Vor der US-Präsidentschaftswahl und dem Zinsentscheid des Fed wagen sich die Anleger nicht aus der Deckung. Das Risk Barometer notiert nur noch knapp über dem langfristigen Mittelwert.
Die Woche der Wahrheit ist angebrochen. Am morgigen Dienstag wählen die US-Bürger ihr neues Staatsoberhaupt, ab Mittwochmorgen mitteleuropäische Zeit werden die ersten Resultate erwartet. Umfragen und Wettquoten deuten auf ein äusserst knappes Ergebnis hin. Der Vorsprung von Donald Trump (rote Linie) ist in den letzten Tagen geschmolzen, nun scheint seine Herausforderin Kamala Harris knapp die Nase vorn zu haben.
Auch an den Märkten steigt die Spannung. Erfreulich ist derweil, dass die Konjunkturdaten weltweit – auch in Europa – die Prognosen übertreffen. In den USA zeigen die Konsumenten eine ausgeprägte Kauflaune, während das vorläufige Bruttoinlandprodukt für das dritte Quartal ein robustes Wachstum signalisiert. Auch die Eurozone verzeichnete in den Monaten von Juli bis September ein Wachstum von 0,4%.
Allerdings sorgen die besseren Konjunkturdaten auch für höhere Kapitalmarktzinsen. Die Renditen auf zehnjährige US-Staatsanleihen kratzten zuletzt an der Marke von 4,4%. Noch vor kurzem notierten sie bei etwas mehr als 3,6%. Neben den besseren Konjunkturdaten dürfte auch die Besorgnis um weiter steigende US-Staatsausgaben eine Rolle gespielt haben. Sowohl unter Harris als auch unter Trump dürfte das Budgetdefizit der USA gross bleiben oder sich sogar noch ausweiten – was negativ für festverzinsliche Anleihen ist.
Für einmal etwas in den Hintergrund gerückt ist die bevorstehende Sitzung der US-Notenbank (Fed), die – wegen der Wahlen – ausnahmsweise am Donnerstag ihren Zinsentscheid kommunizieren wird. Mittlerweile wurden die Zinssenkungsfantasien etwas gedämpft. Für den 7. Dezember geben die Futures-Märkte einer geldpolitischen Lockerung um 25 Basispunkte auf ein Zielband von 4,5 bis 4,75% eine Wahrscheinlichkeit von 98%. Da sich die US-Inflation dem Zielwert des Fed nähert, dürfte die Erwartung einer weiteren Senkung erfüllt werden.
Börsen erleiden neuerlichen Rückgang
Angesichts der wichtigen Ereignisse in dieser Woche gab der Weltaktienindex erneut nach: Nachdem er in der Vorwoche 1,3% an Wert eingebüsst hatte, beendete er die vergangene Woche 1,2% tiefer. Im Vergleich zum Jahresbeginn notiert er immer noch 14,9% höher – darin sind die Dividenden nicht einmal berücksichtigt. Wie bereits vor einer Woche verbuchte lediglich einer der wichtigsten Börsenindizes Kursavancen, diesmal war es der Nikkei 225 (+0,4%). Die übrigen Barometer verloren zwischen 0,8 (MSCI China) und 1,8% (Swiss Market Index) an Wert.
Bei den Sektoren gab es immerhin zwei, die die Woche höher beendeten: Kommunikation (+1,3%) und zyklischer Konsum (+0,1%). Finanzwerte waren ebenfalls vergleichsweise stark und verloren lediglich 0,1%.
Die übrigen acht Branchen schlossen tiefer. Die rote Laterne trugen Technologieaktien, die 3% einbüssten. Aber auch Immobilien (–2,7%) und Versorger (–2,3%) gehörten zu den besonders schwachen Segmenten.
Anleger im Wartemodus
Vor der ereignisreichen Woche ist das Risk Barometer von The Market nochmals gefallen: Es nahm von 61 auf 56 Zähler ab, womit es nur noch geringfügig über dem langjährigen Mittelwert liegt. Offenbar dämpfen die Wahlen und der Fed-Zinsentscheid den Risikoappetit der Marktteilnehmer.
Von den neun Indikatoren, die in das Barometer einfliessen, haben sich fünf verschlechtert, vier haben sich verbessert.
Den Löwenanteil zum Rückgang lieferten die optionsbasierten Inputvariablen: Der Anstieg der Volatilitätsindizes Vix (er misst die erwarteten Kursausschläge des S&P 500) und VStoxx (er bildet die Schwankungen des Euro Stoxx 50 ab) sowie die gestiegene Nachfrage nach Put-Optionen sorgten für den Rückgang des Risk Barometers. Ein gewisses Gegengewicht bildeten die Small Caps, die ein Lebenszeichen sendeten, sowie zyklische Aktien, die gegenüber ihren defensiven Pendants die Nase vorn hatten.
Diverse wichtige Unternehmen legen Resultate vor
Neben den bereits erwähnten Daten stehen zahlreiche Unternehmensergebnisse an. In den kommenden Tagen legen diverse Schwergewichte ihre Ergebnisse vor, darunter Berkshire Hathaway, Biontech, Goodyear, Marriott und Palantir (Montag), Adecco, Apollo und Ferrari (Dienstag), Arm, Novo Nordisk, Qualcomm und Toyota (Mittwoch), Airbnb, Barrick, Halliburton und Moderna (Donnerstag) sowie Embraer und Sony (Freitag).