Der aktuelle Weltglücksbericht sieht die Skandinavier wieder weit vorne. Die Schweiz büsst mehrere Plätze ein. Und die Deutschen sind ein kleines bisschen zufriedener als im vergangenen Jahr.
«Über das Unglück, ein Grieche zu sein», lautet der Titel eines Büchleins des griechischen Intellektuellen Nikos Dimou. Der Aphorismenband kam 1975 heraus, und glaubt man dem «World Happiness Report 2025», ist es noch immer ein Unglück, Grieche zu sein. Das Land liegt nämlich abgeschlagen auf Rang 81.
Weitaus glücklicher sind die skandinavischen Länder. Die Finnen belegen Platz 1 – zum achten Mal in Folge und wie fast immer, seit der «World Happiness Report» 2012 zum ersten Mal veröffentlicht wurde. Publiziert wird der Bericht jeweils am 20. März, dem internationalen Tag des Glücks. Insgesamt 147 Länder wurden untersucht.
In diesem Jahr folgen die Dänen, die Isländer, die Schweden und die Niederländer auf die Finnen. Erst mit Costa Rica folgt auf Platz 6 ein nichteuropäisches Land, bevor auf Platz 7 die Norweger liegen. Auch Israel, Luxemburg und Mexiko haben es noch in die top 10 geschafft.
Und wie sieht es mit der Schweiz aus? Mit Deutschland oder Österreich?
Die Schweizer, sonst in Rankings zur Lebensqualität mit Spitzenplätzen verwöhnt und 2015 im Weltglücksbericht gar auf Platz 1, sind in diesem Jahr aus den top 10 herausgefallen: Es hat nur für Platz 13 gereicht. Österreich liegt stabil auf Platz 17, Deutschland auf Rang 22. Allerdings kletterte die Bundesrepublik im Jahresvergleich um zwei Plätze nach oben. Die über drei Jahre gemittelte Bewertung der Lebensqualität verbesserte sich in Deutschland auf einer Skala von 0 bis 10 leicht auf 6,75.
Abwärtstrend in der englischsprachigen Welt
Die USA liegen mit Rang 24 auf dem für sie bisher schlechtesten Rang. Die Forscher schreiben dazu, dass die USA, Kanada und andere Länder der englischsprachigen Welt sich in einem generellen Abwärtstrend befänden.
Nun mag man bezweifeln, dass sich das Glück wirklich so quantifizieren lässt, wie es das Ranking tut. Es bewertet Faktoren wie das Gesundheitssystem, das Freiheitsgefühl, das Bruttoinlandprodukt oder die Wahrnehmung von Korruption oder Vertrauen in einer Gesellschaft.
Gute soziale Beziehungen machen glücklich
In der diesjährigen Ausgabe haben die Forscher zudem die Auswirkungen von Fürsorge und Teilen auf das Glücksgefühl der Menschen untersucht: den Nutzen für die Empfänger von Fürsorgeverhalten und den Nutzen für diejenigen, die sich um andere kümmern. Dabei fanden sie heraus, dass das Vertrauen darauf, dass einem die Mitmenschen wohlwollend begegnen, einen sehr viel stärkeren Einfluss auf das eigene Glücksbefinden hat, als man bisher annahm. Und weiter: dass die Menschen in Wirklichkeit viel netter zueinander sind, als sie annehmen.
Dazu machten die Forscher unter anderem ein Experiment. Sie fragten, wie die jeweiligen Einwohner eines Landes darauf vertrauten, dass andere ihnen einen verlorenen Geldbeutel zurückgeben würden. Auch hier vertrauen die Skandinavier ihren Mitmenschen besonders.
«Beim Glück geht es nicht nur um Reichtum oder Wachstum – es geht um Vertrauen, Verbundenheit und die Erkenntnis, dass andere hinter einem stehen», sagt Jon Clifton, der Chef des beteiligten Meinungsforschungsinstituts Gallup. «Menschliches Glück wird von unseren Beziehungen mit anderen angetrieben», sagt die kanadische Sozialpsychologin Lara B. Aknin, eine der Autorinnen der Studie. Es zahle sich aus, in soziale Beziehungen zu investieren, denn das führe ebenso zu grösserer Zufriedenheit wie wohlwollendes Handeln.
Zusammen essen fördert das Wohlbefinden
Ein weiteres Beispiel sind gemeinsame Mahlzeiten. Während die Bewohner einiger Länder fast alle Mahlzeiten mit anderen Menschen teilen, essen die Bewohner anderer Länder fast alle ihre Mahlzeiten allein. Das gemeinsame Speisen sei ein aussergewöhnlich starker Indikator für das subjektive Wohlbefinden, schreiben die Forscher. Es spiele in einer Liga mit Einkommen und Arbeitslosigkeit. Dies gelte für alle Altersgruppen und Geschlechter über alle Länder und Kulturen hinweg.
In Lateinamerika und der Karibik nehmen die Einwohner im Durchschnitt neun Mahlzeiten pro Woche gemeinsam mit anderen ein. In Südasien nehmen die Einwohner dagegen weniger als vier Mahlzeiten pro Woche gemeinsam mit anderen ein. Allerdings gibt es durchaus regionale Ausreisser. In Senegal speisen die Menschen fast zwölfmal pro Woche gemeinsam, auch in Gambia oder Malaysia sind es rund elf gemeinsame Mahlzeiten, und auch die Isländer kommen auf zehn.
Deutschland steht an 91. Stelle, ganz am Ende der Liste stehen Bangladesh und Estland, wo die Einwohner angeben, nur 2,7 Mahlzeiten pro Woche zu teilen. Doch letztlich sind gemeinsame Mahlzeiten nur ein Faktor von vielen, die in die Bewertung einflossen. Wenn ein Land arm und kriegsversehrt oder von Korruption geplagt ist, helfen auch gemeinsame Mahlzeiten nur bedingt, das Land im Glücks-Ranking nach oben zu katapultieren.
Die unglücklichsten Menschen leben laut dem Glücksbarometer übrigens in Afghanistan. Hier wäre das Unglück, ein Grieche zu sein, vielleicht doch ein Glück.