Die wichtigsten Statistiken zum diesjährigen Übertritt in die Zürcher Gymnasien.
Die Hälfte ist umsonst gekommen.
Wer dieses Jahr in Zürich von der Primarschule ins Langzeitgymnasium wechseln wollte, musste sich gegen starke Konkurrenz durchsetzen. Rund 4500 Kinder traten an, nur 2300 bestanden.
Beim Sprung ins Kurzzeitgymnasium nach der zweiten Sekundarstufe wurde gar noch härter gesiebt: Nur etwas mehr als ein Drittel der 2500 Kandidatinnen und Kandidaten bestand dort die Prüfung.
Wer bildungsmässig nach oben will, muss untendurch. Das zeigen einmal mehr die neusten Statistiken zur Zentralen Aufnahmeprüfung (ZAP) im Kanton Zürich. Die Aufnahmequoten liegen gemäss den Statistiken im langjährigen Schnitt. Das strenge Selektionsverfahren hat sich laut den Verantwortlichen bewährt.
Das laufende ist das zweite Jahr unter einem neuen Prüfungsregime. Darunter braucht man eine 4,75 statt eine 4,5, um zu bestehen. Für die Sekundarschülerinnen und -schüler wurde zudem die Möglichkeit einer mündlichen Nachprüfung für knappe Fälle abgeschafft, so wie das bei den Primarschülerinnen und -schülern schon 2012 geschah.
Die neuen Resultate zeigten: «Das System ist stabil, es funktioniert.» Das sagt Niklaus Schatzmann, der Leiter des kantonalen Mittelschul- und Berufsbildungsamts, der NZZ. «Wir wissen, wer sich im Gymnasium bewähren kann, und haben die Schwierigkeit der Prüfung so angesetzt, dass sie diese Leute auswählt.»
Es ist indessen ein offenes Geheimnis, dass es für den Übertritt in die Zürcher Gymnasien eine inoffizielle Quote gibt. Seit Jahren dürfen 15 Prozent nach der sechsten Klasse ins Gymnasium übertreten. So ist es auch dieses Jahr: 14,8 Prozent aller Sechstklässlerinnen und Sechstklässler haben die Prüfung bestanden.
Auch die Aussage der Verantwortlichen zu dieser bemerkenswerten Konstanz ist stets dieselbe. Schatzmann: «Die Leistungsfähigkeit in der Bevölkerung ist stabil – und so ist es auch der Anteil derjenigen, die bestehen.» Er hebt zudem positiv hervor, dass die Anzahl Geprüfte gemessen am Bevölkerungswachstum insgesamt stabil bleibt.
«In den städtischen Akademikerzentren ist viel die Rede von dem Druck, die Kinder ans Gymnasium zu bringen», sagt Schatzmann. «Unsere Zahlen zeigen aber: Kantonsweit hat er nicht zugenommen.»
Wo mehr antreten, wird weniger gesiebt
Was der Blick auf die Resultate allerdings auch zeigt: wie gross die Unterschiede beim Gymi-Übertritt zwischen den Regionen sind.
Aus dem Bezirk Meilen, jenem der reichen Goldküste, kann jeder fünfte Primarschüler, jede fünfte Primarschülerin ans Gymnasium. Ähnlich ist es in der Akademiker-lastigen Stadt Zürich.
Ganz anders ist es dagegen in ländlichen und weniger vermögenden Gegenden des Kantons: In Bezirken wie Hinwil, Andelfingen oder Dielsdorf schaffen weniger als jeder und jede Zehnte den Sprung ans Gymnasium.
Bemerkenswert ist, dass nicht nur die Erfolgsquote stark variiert, sondern auch der Anteil der Schülerinnen und Schüler, die sich überhaupt an die Gymiprüfung heranwagen. Wo mehr Primarschülerinnen und -schüler es versuchen, haben auch mehr Erfolg: Das zeigen die kantonalen Zahlen glasklar.
Das bedeutet: In Bezirken mit besonders vielen Anwärterinnen und Anwärtern wird nicht besonders stark gesiebt, sondern es werden mehr Kinder an die Gymnasien geschickt.
Gymi schlägt Berufsmatur
Der Amtschef Schatzmann beobachtet, dass die Beliebtheit des zweiten Wegs zur Matur – der Berufsmaturität während oder nach der Lehre – vor allem ausserhalb der Akademiker-lastigen Ballungszentren steigt. «Dort ist die Wertschätzung für diese Alternativen hoch, und das freut uns.»
Es sei ein erklärtes Ziel des Kantons, diese Form des Maturitätsabschlusses zu stärken – «numerisch, aber auch was das Prestige angeht», sagt Schatzmann. Die Zeit, glaubt er, arbeite dabei für dieses Ziel: «Es kommt gerade jene Generation ins Elternalter, die selbst über die ausgebaute Möglichkeit dieses Bildungswegs verfügt hat.»
Wer Eltern habe, die via Berufsmatur und Fachhochschule erfolgreich Karriere gemacht hätten, werde auch selbst eher diesen Weg beschreiten, so ist Schatzmann überzeugt.
Blickt man auf die Zahlen, ist die Berufsmaturität allerdings immer noch von begrenzter Beliebtheit. Von sämtlichen Aufnahmeprüfungen an Maturitätsschulen, die im laufenden Schuljahr abgelegt wurden, entfällt nur gut ein Fünftel auf die Berufsmaturitätsschulen.
Fast 60 Prozent der Geprüften wollen an ein Gymnasium, während der Rest eine Handels- oder Fachmittelschule anstrebt. Eine markante Zunahme bei der Beliebtheit der Berufsmatur ist nicht zu erkennen.
Erfolg bei der Probezeit
Ein anderes Ziel hat der Kanton dafür erreicht: Er konnte den Anteil der Gymi-Austritte während der Probezeit senken. Diese waren jahrelang ein Sorgenkind der Schulbehörden. Zwischen 2006 und 2016 war die Austrittsquote konstant hoch, an Kurzzeitgymnasien gar steigend. Über 20 Prozent betrug sie dort in einzelnen Jahren.
Nun sinkt sie seit Jahren. Beim Langzeitgymnasium ist sie auf 8 Prozent gesunken – vor acht Jahren war es noch mehr als das Doppelte. Auch im Kurzzeitgymnasium fliegt nur noch rund jeder und jede Zehnte aus der Probezeit.
Die Gründe für diesen Trend sind laut dem Kanton vielfältig: eine Verlängerung der Probezeit auf ein halbes Jahr, mehr Unterstützungsmassnahmen für schwache Schülerinnen und Schüler. Gerade Schulen, in deren Einzugsgebiet mehr Tiefverdiener und Fremdsprachige wohnen, verzeichneten laut einer Studie der Universität Zürich von 2017 damals schlechtere Probezeitergebnisse.
Die sinkende Austrittsquote zeigt laut der Bildungsdirektion ausserdem, «dass die ZAP ein gutes Instrument zur Vorhersage des Erfolgs der Schülerinnen und Schüler in der Probezeit ist».
Oder in anderen Worten: Es wird bei der Prüfung so streng gesiebt, dass, wer einmal drinnen ist, auch eher drinnen bleibt.