Auch wenn die Nase fast immer betroffen ist, ist der Heuschnupfen mehr als ein Schnupfen. Was Sie sonst noch über die häufigste Allergie wissen müssen.
Dieser Artikel befasst sich mit den Symptomen des Heuschnupfens. In einem zweiten Artikel beschäftigen wir uns mit der Frage, was Heuschnupfen ist und wie er diagnostiziert wird.
Wenn ich im Frühling oder im Sommer typische Symptome in der Nase verspüre. Dazu zählen häufiges Niesen und Schnupfen, ein Kribbeln und Juckreiz sowie eine fliessende, verstopfte Nase, die mit einer behinderten Atmung einhergehen kann. Das alles spricht für eine Entzündung in der Nasenschleimhaut. Wird diese Entzündung immer dann befeuert, wenn bestimmte Pollen in der Luft sind, liegt der Verdacht auf Heuschnupfen nahe. Wann welche Pollen ihre Hauptsaison haben, zeigen nationale Pollenkalender (vgl. Grafik unten). Die tagesaktuellen regionalen Pollenbelastungen erfährt man von den Wetterdiensten oder auf Websites wie www.pollenundallergie.ch und über Apps, wie sie etwa die Stiftung «Aha! Allergiezentrum Schweiz» anbietet.
Überhaupt nicht. Meist sind auch die Augen betroffen. Diese sind entzündet, geschwollen und jucken bis schmerzen (Bindehautentzündung). Laut dem Berner Allergologen Helbling ist Heuschnupfen als Systemerkrankung zu verstehen. Sie betrifft also den ganzen Körper. Das komme im alten Begriff des Heufiebers sehr schön zum Ausdruck. So sind etwa bei vielen Patienten auch die Nasennebenhöhlen entzündet, die mit der Nase in Verbindung stehen. «Eine solche Sinusitis löst ein Druckgefühl im Oberkiefer sowie Kopfschmerzen und ein allgemeines Krankheitsgefühl aus», sagt Helbling.
Ja, das ist möglich. In diesem Fall spricht man von einem Etagenwechsel, weil die Schleimhäute der beiden Regionen ineinander übergehen. So haben bis zu 50 Prozent der Asthmapatienten auch Heuschnupfen. Die Pollen selbst sind zwar zu gross, um direkt in die Lungen zu gelangen. Das gelte aber nicht für die einzelnen Allergene in den Pollen, erklärt Helbling. «Die sind kleiner als Feinstaub.»
«Die Allgemeinsymptome sind sehr ernst zu nehmen», sagt Helbling. Denn die durch die Pollenallergie ausgelöste Müdigkeit, Schlafstörungen und Konzentrationsschwäche könnten bei einigen Patienten zu einem Leistungsknick in der Schule oder am Arbeitsplatz führen und psychische Probleme mit sich bringen. «Solche Zusammenhänge muss man gerade bei Kindern und Jugendlichen mit plötzlichem Schulversagen im Auge behalten», betont der Arzt.
Bei der Sensibilisierung auf eine Pollenart produziert das Immunsystem spezifische Antikörper gegen eigentlich harmlose Eiweisse in den Pollen. Diese IgE-Antikörper können im Blut gemessen oder mit Hauttests nachgewiesen werden. Beim erneuten Kontakt mit den Pollen aktivieren die IgE-Antikörper andere Antikörper auf Zellen in den Schleimhäuten (Mastzellen) und im Blut. Diese Zellen schütten dann Histamin und andere entzündungsfördernde Stoffe aus. Es sind diese Botenstoffe, die beim Patienten die Allergiesymptome auslösen.
Dafür kommen viele Umweltfaktoren infrage. Das zeigt sich etwa bei eineiigen Zwillingen: Wachsen sie an unterschiedlichen Orten auf, können sie andere Allergien entwickeln. Aus Studien weiss man auch, dass Kinder auf Bauernhöfen weniger Allergien haben als Stadtkinder. Dabei dürfte die sogenannte Hygienehypothese eine Rolle spielen. Diese besagt, dass zu viel Hygiene das Allergierisiko erhöht. «Früher hatten wir viel mehr bakterielle und parasitäre Infektionen», erklärt Helbling. «Das hat das Immunsystem anders als heute trainiert.» Fehle dieses Training gegen Krankheitserreger, suche sich das Immunsystem einen anderen «Spielplatz». Das könne Allergien begünstigen.