Imane Khelif hat an den Olympischen Spielen mehrere Frauen geschlagen. Ob der Sportler selbst auch eine Frau ist, war schon länger zweifelhaft – nur wollten es viele Journalisten nicht wahrhaben.
Die Bilder des jubelnden Goldmedaillengewinners gingen um die Welt. Imane Khelif, nach eigenen Angaben eine muslimische Sportlerin aus Algerien, wird auf den Schultern ihres männlichen Trainers durch den Ring getragen. Sie hat soeben eine Goldmedaille geholt, nachdem sie drei Gegnerinnen bei den Olympischen Spielen in Paris verprügelt hat.
Das deutsche Magazin «Stern» titelt gerührt: «Sie hatte Tränen in den Augen: Gold für Imane Khelif». Gewonnen habe sie nach einer «zermürbenden Debatte». «Der Tagesspiegel» schreibt: «Gold und Genugtuung für Boxerin Imane Khelif».
Gentests weisen Khelif als Mann aus
Doch Khelif, das war schon damals klar, ist keine gewöhnliche Boxerin. Sie hat auffällig männliche Schultern und auch sonst ein Erscheinungsbild, das kaum an eine Frau erinnert – auch nicht an eine extrem trainierte. Seit Anfang Juni ist klar: Khelif darf nicht mehr auf Frauen einschlagen. Der vom IOK anerkannte Boxverband World Boxing hat verpflichtende Geschlechtstests eingeführt. Gemäss mehreren Tests ist Khelif seit Geburt ein Mann.
Dabei gab es schon davor Anlass zum Verdacht: Bereits 2023 veröffentlichte das französische Medium «Le Correspondent» eine Recherche mit dem Titel: «Khelif: weder Eierstöcke noch Gebärmutter, sondern Hoden». 2024 hatte Ioannis Filippatos, früherer Direktor des Sportverbands IBA, in einer italienischen Zeitung erklärt: «Der Gentest zeigt eindeutig: Imane hat ein männliches Profil.» Nach Beschwerden aus 22 Ländern wurden zwei Athletinnen, die durch ungewöhnlich hohe Schlagkraft auffielen, einem Test unterzogen.
Diese Entscheidung war richtig. Die internationale Transgender-Bewegung hat in manchen Sportarten dazu geführt, dass Männer, die sich als Frauen fühlen, sich als Frauen identifizieren oder, wie im Fall Khelif, als Frauen aufgewachsen sind, in der Frauenkategorie antreten dürfen. Das Resultat: Körperlich unterlegene Frauen haben kaum eine Chance. Ihre Gesundheit steht auf dem Spiel.
Erstaunlich war die Naivität der etablierten Medien, vor allem der deutsch- und englischsprachigen, die ohne Not Khelif präventiv gegen jegliche Skepsis von aussen abschirmten. Für die deutsche Nachrichtenagentur DPA war Khelif natürlich eine «Boxerin», kein Boxer. Das Portal «Correctiv», das sich rühmt, Fake News zu entlarven, trug nichts zur Aufklärung bei. Vielmehr versuchte es, alle Aussagen über Khelifs Männlichkeit als «Gerüchte, Desinformation und Hass» zu diskreditieren.
Im «Spiegel» wurden die Zweifel an Khelifs weiblichem Geschlecht als «Getöse des Kulturkampfes» abgetan. Selbst das grösste deutsche Boulevardmedium, die «Bild», konnte sich nicht dazu durchringen, Tatsachen zu benennen, und sprach zögerlich von der «männlichen Boxerin». Auch die NZZ hielt Khelif in vielen veröffentlichten Texten für eine Frau.
ARD wittert «transfeindliche Desinformation»
Man könnte einwenden, dass Medien keine andere Wahl haben, wenn Sportverbände, Funktionäre und das olympische System einen biologischen Mann als Frau einstufen. Doch dieses Argument ist bequem. Es entbindet nicht von journalistischer Sorgfalt und unvoreingenommenen Recherchen.
Denn dass Khelif nicht eindeutig dem weiblichen Geschlecht zuzuordnen ist, war für jeden erkennbar, der hinsehen wollte. Das menschliche Gehirn ist darauf ausgelegt, das Geschlecht eines Gegenübers in Millisekunden intuitiv zu erfassen. In diesem Fall widersprach der visuelle Eindruck klar der offiziellen Darstellung.
Der Fall erinnert an Hans Christian Andersens Märchen «Des Kaisers neue Kleider», in dem einzig ein Kind den Mut hat, laut auszusprechen, was alle sehen, aber niemand zu sagen wagt: Der Kaiser ist nackt. Auch im Fall Khelif hätten viele erkennen können, dass etwas nicht stimmt. Doch die meisten schwiegen.
Dabei zeigten sich die Medien nicht nur gutgläubig, sie überhöhten Khelif auch noch. So wählte die Redaktion des «Independent» Khelif zu einer der «einflussreichsten Frauen» im Jahr 2024.
Am schlimmsten ins Gewicht fallen wohl die selbsternannten «Faktenchecker». Sie agierten willig als Handlanger der nationalistischen algerischen Erzählung vom boxenden Mädchen aus ärmsten Verhältnissen. Der Faktenfinder der ARD-«Tagesschau» verurteilte Kritik an Khelif als «transfeindliche Desinformation».
Einen Mann, der in der Frauenkategorie körperliche Vorteile ausnutzt und womöglich korrupt agiert, wollte man nicht sehen. Gentests, so die ARD, seien nicht eindeutig, denn das «körperliche Geschlecht eines Menschen» habe «mehrere Komponenten».
Selbsterklärte Faktenchecker waren sich sicher
Auch für den deutschen Blog «Volksverpetzer», der noch immer von vielen Journalisten ernst genommen wird, war gewiss: Khelif ist eine «Cis-Frau», also eine Frau, «die sich mit dem Geschlecht identifiziert, das bei der Geburt bestimmt wurde». Als Beweis reichten dem angeblich den Fakten verpflichteten Blog ein Foto aus Kindertagen und die abwiegelnden Aussagen der Sprecher von Sportverbänden. Dabei schliesst dies keinesfalls die Möglichkeit aus, dass Khelif zwar als Mädchen aufwuchs, aber aufgrund einer Störung bei der Geschlechtsentwicklung – dies betrifft etwa eines von 4000 Neugeborenen – tatsächlich männliche Chromosomen hat.
Doch für die sonst eifrigen Faktenchecker war diese These von vornherein ausgeschlossen, wie auch die Möglichkeit, dass Khelifs Umfeld Bescheid wusste, aber diesen immensen biologischen Vorteil für Olympiagold einzusetzen verstand.
Ein Lichtblick zeigte sich bei der «Süddeutschen Zeitung»: Eine Recherche enthüllte im August 2024, dass die Behauptung des IOK, die Vorwürfe des Boxverbands IBA gegen Khelif seien Teil einer russischen Desinformationskampagne, offenbar auf keiner überprüfbaren Grundlage beruht.
Auffällig ist, wer sich von der Inszenierung nicht täuschen liess: alternative Medien. Auf Plattformen wie Youtube, Telegram oder Tiktok bezeichneten viele Khelif nie als «Boxerin». Dort, wo Journalisten der grossen Medienhäuser gern «Desinformation» und «Hetze» orten, wurde mitunter schlicht das Offensichtliche ausgesprochen.