In England wird ein Buch versteigert, in Buenos Aires werden Poster verkauft – wie sich zwei Nachlässe unverhofft als Verkaufsschlager entpuppten.
Harry Potter hat bei den Sachen gelegen, die für den Mülleimer bestimmt waren. Zuoberst, immerhin. Diego Maradona wurde jahrelang aufgestellt, um Geschirr und Fisch zu umspielen. Der Zauberlehrling hätte in Form einer seltenen Erstausgabe weggeworfen werden sollen, der Fussballzauberer diente in Form von seltenen Postern als Wickelpapier. Beide sind von Kennern entdeckt worden – und bringen ihren Entdeckern nun viel Geld ein.
Das verschmähte Buch von Harry Potter ist am Samstag für umgerechnet 25 000 Euro bei NLB Auctions im englischen Paignton versteigert worden. Das berichtet die BBC. Demnach sagte der Leiter des Auktionshauses, Daniel Pearce, der Preis sei «ein absolut grossartiges Ergebnis für eine gebundene Erstausgabe».
«Das ist unser grösster Fund»
Pearce selbst hatte das Buch Anfang des Jahres im Nachlass eines verstorbenen Mannes aus dem Badeort Brixham entdeckt. Zwanzig Jahre lang hatte «Der Stein der Weisen» dort unbeachtet in einem Regal gelegen. «Das ist unser grösster Fund», sagte Pearce. Die Familie des Verstorbenen sei hocherfreut, den Gewinn könne sie gut gebrauchen. Laut dem Auktionator ist das Buch Teil einer ersten, winzigen Auflage des späteren Bestsellers. Bis heute sind vom «Stein der Weisen» mehr als 120 Millionen Exemplare verkauft worden, der Auftakt-Band der Harry-Potter-Reihe zählt zu den meistverkauften Büchern der Welt.
25 years ago today, I saw Harry Potter and the Philosopher’s Stone in a bookstore (Waterstones, Prince’s Street, Edinburgh) for the very first time. It was one of the best moments of my life. Thank you, @BloomsburyBooks, for taking a chance on a total unknown. 1/2 pic.twitter.com/yPwaqPbvie
— J.K. Rowling (@jk_rowling) June 26, 2022
Doch 1997, als die damalige Sozialhilfeempfängerin Joanne K. Rowling ihr erstes Buch veröffentlichte, kamen davon nur etwas mehr als 5000 Exemplare in den britischen Handel. Weitere 500 Stück wurden als Hardcover gedruckt, von denen 300 für Bibliotheken bestimmt waren. Statt ihrer vollen Vornamen erschienen auf dem Cover nur Rowlings Initialen J. K. – weil der Verlag glaubte, dass Jungs keine Bücher von Frauen lesen würden. Einige davon wiesen zudem einen Schreibfehler auf: Beim Originaltitel «Harry Potter and the Philosopher’s Stone» fehlte ein «o».
Das bemerkte Daniel Pearce, als er die für den Müll bestimmten Bücher durchschaute und das bunt bedruckte Hardcover in den Händen hielt. «Normalerweise kommen diese Exemplare angeschlagen und mit beschädigten Buchrücken auf den Markt», sagte Pearce der BBC. Doch dieses Exemplar sei eines der für Bibliotheken bestimmten Exemplare und in einem grossartigen Zustand gewesen. Ursprünglich hatte er mit dem doppelten Verkaufserlös gerechnet, doch auch die nun erzielten 21 000 Pfund seien ein wirklich gutes Ergebnis.
Maradona als Fischverpackung
Auf der anderen Seite der Welt, in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires, profitieren die früheren Besitzer nicht von einem Glücksfund. Auch dieser hat mit einem Zauberer zu tun. Bloss trug er seine Magie in seinen Füssen statt in einem Zauberstab.
Diego Armando Maradona gilt als einer der besten Fussballer der Geschichte und wird in seinem Heimatland Argentinien als kultiger Nationalheld verehrt. Einer älteren, allein lebenden Dame aber blieb Maradonas Heldenepos offenbar unbekannt. Sie hatte ihr Haus verkauft und unzählige Poster mit einem besonderen Motiv Maradonas im Keller liegen lassen. Zuvor soll sie die Poster benutzt haben, um ihr Geschirr darin einzuwickeln – oder sogar Fisch. So berichtet es die «Süddeutsche Zeitung».
Demnach zeigen die verschmähten Poster den jungen Maradona im Jahr 1981, als er noch eine Art Fussballzauberlehrling beim argentinischen Traditionsklub Boca Juniors war. Der spätere Weltfussballer ist zu sehen, wie er seine Arme in die Hüften stemmt, mit wallender Mähne, minimalistischen Shorts und blau-gelbem Trikot vor einem orangen Hintergrund.
Nachdem diese Poster von der ursprünglichen Besitzerin liegen gelassen worden waren, bot die Hauskäuferin die Helden-Plakate einem Strassenverkäufer in Buenos Aires an. Er wisse nicht, wie die alte Dame an die Poster gekommen sei, erzählte der Strassenverkäufer der «Süddeutschen Zeitung». Er wollte auch nicht preisgeben, wie viel er der Hauskäuferin für ihren Kellerfund bezahlt hat. Nur, dass er schätzungsweise 4000 Poster an sich nahm.
Die verkauft er seitdem an seinem Stand auf der Calle Florida, einer berühmten Einkaufsmeile in Argentiniens Hauptstadt. Zehn Dollar verlangt er für ein Poster des frühen Fussballzauberlehrlings. Macht angesichts der grossen Menge einen hübschen Verdienst. Allerdings auch einen endlichen: Rund 200 Poster hat der Strassenverkäufer laut eigener Aussage noch übrig.