Die Schweizer Versicherer Helvetia und Baloise planen, sich zusammenzuschliessen. Das Kosten-Sparpotenzial ist beträchtlich.
Die Versicherer Helvetia und Baloise haben angekündigt, sich zusammenzuschliessen. Dadurch würde die zweitgrösste Versicherungsgruppe der Schweiz entstehen. Laut Angaben der beiden Unternehmen hätte diese einen Anteil von rund 20 Prozent am Schweizer Versicherungsmarkt. In Europa wäre das fusionierte Unternehmen unter den grössten Zehn.
Europäischer Versicherer mit starken Schweizer Wurzeln
Das neue Unternehmen soll den Namen «Helvetia Baloise Holding AG» tragen. Es handle sich um einen Zusammenschluss unter Gleichen, teilten die beiden Unternehmen mit, einen sogenannten «Merger of Equals». Helvetia und Baloise sind strategisch ähnlich ausgerichtet. Die Fusion soll mittels eines Aktientausches erfolgen, Baloise wird dabei in Helvetia fusioniert und für eine Baloise-Aktie sollen die Aktionäre 1,0119 Helvetia-Aktien erhalten.
Die Transaktion soll im vierten Quartal dieses Jahres vollzogen werden. Für den 23. Mai dieses Jahres sind bei beiden Unternehmen ausserordentliche Generalversammlungen geplant, an denen die Aktionäre der Fusion zustimmen sollen. Die Patria Genossenschaft, mit einem Anteil von 34,1 Prozent der grösste Aktionär von Helvetia, hat bereits angekündigt, der Fusion zuzustimmen.
Verwaltungsratspräsident der neuen Gruppe wird Thomas von Planta, der bisherige Verwaltungsratspräsident der Baloise. Der Konzernchef der neuen Gruppe soll Fabian Rupprecht, der amtierende CEO der Helvetia, werden. Als Hauptsitz der neuen Gruppe ist Basel vorgesehen.
Die beiden Versicherer sind Schweizer Traditionsunternehmen. Helvetia wurde 1858 gegründet. Die Vorgänger-Gesellschaft von Baloise, die Basler Versicherungs-Gesellschaft gegen Feuerschaden, entstand im Jahr 1863.
Das fusionierte Unternehmen wäre der grösste Arbeitgeber im Schweizer Versicherungssektor. Insgesamt werde die Gruppe mehr als 22 000 Mitarbeitende haben, hiess es in der Mitteilung. Das Unternehmen wäre neben der Schweiz auch in Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Belgien, Österreich und Luxemburg aktiv. Es gehe darum, einen führenden europäischen Versicherer mit starken Schweizer Wurzeln aufzubauen, hiess es weiter.
Kosteneinsparungen beim Personal durch die Fusion
Allerdings droht durch die Fusion ein Stellenabbau. Der Zusammenschluss hätte einen deutlichen Kostenabbau von jährlichen 350 Millionen Franken vor Steuern zur Folge. Zur Höhe des Stellenabbaus machte Rupprecht an der Medienkonferenz am Dienstagmorgen keine genauen Angaben. Es werde beim Personal Überschneidungen geben, es sei aber noch zu früh, konkrete Zahlen zu nennen, zumal der Fusionsvertrag erst an diesem Wochenende unterschrieben worden sei. Der Stellenabbau werde sich aber über mehrere Jahre hinweg verteilen. Dabei werde auch die natürliche Fluktuation eine Rolle spielen.
Die Börse reagierte zunächst positiv auf die Ankündigung der Fusion. Die Aktien von Baloise legten am Dienstagmorgen um 3,5 Prozent zu, die von Helvetia um 4,5 Prozent. Diese Fusion komme nach den diversen Marktspekulationen der letzten Monate nicht ganz überraschend, schrieb die Zürcher Kantonalbank (ZKB) in einem Bericht. Die neue Gruppe werde ein wichtiger Wettbewerber sein, wovon die Aktionäre mit besseren Finanzkennzahlen profitieren könnten.
Druck auf Baloise durch Cevian
Gerüchte um einen möglichen Zusammenschluss der beiden Versicherer gab es schon länger. Fahrt nahmen sie auf, seit der aktivistische Investor Cevian im Frühjahr 2024 beim Basler Versicherer eingestiegen war und dessen Rentabilität kritisierte. Cevian forderte unter anderem den Rückzug von Baloise aus dem deutschen Markt. Auch brauche es für die konzerneigene Bank eine Lösung, da diese eine der höchsten Kostenquoten aller Banken in der Schweiz habe. Die Profitabilität der Baloise liege 50 Prozent unter dem Branchendurchschnitt, hatte Cevian-Chef Lars Förberg Ende Februar dieses Jahres in einem Interview mit der NZZ am Sonntag gesagt.
Offiziell kommentieren will Cevian den Zusammenschluss der beiden Versicherer noch nicht. Erst müssen die neuen Gegebenheiten analysiert werden. Pikant: Am kommenden Freitag findet erst die ordentliche Generalversammlung statt, an welcher Robert Schuchna, der Vertreter des Finanzinvestors in den Verwaltungsrat der Baloise gewählt werden soll.
Mit der Fusionsankündigung haben die beiden Versicherer nun ihre Aktionäre vor vollendete Tatsachen gestellt. Der Baloise-Chef Michael Müller ist damit den Forderungen von Cevian in gewisser Weise zuvor gekommen. Über den tatsächlichen Einfluss der Beteiligung des Finanzinvestors an der Fusion kann nur spekuliert werden. Die in Aussicht gestellten Einsparungen in der Höhe von 350 Millionen Franken zeigen jedoch, dass es bei den Versicherern durchaus Potenzial für mehr Effizienz gibt.