bleibt hoch.
Erst in der Flaute zeigt sich, wie gut ein Geschäftsmodell funktioniert. Der Sanitärtechnikkonzern Geberit hat diesen Test in der laufenden Baukrise in Europa bestanden. Wiederholt gelingt es ihm, trotz rückläufiger Nachfrage dank Effizienzsteigerungen und Kapazitätsanpassungen die Einnahmen zu stabilisieren und die bereits hohen Margen zu verteidigen.
Im vergangenen Jahr werde die Gewinnmarge auf Stufe Ebitda nur leicht unter den 2023 erreichten 29,9% ausfallen, erklärte Konzernchef Christian Buhl an einer Telefonkonferenz. Nach einem etwas besser als in Aussicht gestellten Schlussquartal bedeutet dies eine leicht nach oben angepasste Prognose. Bisher sprach das Geberit-Management davon, 2024 auf eine Marge von 29,5% zu kommen. Die detaillierten Jahreszahlen wird das Unternehmen am 6. März veröffentlichen.
Weil die Analysten im Vorfeld indes nicht nur mit einer Stabilisierung, sondern einer Trendwende gerechnet hatten, reagierten die Geberit-Aktien am Donnerstag mit Abgaben von rund 4%. Der im ersten Halbjahr spürbare Lageraufbau bei den Grosshändlern hat sich in der zweiten Jahreshälfte offenbar nicht wiederholt.
Der Umsatz lag im vierten Quartal 2024 um 1,3% unter Vorjahr, in Lokalwährung indes um 0,7% höher. Mit Blick auf die schleppende Bauwirtschaft in den Zielmärkten des Unternehmens – vor allem Deutschland – ist das eine bemerkenswerte Leistung. Im deutschen Hauptmarkt gelang Geberit ein Umsatzwachstum von 2,8%, im gesamten Fiskaljahr gar von 3,2%.
Trotz der in Deutschland ausserordentlich starken Baukrise – die Baugesuche lagen dort in den ersten neun Monaten 12% unter Vorjahr – hält das Unternehmen unverrückbar an den Aktivitäten fest. Obwohl es in Deutschland jeweils rund 30% (2024: 28,8%) der Einnahmen generiert, seien dort in den vergangenen fünf Jahren 370 Mio. Fr. oder 43% der gesamten Kapitalinvestitionen getätigt worden, sagte Buhl. Das Verkäufernetz in Deutschland sowie die Trainings für Sanitäre seien trotz Flaute in keiner Weise reduziert worden. Im laufenden Jahr wird in Deutschland zudem ein neues Kundenzentrum eröffnet.
Bekenntnis zu Deutschland
Auch die Investitionspläne zeigen, dass Geberit weiterhin voll auf Deutschland setzt. In norddeutschen Ibbenbüren will sie ein zweites Logistikzentrum errichten. Das 100 Mio. Fr. kostende Projekt soll 2029/30 fertiggestellt sein und das bisherige Zentrum in Pfullendorf ergänzen. Die Investitionen seien im mittelfristigen Budget von 200 Mio. Fr. pro Jahr (2024: 180 Mio. Fr.) enthalten.
Im Rahmen einer effizienteren Produktion von Keramikteilen sind indes die Tage der deutschen Fabrik Wesel gezählt. Das Werk sei überaltert und zu klein und werde deshalb Ende 2026 geschlossen. Davon sind rund 300 Arbeitsplätze betroffen. Die Kapazitäten sollen in andere Keramikfabriken von Geberit verlagert werden. Künftig soll sich jedes Werk auf ein Produkt spezialisieren.
Das Geberit-Management rechnet mit Kosten von 40 Mio. € für die Schliessung, daraus würden 15 Mio. € Abschreibungen resultieren. Die jährlichen Einsparungen ab 2027 werden bei 10 Mio. Fr. erwartet.
Hartnäckige Baukrise
Für das Geschäftsjahr 2025 geht das Unternehmen von einer allgemeinen Stabilisierung der Baukonjunktur aus. Im Neubaugeschäft würden die Baubewilligungen in den wichtigsten Märkten (Deutschland, Nordeuropa, Österreich) wohl auch dieses Jahr noch etwas zurückgehen. Besser sollte es im Renovationsgeschäft laufen, in dem Geberit rund 60% der Einnahmen generiert. Hier wird mit einer leichten Belebung gerechnet.
Das Umfeld bleibt für das Unternehmen anspruchsvoll. Das muss jedoch kein Nachteil sein, denn schon in der Vergangenheit waren es gerade solche flaue Phasen, in denen die Wettbewerbsposition am stärksten ausgebaut werden konnte. Das Management geht davon aus, im laufenden Jahr weitere Marktanteile zu gewinnen. Dazu sollen zusätzliche 20 Mio. Fr. in Marketing und IT gesteckt werden.
Im April wird Geberit die Preise im üblichen Umfang von 1% erhöhen. Das wird die für 2025 erwartete Erhöhung der Löhne um 4% nicht kompensieren. Doch dank einem effizienten Einsatz der Belegschaft sowie kontinuierlichen Verbesserungen in der Produktion – jährliche Einsparungen von 3% lautet die Vorgabe – dürfte das wiederum dazu führen, dass die guten Margen Bestand haben.
Geberit-Aktien bleiben Qualitätswerte, die sich ihre Bewertungsprämie verdient haben. Bis die Titel sich aus ihrem langjährigen Seitwärtstrend lösen können, braucht es aber wohl noch etwas mehr konjunkturellen Rückenwind.