Der Goldpreis hat in diesem Jahr knapp 25 Prozent an Wert gewonnen. Langfristig gesehen sichert das Edelmetall Anlageportfolios gegen Verluste in Krisenzeiten ab. Die Erträge lassen aber zu wünschen übrig.
Der Goldpreis erklimmt Rekord um Rekord. Am Montag hat er einen Höchststand von 2582 Dollar pro Unze erreicht und damit seit Jahresbeginn um rund 25 Prozent zugelegt. Als jüngster Treiber für den Goldpreis gelten die Erwartungen der Finanzmarktteilnehmer, dass die US-Notenbank Federal Reserve am Mittwoch die Leitzinsen senken wird – und dass weitere Zinssenkungen folgen, auch von anderen Zentralbanken.
Niedrigere Zinsen machen Gold für Investoren interessanter, denn das Edelmetall wirft weder Zinsen noch Dividenden ab und wird dann im Vergleich mit anderen Anlagen attraktiver. Auch die Goldkäufe von Zentralbanken aus Schwellenländern gelten als wichtiger Faktor für den massiven Preisanstieg.
Gold als «Krisenwährung»
Dieser hat indessen auch mit dem Ruf von Gold als «Krisenwährung» zu tun. Gerade bei Sparern und Privatanlegern sind die schwierige geopolitische Lage sowie die Furcht vor hoher Inflation wichtige Faktoren für den Kauf von Gold. Kurzfristig gesehen hat sich dies ausgezahlt, wie die Höchststände bei dem Edelmetall zeigen. Auf Dauer ist zu viel Angst aber im Allgemeinen ein schlechter Ratgeber – auch bei der Geldanlage.
So lassen die langfristigen Renditen von Gold zu wünschen übrig. Im Zeitraum zwischen Januar 1975 und Juni 2023 hat das Edelmetall nach Abzug der Inflation einen Ertrag von 1,2 Prozent pro Jahr erzielt, wie Daten des Finanzdienstleisters VZ Vermögenszentrum zeigen. Der Welt-Aktienindex MSCI World erreichte in derselben Periode eine Rendite von 6,8 Prozent pro Jahr. Zudem sind die Schwankungen des Goldpreises ähnlich hoch wie diejenigen bei Aktien.
Nicht wenige Anleger kaufen Gold in physischer Form zur Vorsorge gegen eine grosse Krise. Dies hat einen Edelmetallhändler schon vor Jahren auf die Idee gebracht, einen Goldbarren anzubieten, den man wie eine Tafel Schokolade in einzelne 1-Gramm-Stücke aufbrechen kann – auch für den Fall, dass das Edelmetall in Zukunft «zu einem Tauschmittel neben den offiziellen Zahlungsmitteln würde».
Hier muss die Frage erlaubt sein, ob man sich mit Gold wirklich für die Apokalypse wappnen kann – oder ob der Anbieter hier nicht mit der Angst der Anleger Geld verdienen will. «Gold kann man nicht essen», lautet ein Argument, das darauf hindeuten soll, dass man kurz vor dem Weltuntergang bei der Suche nach Nahrung möglicherweise ein schlechtes Geschäft macht, wenn man Gold gegen einen Laib Brot tauschen muss. Dies gilt selbst dann, wenn man den Tafelbarren gekauft hat und ein 1-Gramm-Stück daraus herausbricht.
Schutz für das Vermögen
Ein Anlageexperte geht noch deutlich weiter. «Wenn eine solch grosse Krise kommt, dass man das Gold tatsächlich zum Bezahlen braucht, sollte man zum Vermögensschutz wohl besser in ein Gewehr und ordentlich Munition investieren», sagt er scherzhaft.
Doch dabei handelt es sich um eine Diskussion über ein Extremszenario. Nicht unrealistisch ist, dass das auf ungedecktem Geld basierende Finanzsystem eines Tages ins Schlittern gerät. Die Entwicklungen der vergangenen Jahrzehnte rücken es in kein gutes Licht. Die Zentralbanken haben Krisen mit Geldschwemmen bekämpft und so die Zinsen nach unten gedrückt, Marktbereinigungen verhindert und Finanzblasen geschaffen, die dann wieder platzten.
Einen Goldanteil von drei bis fünf Prozent im Anlageportfolio halten viele Finanzberater folglich für angemessen. Das Edelmetall hat in der Vergangenheit in zahlreichen schwierigen Perioden an den Finanzmärkten gezeigt, dass es Portfolios gegen Krisen und Inflation absichert. Befürworter von Gold als Geldanlage verweisen so zu Recht auf die jahrtausendealte Funktion des Edelmetalls als Wertspeicher. So dürfte das Edelmetall trotz seinem hohen Preis auch in Zukunft gefragt sein.