Leverkusen trotzt dem Aussenseiter in Unterzahl und gewinnt den DFB-Cup-Final 1:0. Kaiserslauterns scheidender Coach fühlt sich mit 70 Jahren jung genug für eine weitere Station.
Einen ganz entscheidenden Moment hatte Friedhelm Funkel gar nicht mitbekommen nach jenem Spiel, von dem es hiess, es sei sein letztes als Trainer einer Profimannschaft: Nachdem sein Team den DFB-Cup-Final gegen Bayer Leverkusen 0:1 verloren hatte, war der Applaus von den Rängen für den 70-Jährigen gewaltig. Von den Anhängern seiner Kaiserslauterer, aber auch vom Gegner, von Leverkusen, nunmehr Gewinner des Doubles.
Als Funkel spät in der Nacht an der Pressekonferenz davon erfuhr, sagte er: «Ich habe es leider nicht gehört, aber ich freue mich total darüber. Das habe ich nicht erwartet. Das ist unfassbar schön. Das macht meine Freude über diesen Final noch grösser.»
Das letzte Wort ist nicht gesprochen
Kann sich ein Trainer, der während Jahrzehnten im deutschen Fussball solide seinen Dienst versehen hat, einen besseren Auftritt auf grosser Bühne wünschen, als von 75 000 Zuschauern in einem Cup-Final gefeiert zu werden? Friedhelm Funkel, der Coach des einst so grossen 1. FC Kaiserslautern, ist gewiss kein sentimentaler Mann. Aber er wirkte geradezu gerührt – und das, obwohl die wegen einer roten Karte dezimierten Leverkusener durch einen wunderschönen Distanzschuss von Granit Xhaka einen Triumph des äusserst engagiert auftretenden Aussenseiters vereitelten.
Nun haben sie ihn also in den Ruhestand verabschiedet. Doch auch wenn lange vom Ende einer grossen Karriere gesprochen wurde: Es ist noch längst nicht das allerletzte Wort gesprochen. Zu oft hat sich Funkels Rückzug als ein temporärer Schritt erwiesen, der Ruhestand bloss als vorläufig. Und anders als bei manchen Engagements zuvor sprach Funkel sogar relativ offen darüber, dass ihn die ein oder andere Mission noch einmal locken könnte.
Zu begehrt sind die einzigartigen Fähigkeiten des Routiniers, dessen Engagement beinahe eine Garantie für den Klassenerhalt darstellt: Kaiserslautern übernahm er im Februar, neben dem Verbleib in Liga zwei legte er auch noch den Einzug in das Cup-Endspiel hin. Funkel selber will gar nichts ausschliessen: «Ich hätte Bock.»
Funkel ist kein gewöhnlicher Trainer, sondern längst eine Ikone. Er erinnert eher an einen reisenden Medizinmann, auf dessen Arznei stets vertraut wird. Köln, Düsseldorf, und nun Kaiserslautern: Die bodenständige Art des Rheinländers schafft Vertrauen, das nötig ist, um jene Reserven freizusetzen, die am Ende zum Gelingen beitragen.
Funkels Dienste sind begehrt
Liebend gern hätten die aus der Bundesliga abgestiegenen Kölner erneut auf seine Dienste zurückgegriffen, wäre Funkel in Kaiserslautern nicht bereits engagiert gewesen. Dort wird ihm nicht nur die Rettung im Abstiegskampf zugutegehalten, sondern mit dem Cup-Final auch die grösste Sause, die die Pfälzer seit mittlerweile Jahrzehnten erlebten.
Zur Popularität des mitunter etwas mürrisch dreinblickenden, aber stets freundlichen Fussballlehrers trägt ebenso bei, dass er niemals schlecht über die Konkurrenten redet. Den Trainer des Finalgegners, Xabi Alonso, bedachte Funkel mit allerhöchstem Lob, und das will bei jemandem wie ihm, der nun wirklich gegen jeden angetreten ist, der in den letzten Jahrzehnten im deutschen Fussball unterwegs war, etwas heissen: «So einen Kollegen wie ihn habe ich noch nie erlebt. Es ist einzigartig, wie er mit allen Menschen umgeht und wie man nur Gutes von ihm hört. Das ist Wahnsinn.»