Essengehen auf hohem Niveau ist teuer und wird immer teuer bleiben. Doch manche Restaurants bieten spezielle Speisenfolgen für den Nachwuchs an oder Menus für alle, die einen Küchenstil erst einmal kennenlernen wollen.
Um die 200 Franken muss jener Gast oft zahlen, der in einem der sogenannten Sternerestaurants tafelt – und das nur fürs Essen. Rechnet er Getränke und Trinkgeld hinzu, stellt so mancher neugierige Junggourmet fest, dass er sich dieses Vergnügen nicht häufig oder vielleicht gar nicht leisten kann. Für zwei Personen sind nämlich schnell 500, 600 oder gar deutlich mehr Franken ausgegeben.
Um auch den Nachwuchs ohne gut gefülltes Konto zu gewinnen oder einfach den bisweilen umsatzschwachen Mittag unter der Woche auszulasten, lassen sich manche Restaurants daher etwas einfallen. Sie nennen es Kennenlernmenu, Menu Jeunes oder Amuse-Bouche-Menu, vielleicht auch einfach nur Business-Lunch. Und sie setzen darauf, dass all jene, die von derartigen Schnäppchen überzeugt wurden, später auch zum teureren Normalmenu wiederkommen.
Angebote für junge Gourmets
Wer sich nach Restaurants umschaut, die sich explizit an den Nachwuchs wenden, wird in vielen Lokalen der Schweiz leider nicht fündig werden. Zu aufwendig sei das, sagen viele Gastronomen unter der Hand und verweisen darauf, dass man keine grosse Lust habe, Ausweise zu kontrollieren. Andere geben zu, aus Prinzip skeptisch zu sein, ob der Werbeeffekt eintritt.
Auch in Deutschland ist diese gastronomische Angebotsvariante rar. Immerhin wendet sich das mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnete Münchner «Tantris», eines der legendärsten Lokale der Republik, explizit an alle Menschen unter 35. Mittags kostet das Menu Jeunes 130 Euro für drei Gänge samt passenden Weinen, Apéritif und Kaffee, abends 200 für vier Gänge plus Getränke. Doch Achtung: Es stehen lediglich begrenzte Kontingente zur Verfügung.
Jugendmenus findet man auch anderswo auf dem Kontinent – etwa in Norwegen, wo das Osloer Restaurant «Mon Oncle» ein Menu Jeunes für alle anbietet, die das 30. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Drei Gänge zu 800 Kronen, also 67 Franken, das ist angesichts der hohen Kosten in Skandinavien tatsächlich geschenkt.
Richtig aus dem Vollen schöpfen können die jungen Französinnen und Franzosen, denn gleich jenseits der Schweizer Grenze existiert seit Jahren ein Faible für «formules jeunes». Das berühmte «Buerehiesel» hat eine der attraktivsten Offerten (105 Euro mit Getränken), im legendären Pariser «Lucas Carton» (150 Euro) kann sich der Nachwuchs ebenfalls auf erschwingliche Weise verköstigen. Elsass-Fans können sich sogar eine Liste aller Betriebe der Region anschauen, die auf Sterneniveau Sondertarife bieten.
Kennenlernmenus und Schnäppchen unter der Woche
An Rabatten und Schnäppchen sind natürlich nicht nur die Jugendlichen und Fast-noch-Jugendlichen interessiert, sondern auch reifere Gourmets. Manche Gastronominnen und Gastronomen beschränken deshalb das Alter nicht, sondern bieten (immer oder an den umsatzschwachen Tagen) ein sogenanntes Kennenlernmenu an. Das Gasthaus «zum Brunnen» in Fraubrunnen hat eines im Repertoire (89 Franken für vier Gänge), und der Gasthof «zum goldenen Hirschen» im österreichischen Gmunden wirbt fürs Dienstag-Kennenlernmenu zu 60 Euro samt Apéro.
Andere Betriebe indes verstecken ihre Spezialangebote ein bisschen. Vielleicht auch deshalb, weil bei manchen Gastronomen der Eindruck vorherrscht, dass Rabatte auf einen schlechten Umsatz hindeuten. Man muss also auf der Website des Drei-Sterne-Restaurants «Aqua» im deutschen Wolfsburg eine Weile suchen, bis man aufs sogenannte Champagnerlaune-Arrangement stösst: vier Gänge, Wasser und immerhin eine halbe Flasche Champagner zu 230 Euro pro Person – allerdings nur mittwochs und donnerstags nach Verfügbarkeit.
Das Amuse-Bouche-Menu und der Business-Lunch
Zu den spannendsten Angeboten in der Gastronomie gehört auch das Amuse-Bouche-Menu. Erfunden hat es der deutsche Koch Dieter Müller, der allerdings nur noch auf Events, bei Kochkursen und als Juror auftritt. Schade, dass sich seine Idee, mehrere Spezialitäten der Küche in Kleinportionen zusammenzustellen, nicht durchsetzen konnte. Heute ist Heiko Nieder im «Dolder» einer der ganz wenigen Köche weltweit, die das Amuse-Bouche-Menu (es kostet zurzeit 140 Franken und ist lediglich mittags erhältlich) pflegen. Im «Canova» in Bremen gibt es immerhin bisweilen noch einen Amuse-Bouche-Abend. Sonst indes verdiente diese Idee dringend eine Renaissance.
Preisbewussten Essern bleibt darüber hinaus lediglich noch die Möglichkeit, auf Business- oder Schnell-Menus auszuweichen. Die existieren tatsächlich landauf, landab, wenngleich lediglich am Mittag. Tanja Grandits hat in Basel eines für sympathische 99 Euro (drei Gänge) im Angebot – auch eine Form der Achtsamkeit. Das dreifach besternte «Hôtel de Ville» in Crissier wiederum serviert Dienstag bis Freitag ein Menu zu 260 Franken, das in unter zwei Stunden serviert werden kann – und im «Sternen» in Walchwil kosten drei Mittagsgänge ultrafaire 67 Franken.