Der Goldpreis eilt von Rekord zu Rekord, Silber gewinnt ebenfalls an Stärke. Platin und Palladium kommen derweil nicht vom Fleck. Was sind die Gründe, und wie geht es mit den Edelmetallpreisen weiter? Plus: «Spot Bitcoin ETF – Fazit nach einem Jahr» und «Gewinnen durch Nichtstun».
US-Präsident Donald Trump sorgt mit Zolldrohungen und Annexionsgelüsten für Nervosität, Deutschland und China öffnen plötzlich die fiskalpolitischen Schleusen, und (unproduktive) Rüstungsausgaben werden allenthalben hochgefahren. Die bis vor kurzem als unverwundbar geltende US-Wirtschaft sendet Abkühlungssignale.
Kein Wunder, macht sich unter Anlegern zunehmend Nervosität breit. Die Verunsicherung spiegelte sich zuletzt in volatileren Aktienmärkten, vor allem aber in einem kräftig steigenden Goldpreis.
Gesuchter sicherer Hafen
Dieser überstieg am 14. März erstmals die Marke von 3000 $ pro Feinunze. Allein seit Jahresbeginn hat sich die Notierung um 14,5% erhöht, und über die vergangenen zwölf Monate hat Gold (+39%) den US-Leitindex S&P 500 (+8,8%) abgehängt. Auch in Franken, Euro oder Pfund notiert der Preis für das Edelmetall auf Rekordhoch.
Anleger schätzen, dass das Metall beständig ist und sein Angebot nur langsam zunimmt. Dem Vermögensverwalter Kopernik zufolge wächst das globale Goldangebot bloss um etwa 2% pro Jahr. Deutlich rasanter wachsen die globalen Schulden.
Wie der vor einer Woche publizierte OECD Global Debt Report illustriert, haben die Industrieländer die Ausgabe von neuen Staatsanleihen in den vergangenen zehn Jahren von 8 auf 15,7 Bio. $ im Jahr 2024 verdoppelt. Für das laufende Jahr sollen die neuen Schulden auf rekordhohe 17 Bio. $ klettern. In den Schwellenländern haben sich die neu ausgegebenen Staatsanleihen von 1,4 Bio. auf 2,8 Bio. $ erhöht.
Ein Ende des Trends ist nicht erkennbar. Damit fragt sich, wer all diese Papiere absorbieren soll und wie es um die Schuldentragbarkeit für die Staaten steht, wenn die Zinsen steigen. Die USA geben schon heute mehr für den Schuldendienst aus als für die Verteidigung. Länder wie Frankreich weisen ebenfalls seit Jahren erhebliche Fiskaldefizite aus – und nun springt auch noch Deutschland auf den Zug auf.
«Volkswirtschaften, die durch eine extreme Verschuldung belastet sind, erreichen unweigerlich einen Punkt, an dem Anleiheninvestoren beginnen, entweder erhöhte Ausfallrisiken oder die Notwendigkeit einer inflationären Politik zum Abbau der Schuldenlast einzupreisen», warnt Tavi Costa vom Vermögensverwalter Crescat Capital.
Nicht wenige Marktteilnehmer befürchten deshalb eine neue Phase der finanziellen Repression, in der die Notenbanken die Leitzinsen stark senken und langfristige Staatsanleihen aufkaufen, um die Renditen am langen Ende der Zinskurve zu drücken. Die jüngste Drosselung des Bilanzabbaus durch die US-Notenbank (Fed) könnte ein erster Hinweis sein. Zudem hat in den USA, der Eurozone und auch in der Schweiz bereits ein neuer Zinssenkungszyklus eingesetzt, was das Halten von Gold wieder attraktiver macht.
Gedankenspiele der Trump-Regierung, wonach ausländische Gläubiger der USA eine Umwandlung ihrer Schuldpapiere in unverzinste Jahrhundertanleihen akzeptieren sollen, sind wenig vertrauensfördernd und lassen Anleger in Vermögenswerte ohne Gegenparteirisiko flüchten.
Notenbanken als gewichtige Käufer
Gold rückte bereits in den Vordergrund, als der Westen die Reserven der russischen Zentralbank nach dem Einmarsch in die Ukraine einfror. Seither machen sich Währungshüter vermehrt Gedanken darüber, wie sie ihre Reserven diversifizieren können.
Insbesondere in den Schwellenländern lässt sich seither ein Umschichten in Gold beobachten, um ihre Abhängigkeit insbesondere vom Dollarsystem zu mindern. So haben die Zentralbanken seit 2022 jedes Jahr mehr als 1000 Tonnen Gold gekauft. Für das laufende Jahr rechnet UBS mit Käufen von 950 bis 1000 Tonnen – wiederum deutlich mehr als der langjährige Durchschnitt von etwas unter 500 Tonnen. Da die Minderung der Abhängigkeit von Dollar-Vermögenswerten ein strategisches Ziel vieler Notenbanken darstellt, ist deren Preissensitivität zudem gering.
Bislang gehörten vor allem Notenbanken aus Schwellenländern wie China, Indien, Polen und der Türkei zu den fleissigen Käufern. Was aber, wenn auch das Fed seine Reserven aufstocken würde? Tavi Costa von Crescat Capital ist überzeugt, «dass die Vereinigten Staaten letztlich eingreifen müssen, indem sie ihre Goldreserven ausbauen, um ein gewisses Mass an fiskalischer und geldpolitischer Disziplin wiederherzustellen, das im Verhältnis zu ihren wachsenden Schuldenverpflichtungen steht».
Behält er recht, dürfte Gold einen beträchtlichen Schub erhalten.
Zögerlicher Zufluss in ETF
Trotz Rekordjagd und Notenbankkäufen hält sich das Interesse der breiten Öffentlichkeit in Grenzen. Zwar liess sich zuletzt wieder ein Zufluss in ETF erkennen, das Ausmass ist indes überschaubar. Vom zyklischen Tief Anfang 2024 bei 80,5 Mio. Unzen haben die vom Datenanbieter Bloomberg erfassten Gold-ETF bis heute lediglich einen Anstieg um rund 6,5 Mio. Unzen erfahren. Das Höchst vom Herbst 2020 bei 111,3 Mio. Unzen, als Gold bei rund 1900 $ notierte, ist noch weit entfernt. Es besteht demnach reichlich Aufholpotenzial.
Starke Geldmengenausweitung
Nach dem rasanten Anstieg dürfte sich mancher Anleger fragen, ob das Edelmetall nicht zu teuer geworden ist. «Nein», sagen die Analysten vom Vermögensverwalter Kopernik. Sie setzen u.a. die US-Goldreserven ins Verhältnis zur Basisgeldmenge und kommen zum Schluss, der Goldpreis sei immer noch zu tief.
So hat das Fed die Geldmenge seit 2008 von 900 Mrd. auf derzeit 5,6 Bio. $ ausgeweitet, was einem jährlichen Wachstum von 12% entspricht. Derweil verharren die offiziellen Goldreserven der USA seit vielen Jahren konstant knapp über 8000 Tonnen.
Trotz rekordhohem Goldpreis erreicht der Golddeckungsgrad derzeit gegen 14%. Der Durchschnitt der vergangenen hundert Jahre betrug rund 42%. «Damit sich dieses Verhältnis wieder normalisiert, muss entweder die Geldmenge drastisch sinken, was angesichts der Verschuldung in den USA extrem unwahrscheinlich ist, oder der Goldpreis muss weiter steigen», schliessen die Kopernik-Strategen.
Golddeckungsgrad in den USA (1918 bis 2023):
Weiterer Aufwärtsdruck wahrscheinlich
Mittlerweile werden auch die Banken optimistischer. Vor kurzem kommunizierte UBS, dass sich der Goldpreis gemäss ihrem Aufwärtsszenario entwickelt, weshalb sie neu mit einem Anstieg auf 3200 $ rechnet. Auch die Zürcher Kantonalbank meint, «der Grundtenor bleibe aufwärts gerichtet». Zum Wochenbeginn hat Rohstoffanalyst Michael Widmer von Bank of America seine Prognose für den Goldpreis auf 3500 $ pro Unze angehoben.
Nach dem zügigen Höhenflug auf über 3000 $ ist eine Verschnaufpause zwar durchaus angezeigt. In einem Umfeld, in dem US-Präsident Trump mit seinen Handelspartnern auf Konfrontationskurs geht, die geopolitischen Spannungen hoch bleiben, die Staatsausgaben in Europa und in China wachsen sowie Konjunktursorgen in den USA aufkommen, dürfte die Nachfrage nach «sicheren Häfen» aber hoch bleiben.
An der Schweizer Börse kotierte ETF
Eine Möglichkeit, von einem steigenden Goldpreis zu profitieren, bieten ETF. An der Schweizer Börse sind u.a. folgende Produkte kotiert:
Gold ist indes nicht das einzige Edelmetall, das Schutz vor adversen Szenarien bietet. Silber, Platin und Palladium weisen ebenfalls monetäre Eigenschaften auf: Sie sind knapp, beständig, fungibel und taugen als Wertaufbewahrungsmittel. Sie finden allerdings grössere Verwendung in der Industrie, was ihr Risiko-Rendite-Profil verändert.
Es kommt Schwung in den Silberpreis
Das zeigt sich exemplarisch bei Silber, das lange nicht vom Fleck kam und auch 2024 hinter Gold zurückblieb. Zuletzt kam aber Dynamik ins Edelmetall. Seit Jahresbeginn resultiert ein Plus von knapp über 15%.
Erfreulich ist, dass sich der Silberpreis über der Marke von 32 bis 33 $ etabliert hat – im vergangenen Jahr erwies sich diese Zone als hartnäckige Obergrenze. Folgt nun ein überzeugender und von grossem Volumen begleitete Bewegung über die bisherige Widerstandszone von 34 bis 35 $, stehen die Aussichten für weitere Avancen gut.
Damit notiert Silber immer noch weit unter dem historischen Höchst von rund 50 $ – berücksichtigt man die Inflation, fällt der Abstand noch grösser aus. Lange hatte Gold zudem die Nase vorn. Das ist ungewöhnlich, denn historisch war Silber eine «High Beta»-Version von Gold: Befand sich Gold in einem Bullenmarkt, verzeichnete Silber kräftigere Avancen, musste im Gegenzug in Bärenmärkten dafür stärker Federn lassen.
Aber Achtung: «Der vergleichsweise flache und weniger liquide Markt von Silber macht es im Vergleich zu Gold volatil», warnt Roukaya Ibrahim, Rohstoffstrategin beim Analysehaus BCA Research.
Im Unterschied zu Gold ist der Anteil der industriellen Nachfrage zudem deutlich höher – rund 70% der Silberproduktion wird industriell genutzt (Gold: 7%), lediglich 30% entfallen auf Schmuck und Investitionen. Begehrt ist Silber unter anderem, weil es ein ausgezeichneter Strom- und Wärmeleiter, aber auch flexibel und korrosionsbeständig ist, weshalb es häufig für Solarpanels und elektronische Komponenten verwendet wird.
Hohe Nachfrage
Seit Jahren ist die Nachfrage robust und übersteigt das Angebot deutlich. Wie Daten des Silver Institute, der Branchenorganisation der Silberproduzenten, zeigen, besteht seit 2021 ein deutlicher Nachfrageüberhang. Allein 2024 belief sich das geschätzte Silberdefizit auf 215 Mio. Unzen. Besserung ist nicht in Sicht.
Einerseits tendiert die Fördermenge der Minen seit rund zehn Jahren leicht nach unten.
Andererseits hat die Nachfrage nach physischem Silber zugenommen. Insbesondere im Bereich der Photovoltaik (sprich: Solarzellen) ist der Bedarf in der vergangenen Dekade in die Höhe geschnellt – von rund 60 Mio. Unzen 2015 auf 230 Mio. Unzen im abgelaufenen Jahr. Und es sieht nicht danach aus, dass der Trend hin zu grünen Energien bald abflaut. Neue Verfahren wie die TOPCon-Technologie benötigen tendenziell sogar mehr Silber pro Solarpanel, so dass der Bedarf hoch bleiben sollte.
Bewertungsvorteil für Silber
Auch die relative Bewertung ist attraktiv. Das Verhältnis von Gold- zu Silberpreis schwankte in den vergangenen fünfzig Jahren zwischen ungefähr 17 und 120 – derzeit erhält man für eine Unze Gold rund 90 Unzen Silber. Das liegt deutlich über dem langfristigen Durchschnitt von knapp unter 60. Sollte der Silberpreis zu diesem Wert zurückkehren (bei gleichzeitig stabilen Goldnotierungen), würde das einen Anstieg um rund 55% auf mehr als 50 $ pro Unze implizieren.
«Aus der Perspektive der geologischen Reichhaltigkeit gibt es 28 Unzen Silber für jede Unze Gold, was viel niedriger ist, als das aktuelle Marktverhältnis impliziert», schreiben die Experten des Vermögensverwalters Kopernik – auch das lässt höhere Notierungen erwarten. Dasselbe gilt, wenn man Silber ins Verhältnis zur Geldmenge setzt.
Der Zinszyklus spricht ebenfalls für das Edelmetall, wie Ronald Stöferle vom Liechtensteiner Vermögensverwalter Incrementum in seinem «In Gold We Trust»-Report aufzeigt. In den 24 Monaten nach der letzten Zinserhöhung des Fed stieg der Silberpreis – mit der Ausnahme der Periode, als die Technologieblase platzte – in der Vergangenheit jeweils deutlich.
Auch punkto Silber warten ETF-Investoren ab. Die von Bloomberg erfassten Silber-ETF halten derzeit etwas mehr als 700 Mio. Unzen, was deutlich unter dem im Februar 2021 erreichten Höchst von 1000 Unzen liegt. Anders als bei Gold liess sich in den vergangenen Wochen keine Belebung erkennen – trotz festem Silberpreis. Kehrt das Interesse der ETF-Anleger zurück, sorgt das für zusätzlichen Rückenwind.
Fruchtbares Umfeld
Marktbeobachter erwarten jedenfalls anhaltenden Aufwärtsdruck. «Der Silberpreis scheint nach oben zu explodieren, da das Angebot sehr knapp und physisches Silber nur schwer zu bekommen ist», meint Heinz Isler, Berater institutioneller Investoren in Genf mit langjähriger Erfahrung im Rohstoffsektor.
Dominic Schnider, Analyst bei der UBS, ist ebenfalls optimistisch: «In unserem Basisszenario, das von einer leichten Erholung der Industrieproduktion ausgeht, dürften Silber und Kupfer besser abschneiden als Gold». Eine ausgeprägtere Verlangsamung des US-Wachstums stelle allerdings ein Risiko dar.
Wer Silber ins Portfolio mischen möchte, hat die Auswahl unter den folgenden an der Schweizer Börse kotierten ETF:
Auch Platin und Palladium mit Potenzial
Kaum vom Fleck gekommen sind die Preise für Platin und Palladium, obwohl auch sie knapp, beständig und valable Wertaufbewahrungsmittel sind.
Bei Platin und Palladium erwies sich die Nachfrageschwäche aus der Industrie als Bremsklotz. Gemäss dem Londoner Analysehaus Capital Economics ist der Automobilsektor für rund 40% der Platin- und sogar für mehr als 80% der Palladiumnachfrage verantwortlich (vor allem für Katalysatoren). Wegen der generellen Flaute im Sektor und der zunehmenden Verbreitung von Elektrofahrzeugen entstand Abwärtsdruck auf die Preise. Massnahmen, wie die gestern angekündigten Zölle auf Autoimporte in die USA, sind ebenfalls wenig hilfreich.
Allerdings zeichnet sich eine Verlangsamung bei der Einführung von Elektrofahrzeugen ab, während sich Hybridfahrzeuge zunehmender Beliebtheit erfreuen. Das dürfte sich positiv auf die Preisentwicklung auswirken, denn Hybridfahrzeuge benötigen z.B. mehr Platin als Elektrofahrzeuge.
Zentrale Rolle Russlands
Gold war zudem lange das einzige Edelmetall, das Zentralbanken als Reserven hielten. Deshalb ist die Ankündigung der russischen Zentralbank vom vergangenen Jahr, ihre Währungsreserven in Platin und Palladium zu diversifizieren, höchst interessant – und auch naheliegend, gehört Russland doch zu den weltweit grössten Produzenten der beiden Metalle. Auch Silber soll erstmals Teil der Reserven werden.
Auf Russland entfallen 40% des weltweiten Palladium-Angebots. Sollte Präsident Trump weitere Sanktionen gegen Russland verhängen, um den Krieg in der Ukraine zu beenden, hätte das spürbare Auswirkungen auf das weltweite Angebot. Das Edelmetall eignet sich deshalb gut, um sich gegen ein solches Szenario zu wappnen. Allerdings befindet sich der Markt derzeit und auf absehbare Zeit in einem Überangebot, was den Preis belastet.
Besser sieht es diesbezüglich bei Platin aus, wo das Angebot nicht mit der Nachfrage mithalten kann. Dem World Platinum Investment Council zufolge betrug die Angebotslücke im vergangenen Jahr 995’000 Unzen, nach 809’000 Unzen im Jahr 2023. Das strukturelle Defizit liess die globalen Platinvorräte auf gerade noch 3 Mio. Unzen schrumpfen. Bei Gold erreichen die Vorräte 5,5 Mrd. Unzen. «Platin ist wesentlich knapper als Gold, bei dem fast das gesamte je geförderte Angebot noch vorhanden ist», sagt der Value-Investor Stefan Rehder.
Markante Unterbewertung
Auch die Analysten von Kopernik bemerken, dass die beiden Edelmetalle seltener sind als Gold. Auf 100 geförderte Unzen Gold kommen bloss 17 Unzen Platin und Palladium. Verschärfend kommt hinzu, dass die Minenproduktion in den vergangenen Jahren zwar weitgehend stabil geblieben, der Erzgehalt aber gesunken ist und die Gesamtkosten weiter gestiegen sind. Das drückt nicht nur die Investitionen, sondern sorgt dafür, dass Minen geschlossen werden. Rehder schätzt, dass sich neue Investitionen erst ab einem Preis von 1500 $ lohnen.
«Und auch wenn der Kurs auf über 1500 $ steigen sollte, dauert es rund 18 bis 24 Monate, bis das schnellst verfügbare Angebot – das aus stillgelegten Minen – zutage gefördert werden kann, von neuen Projekten ganz zu schweigen», sagt er. Rehder geht deshalb davon aus, dass Platin langfristig über 1500 $ klettern könnte.
Kopernik ist noch zuversichtlicher. «Wir gehen davon aus, dass sich beide Metalle dem langfristigen Platin/Gold-Durchschnitt annähern werden, der bei 1:1 liegt», schätzen die Kopernik-Strategen. Die zunehmende Substitution von Platin durch Palladium hat dazu beigetragen, dass sich die Preise für Platin und Palladium seit 2021 angenähert haben. Zu heutigen Preisen würde das eine Verdreifachung des Platin- und Palladiumpreises bedeuten.
Das auffallende Desinteresse der Anleger eröffnet zusätzliches Potenzial. Schliesslich weist Stefan Rehder darauf hin, dass «die Investoren derzeit nur rund 5% der Gesamtnachfrage ausmachen, während es vor ein paar Jahren noch 20% waren.»
Bessere Aussichten für Platin als für Palladium
Weniger Potenzial sieht Giovanni Staunovo von der UBS, aber auch er rechnet mit steigenden Notierungen: «Bis Mitte 2025 sehen wir einen Preis von 1100 $ pro Feinunze als Ziel, gehen aber weiterhin davon aus, dass Platin dem Goldpreis hinterherhinken wird, bis niedrigere Zinsen eine stärkere industrielle Aktivität unterstützen.»
Während bei Platin ein Angebotsdefizit herrscht, rechnet auch Bank of America bei Palladium für die kommenden Jahre mit einem Überschuss, und deshalb leicht fallenden Notierungen bis Ende 2026. Für Platin prognostiziert sie weitgehend stabile Preise. Capital Economics sieht einen Preis von 1150 $ für Platin sowie 1100 $ für Palladium.
An der Schweizer Börse sind folgende ETF auf Platin erhältlich:
Palladium-ETF gibt es deren zwei:
Spot Bitcoin ETF – Fazit nach einem Jahr
Es war eine Zangengeburt, die Einführung von Spot Bitcoin ETF. Allerdings passt das schön in die Geschichte der börsengehandelten Indexfonds (Exchange Traded Funds, ETF) in den USA. Auch der Lancierung des allerersten Vehikels, des SPDR S&P 500 ETF von State Street, der im Januar 1993 ins Leben gerufen wurde, ging ein jahrelanger, mühseliger Prozess voraus. (In Kanada mahlten die Mühlen schneller, so dass es der Toronto Stock Exchange und der Aufsichtsbehörde Ontario Securities Commission gelang, bereits 1990 den weltweit ersten ETF aufzulegen, schön nachzulesen im Buch «Trillions» von Robin Wigglesworth).
Doch vor etwas mehr als einem Jahr war es geschafft. Am 11. Januar 2024 wurden endlich Spot-Bitcoin-ETF in den USA eingeführt – nach einem sich über mehr als eine Dekade hinziehenden regulatorischen Hin-und-Her.
Langwieriger Bewilligungsprozess
Bereits im Juli 2013 wurde der erste Antrag für einen Spot-Bitcoin-ETF (Ticker: COIN) vom Winklevoss Bitcoin Trust eingereicht, wie Andrew M. Hornback und Robert E. Whaley in ihrem soeben im «Financial Analysts Journal» erschienen Artikel mit dem Titel «Spot Bitcoin ETFs: The Struggle Was Worth It» aufzeigen.
Im März 2017 lehnte die US-Börsenaufsicht SEC den Antrag jedoch wegen Bedenken hinsichtlich Betrug und Manipulation auf dem zugrundeliegenden Bitcoin-Markt ab. 2017 versuchte Grayscale, einen Bitcoin-Fonds in einen ETF umzuwandeln, zog den Antrag allerdings wegen «unvorteilhafter regulatorischer Bedingungen» zurück. Im Herbst desselben Jahres unternahm schliesslich der Fondsanbieter ProShares einen Anlauf, einen Long- und einen Short-ETF auf Bitcoin-Futures einzuführen, wurde aber ebenfalls von der SEC gestoppt.
Drei gewichtige Anbieter
ProShares liess sich nicht entmutigen und beantragte daraufhin die Genehmigung nur noch für einen Futures-basierten Long-ETF, der von der SEC schliesslich abgesegnet und am 19. Oktober 2021 ins Leben gerufen wurde.
Damit war der Weg bereit für die Einführung von Spot-Bitcoin-ETF. Denn Grayscale akzeptierte nicht, dass zwar ein Futures-basierter Bitcoin-ETF genehmigt wurde, Spot-Bitcoin aber nicht – und zog den Fall vor Gericht. Dort bekam das Unternehmen Recht, worauf Anfang 2024 gleich zehn Bitcoin-Spot-ETF gleichzeitig lanciert wurden. Es war das erste Mal, dass mehrere ETF auf ein und denselben Vermögenswert gleichzeitig auf den Markt kamen.
Die Einführung von Spot-Bitcoin-ETF war die erfolgreichste in der Geschichte der Branche und zog im ersten Jahr 75 Mrd. $ an Vermögen an. Zu den Anbietern gehören BlackRock (iShares), Grayscale, Fidelity, ARK Invest, Bitwise, VanEck, Valkyrie, Invesco, Franklin Templeton und Wisdom Tree. Interessanterweise verzichtete das Schwergewicht Vanguard bewusst darauf, ebenfalls einen Bitcoin-ETF zu lancieren. Noch ist kein Bitcoin-ETF an der Schweizer Börse kotiert.
Erkenntnisse nach dem ersten Jahr
Welche Erkenntnisse lassen sich ein Jahr nach der Einführung ziehen? Hornback und Whaley nennen u.a. folgende Punkte:
- Die Anleger bevorzugen klar Spot-ETF gegenüber Futures-basierten Alternativen. Das ist nicht überraschend, bringen Futures-basierte ETF doch zusätzliche Rollover-Kosten und Risiken mit sich.
- Die Dreiergruppe BlackRock (iShares, 50,6%), Grayscale (19%) und Fidelity (18,6%) dominiert den Bitcoin-Markt. Mit einem Anteil von etwas über 4% folgt ARK Invest abgeschlagen auf Rang vier.
- Die ETF dieser drei Anbieter weisen auch das höchste Handelsvolumen auf.
- Interessanterweise weist der Grayscale-ETF die mit Abstand höchste Total Expense Ratio aus (1,5%), was rund dem Sechsfachen der Konkurrenz entspricht. Weshalb wechseln die Marktteilnehmer nicht in einen günstigeren ETF? Viele frühe Anleger des Grayscale Bitcoin Trust haben ihre Anteile zu viel niedrigeren Preisen erworben. Der Verkauf dieser Anteile würde zu signifikanten Kapitalertragssteuern führen, was einen Wechsel zur Konkurrenz wenig attraktiv macht.
- Langfristige Anleger bevorzugen offenbar den Valkyrie Bitcoin Fund, während Trader auf den iShares Bitcoin Trust sowie auf den Futures-basierten ProShares Bitcoin Strategy ETF setzen.
- Von den Spot-Bitcoin-ETF übertrafen nur der Grayscale Bitcoin Trust sowie der Fidelity Wise Origin Bitcoin Fund im vergangenen Jahr ihre Benchmarks. Wobei die Performance von Grayscale angesichts der hohen Verwaltungsgebühr von 150 bp ziemlich eindrücklich ist.
- Im Gegensatz dazu blieb der ProShares Bitcoin Strategy ETF deutlich hinter seinen angenommenen Benchmarks zurück, was gemäss den Autoren die Ineffizienzen seiner Replikationsstrategie verdeutlicht.
Freilich ist ein Jahr ein zu kurze Zeit, um eine definitive Einschätzung zu Bitcoin-ETF abgeben zu können – auch in den kommenden Jahren wird es zu Veränderungen in der Anlagelandschaft kommen. Spannend sind die Erkenntnisse allemal.
Grafik des Monats: Gewinnen durch Nichtstun
Der Index- und Datenanbieter S&P Global hat wieder einmal Noten an aktive Fondsmanager verteilt. Und heuer fällt das Zeugnis für in Europa domizilierte Fonds besonders schlecht aus.
In der Kategorie «Global Equity» – das ist die gemäss Kapitalisierung und Anzahl der Fonds grösste Fondskategorie auf dem Alten Kontinent – war das Ausmass der Underperformance gegenüber einer passiven Strategie eklatant: 91% der aktiven und in Euro denominierten Fonds blieben im vergangenen Jahr hinter dem Vergleichsindex, dem S&P World Index, zurück. Das ist natürlich ein extremes Resultat.
Passive Strategien sind überlegen
Ein Blick zurück zeigt jedoch, dass die aktiven Manager in jedem Jahr seit 2013 in mehr als 50% der Fälle hinter dem Vergleichsindex zurückbleiben. Werte über 80% sind zudem keine Seltenheit. Zudem wird jeweils nur die Performance über ein Jahr gezeigt – mit zunehmendem Zeithorizont erhöht sich die Wahrscheinlichkeit nochmals, dass passive Anleger besser abschneiden als aktive.
Dasselbe Bild in den USA
Auf der anderen Seite des Atlantiks sah das Resultat für das vergangene Jahr zwar besser aus. «Nur» 65% aller aktiven Large-Cap-US-Aktienfonds blieben hinter dem Leitindex S&P 500 zurück. Das ist allerdings schlechter als die 60%, die im Jahr 2023 beobachtet wurden, und liegt leicht über dem langfristigen Durchschnitt von 64%. Auch das ist kein Grund zum Feiern, zumal die Chance auf eine Mehrrendite mit zunehmender Dauer ebenfalls schrumpft.
Fondsmanager werden nicht müde, ihre höheren Verwaltungsgebühren mit einer besseren Performance zu begründen. Schliesslich können sie flexibel und rasch reagieren, wenn sich die Marktlage verändert, heisst es jeweils. Dabei kommt es aber oft zu Portfolioumschichtungen, um den Kunden zu zeigen, «dass man etwas macht». Oft wäre es aber besser, nichts zu tun (und vor allem keine Zusatzkosten zu generieren).
Kurzum: Passive ETF bleiben weiterhin die erste Wahl für Privatanleger. Natürlich könnte sich das Blatt 2025 wenden. Die Wahrscheinlichkeit spricht allerdings dagegen.